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Im Netz der Angst

Im Netz der Angst

Titel: Im Netz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Carr
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hatte, sollte nun plötzlich die Energie aufgebracht haben, etwas Derartiges zu tun? Sie erinnerte sich daran, wie Taylor nach ihrer Hand gegriffen und ein Blatt nach dem anderen mit diesen Symbolen vollgemalt hatte. Sie war eindeutig dabei gewesen, aus ihrem Zustand herauszufinden. Ein heikler Moment, zwischen dem erneuten Sich-Einlassen auf die reale Welt sowie dem damit verbundenen Schmerz und dem Verlust der gewohnten Sicherheit ihres Kokons. »Mussten die Schnitte genäht werden?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Aber da war jede Menge Blut und das Ganze hat für viel Aufregung gesorgt.«
    Aufregung bei wem? Die Angestellten in solchen Kliniken schienen Blut und Geschrei gegenüber völlig abgestumpft zu sein. »Was haben Sie unternommen?«
    »Nun, zunächst haben wir die Lorazepam-Dosis erhöht.« Brenner sah Aimee noch immer nicht in die Augen.
    Das hatte sie erwartet, aber es gefiel ihr nicht. »Sie haben Taylor also sediert?«
    »Ich würde es lieber so formulieren: Wir haben sie beruhigt, um mit dieser Situation umgehen zu können.« Dr. Brenners Lippen wurden schmal.
    Aimee durfte ihm nicht zu stark zusetzen. Wenn sie jetzt nicht behutsam vorging, würde sie möglicherweise jegliches Besuchsrecht verlieren. »Darf ich sie sehen?«, fragte Aimee.
    »Ich denke nicht, dass das im Moment klug wäre. Wir müssen die Lage erst wieder unter Kontrolle bekommen, bevor sie weitere Besucher empfängt. In den letzten Tagen herrschte hier ein ziemlicher Andrang. Vielleicht war das auch zu viel für sie.« Brenner lehnte sich etwas zurück und blickte sie mit einem selbstzufriedenen Ausdruck im Gesicht an.
    Nur zu gern wäre sie in dem Moment an seinen Schreibtisch getreten und hätte ihm eine verpasst, doch damit würde sie auch nichts erreichen. Sie wünschte, Josh wäre jetzt an ihrer Seite.
    »Verstehe«, erwiderte sie. »Würden Sie mich anrufen, sobald sie wieder Besuch empfangen kann?«
    »Selbstverständlich«, säuselte Brenner.
    Als Aimee Anstalten machte zu gehen, erhob er sich. »Ich finde allein hinaus«, sagte sie kühl.
    Was hatte Taylor derartig aufgeregt? Aimee war so tief in Gedanken versunken, dass sie auf dem Weg nach draußen beinahe in Sean Walter hineingerannt wäre. »Entschuldigen Sie«, murmelte sie, fing sich aber in der nächsten Sekunde wieder. »Tut mir leid!«
    Er griff nach ihrem Ellbogen, um sie zu beruhigen. »Schon gut. Alles in Ordnung bei Ihnen?«
    »Mir geht’s gut.« Sie lächelte ihn an. »Ich war nur in Gedanken. Sind Sie hier, um Taylor zu sehen?«
    »Ja, ich wollte ihr die hier bringen.« Er hielt eine Aerosmith-CD in der Hand. »Ich weiß, das ist einfallslos, aber als ich selbst eine schwierige Zeit hatte, habe ich das Album oft gehört. Ich dachte, vielleicht könnte ihr die Musik auch helfen. Ich möchte gern irgendwas tun, weiß aber nicht, was da wirklich sinnvoll wäre.«
    Aimee betrachtete die CD. Sie kannte einige der Songs darauf, zum Beispiel »Love in an Elevator«, »Janie’s Got a Gun«, »Monkey on My Back«. »Hey, das ist doch nicht einfallslos, Sean! Leider darf Taylor momentan keinen Besuch empfangen. Sie hat gestern einen Rückschlag erlitten. Sie wollten nicht einmal mich zu ihr durchlassen, ehe sie sich nicht wieder beruhigt hat. Und selbst dann bin ich nicht sicher, ob sie ihr erlauben werden, eine CD anzuhören.« Schon gar nicht eine so düstere und wütende . Aimee schaute sich Sean genauer an. Er wirkte so harmlos.
    Geknickt sah er sie an. »Wann glauben Sie, kann ich ihr die CD geben? Vielleicht nächste Woche?«
    Aimee schickte sich an, zu ihrem Wagen zu gehen. »Schwer zu sagen. Es könnte Wochen dauern, bis sie sich sicher genug fühlt, um zu reden oder auf jemanden reagiert, vielleicht auch Tage. Unmöglich, das vorauszusagen.«
    Sean verzog das Gesicht. »Es fällt mir schwer, immer wieder herzukommen, ohne zu wissen, ob ich sie überhaupt sehen kann oder nicht.«
    »Soll ich die CD für dich aufbewahren und sie Taylor geben, sobald sie so weit ist?«, bot Aimee an.
    Sean lächelte. »Das wäre großartig! Macht Ihnen das auch bestimmt nichts aus?«
    »Natürlich nicht.« Aimee steckte die CD in ihre Aktentasche und öffnete die Fahrertür. »Wenn du möchtest, kann ich dich auch anrufen und über Taylors Entwicklung auf dem Laufenden halten.«
    »Das wäre toll, vielen Dank! Ich würde wirklich gern weiterverfolgen, welche Fortschritte sie macht. Genau wie mein Dad. Taylor ist für uns wie ein Mitglied der Familie.«
    Aimee blickte in

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