Im Netz der Angst
Mund wurde schmal, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich kann nichts dazu sagen. Ich habe entsprechende Papiere unterzeichnet. Und da ich das Geld genommen habe, werde ich mich auch daran halten.«
Josh streckte beschwichtigend die Hände aus. »Das verstehen wir. Ich meinte ja auch nur, dass Sie eine gute Einigung erzielt haben müssen. Also, wo waren Sie am Dienstagabend gegen halb zehn?«, fragte er dann, beugte sich vor und blickte Doreen forschend ins Gesicht.
Sie lächelte breit. »Auf der Geburtstagsfeier von meinem Onkel Howard, zusammen mit etwa fünfundzwanzig Familienmitgliedern.«
»Könnten Sie uns da Namen und Telefonnummern nennen, damit wir das überprüfen können?«, bat Josh freundlich und wunderte sich insgeheim, was an seiner Frage wohl so komisch gewesen war.
»Warum fragen Sie Onkel Howie nicht selbst? Sie arbeiten doch mit ihm zusammen. Wahrscheinlich kennen Sie ihn eher als Captain Howard Gibson.«
Elise und Josh waren von Doreen Hughes direkt zur Polizeidirektion gefahren und dort angekommen schnurstracks in Eds Büro im Untergeschoss geeilt.
»Okay, Ed, dann schieß mal los!« Elise ließ sich auf der Ecke seines Schreibtischs nieder, Josh nahm seine übliche Position am Rand der Kabine ein.
»Bei diesen Subunternehmern, die ich für euch überprüfen sollte, handelt es sich um Briefkastenfirmen. Sie existieren nur auf dem Papier«, sagte Ed. »Dawkin hat alles sehr geschickt arrangiert; ich wäre wohl lange nicht dahintergekommen, wenn ihr mich nicht auf die richtige Spur gebracht hättet.«
»Aber was wollte er damit bezwecken?«, fragte Josh.
»Orrin Dawkin hat sich durch sie bereichert, indem er Firmengelder von Dawkin-Walter-Consulting veruntreut hat. Er hat Geld vom Gewinn der Firma abgezweigt, um damit seine Schulden aus den Börsenspekulationen zu tilgen.«
17
»Genug!« Simone keuchte. Sie beugte sich nach vorn, stützte sich mit den Händen auf den Knien ab und schnappte nach Luft. »Versuchst du mich umzubringen?«
Aimee lachte und schob die Ärmel ihres Oberteils hoch. Zu Beginn hatte sie noch ein wenig gefroren, jetzt war sie schweißüberströmt. »Entschuldige. Ich hab versucht, mir den Kopf freizulaufen.« Sie bückte sich und lockerte die Schnürsenkel ihres Laufschuhs, um an den Wohnungsschlüssel zu kommen, den sie darunter festgesteckt hatte.
Simone richtete sich auf und wurde sofort wieder ernst. »Dieser Fall macht dir wirklich zu schaffen, was?«
»Ich wünschte, es wäre nicht so.« Aimee schloss die Haustür auf. »Willst du auf einen Kaffee mit hochkommen?«
Simone schaute auf die Uhr und schüttelte den Kopf. »Wenn ich direkt nach Hause fahre, kann ich vor Connors Fußballspiel noch schnell duschen. Was hast du heute Abend vor?«
»Nichts Besonderes. Ich wollte eigentlich Rechnungen schreiben, das ist längst überfällig.«
»Aimee! Sag, dass das nicht wahr ist! Heute ist Samstagabend – da ist Ausgehen angesagt. Wie soll ich mich an deinem spannenden Privatleben ergötzen, wenn du wie eine Nonne lebst?« Simone zuckte zusammen und rieb sich die Seite. »Komm doch zu uns! Brian hat einen Film ausgeliehen und wir werfen etwas auf den Grill. Du kannst uns alle im Boggle schlagen!«
»Oh«, flötete Aimee, »das klingt ja echt aufregend.«
»Immer noch besser als Rechnungen zu schreiben. Also, gegen sechs? Wenn wir die Kinder nicht bis sieben sattbekommen haben, ist die Hölle los.«
»Hört sich toll an! Ich bringe Eiscreme mit!«
Josh hockte im Gang des Einkaufszentrums auf einer ungemütlichen Plastikbank zwei Läden vom Hot Topic -Geschäft entfernt. Er hielt eine Zeitung in der Hand, las aber nicht wirklich darin. Stattdessen behielt er den an ihm vorbeifließenden Strom von Kauflustigen im Blick, während er innerlich Brent Mullens Mutter verfluchte. Es wäre viel einfacher gewesen, Brent an einem Ort mit weniger Menschen zu schnappen. Irgendwo dort, wo niemand auf die Idee kam, Joshs Zugriff mit einer Handykamera festzuhalten. Verdammt, wahrscheinlich würde er auf YouTube zu bewundern sein, noch ehe der Tag um war.
Elise saß neben ihm und feilte sich die Nägel.
»Er kommt!«, zischte sie. »Auf sechs Uhr!«
Josh spähte über den Rand seiner Zeitung. Brent Mullen war auf dem Weg ins Hot Topic -Geschäft und schlenderte ganz arglos direkt auf sie zu. Josh wartete ab, bis Brent an ihnen vorbeigelaufen war, dann stand er auf. Elise tat es ihm gleich und gemeinsam folgten sie Brent.
»Brent Mullen«, sagte Josh.
Brent schaute über
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