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Im Netz der Meister 2

Im Netz der Meister 2

Titel: Im Netz der Meister 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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mitnehmen. Wenn Sie die beiden Süßen nehmen könnten, müsste ich mich nicht beeilen.« Simone sagte zu. Sie ließ die beiden Hunde noch mal an ihrem Handrücken schnüffeln und versuchte das dann folgende Gebell mit einem sanften: »Lulli, Bubbu, alles ist gut!« zu beschwichtigen. Frau Favier schüttelte missbilligend den Kopf. »Lulu und Bubi! Also dann, morgen früh um halb zehn?« Simone versprach, pünktlich zu sein.

    Sie sah auf die Uhr, als sie sich abends einloggte: Acht.
    »Zwei Stunden, und dann ist Schluss. Dann sehe ich fern oder lese«, befahl sie sich selbst. Sie öffnete vier Browser und ging in vier Chats mit vier verschiedenen Nicks gleichzeitig online.
    Irgendwo musste Mister Right sein. Sie notierte sich noch einmal die Kriterien: Groß und schlank sollte er sein, helle Augen, gute Zähne haben, im Berufsleben stehen, gut situiert sein. Ungebunden und dominant musste er sein. Und ein erfahrener Dom. Und humorvoll. Und fürsorglich. Ja, sie wusste, dass sie hohe Ansprüche hatte. Aber die hatte sie auch früher gehabt und sie hatten sich erfüllt. Sie würde Mister Right finden oder in ihrem Wohnklo zugrunde gehen.
    Sie hielt sich daran: Um zehn war der Computer aus und Simone sah seit langer Zeit mal wieder fern. Später im Bett las sie Sartre.
    »Ich bin meine Freiheit, ich bin mein Sinn.«
    Sie war sehr zuversichtlich und fühlte sich gut. Der erste Tag in ihrem neuen Leben war geschafft.

    Frau Favier übergab ihr die beiden Hunde und eine Tüte Leckerchen an der Wohnungstür, kurz bevor ihr Taxi kam. »Gegen Mittag bin ich zurück«, sagte sie und bedankte sich überschwänglich.
    Die Hunde zerrten und rissen aufgeregt an der Leine. Simone band sich die Leine kurzerhand um den Bauch und marschierte los. Gegen ihr Körpergewicht hatten sie keine Chance. Lulu und Bubi zogen und keuchten, die Zungen hingen ihnen aus den Schnauzen und die Augen quollen wie Bette-Davis-Eyes aus den Köpfen.
    Simone ging über die Wiese entlang der Poppelsdorfer Allee bis zum Schloss, durchquerte den kleinen Park am Weiher, wunderte sich, wie lange sie nicht mehr hier gewesen war, als sie den Botanischen Garten sah. Sie kaufte sich an der Clemens-August-Straße einen Kaffee zum Mitnehmen und schlug den Weg zum Kreuzberg ein. Oben angekommen, setzte sie sich auf die Bank neben der Kapelle. Es war einer ihrer Lieblingsplätze: Die Aussicht war beeindruckend, wie ein Stillleben lag die Stadt im Tal hinter dem Waldstück, und bei gutem Wetter konnte man am Horizont den Kölner Dom sehen.
    Lulu und Bubi waren erschöpft und lagen hechelnd zu ihren Füßen. Der Pekinese sah aus, als würde er grinsen, der Yorkshire japste eine Weile und schlief dann ein.
    Simone dachte an früher, an endlose Spaziergänge mit Carlos als ganz jungem Hund und den Kindern, als sie noch klein waren, an Schnitzeljagden zu Kindergeburtstagen, an kreischende Mädchen, die auf der Hangwiese dem Drachen hinterher liefen, an Gerald, der sich lachend das Haar aus dem Gesicht strich.
    Vorbei. Alles vorbei. Aber das Leben mit den Kindern ist sowieso Vergangenheit, es wäre auch ohne die Trennung vorbei. Vielleicht gehört es zum Älterwerden, dass man immer wieder lernen muss, sich zu verabschieden? Von Menschen, Tieren und Dingen, von Gewohnheiten und Umständen? Irgendwas geht doch immer gerade zu Ende.
    Sie rauchte noch eine und machte sich auf den Rückweg. Sie ging über den Poppelsdorfer Friedhof, bog links ab und schlenderte an den alten Schrebergärten entlang bis zum Mordkappellenpfad und ging dann nach Hause. Fast drei Stunden war sie unterwegs. Ihre Füße taten weh und sie hatte Rückenschmerzen. So lange war sie seit Monaten nicht draußen gewesen. Die Hunde gingen brav bei Fuß, sie waren erschöpft. Keiner zerrte, keiner zog und Simone belohnte sie mit Leckerchen.
    Zu Hause legte sie sich aufs Sofa und schlief ein. Als sie aufwachte, lagen die Hunde auf ihren Beinen und zuckten im Schlaf mit den Pfötchen. Es war halb drei. Hatte sie das Klingeln von Frau Favier nicht gehört? Sie musste längst zurück sein.
    Simone schellte oben an ihrer Wohnungstür, aber es war niemand da. Sie verfütterte eine Büchse Frühstücksfleisch und die restlichen Leckerchen an die Hunde und ging online. Zwei Stunden.
    Sie hatte eine Menge Post und etliche neue Kontaktanfragen.
    Eine davon kam von Luka aus Köln. Er zitierte in seinem Profil Bob Dylan: »Ein Mann ist erfolgreich, wenn er am Morgen aufsteht und am Abend ins Bett geht und zwischendurch

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