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Im Netz der Meister 2

Im Netz der Meister 2

Titel: Im Netz der Meister 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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Simone sich, ob er mit vielen Frauen hierher kam.
    Sie saßen am Fenster und hatten einen herrlichen Blick auf den Fluss, den Dom und die Hohenzollernbrücke. Postkartenpanorama. Sie tranken Wein zum Essen und Grappa zum Kaffee. Luka erzählte von seinen Kindern und seinen Exfrauen. Die beiden seien miteinander befreundet, sagte er. Er sprach von seinen Eltern, von seinen Schwestern, die in Kroatien lebten. Familienmensch, typisch südländisch, dachte Simone.
    Luka bestellte zwei Averna auf Eis. Er fragte sie ein bisschen aus und sie erzählte, dass sie seit langem getrennt lebe und dass Jenny und Julia bei Gerald geblieben wären. Sie schämte sich nicht, als sie zugab, arbeitslos zu sein, und Luka sagte nichts dazu.
    Simone sah hinaus auf den Rhein. Unzählige Lichter spiegelten sich im Wasser. Eine Straßenbahn glitt in Zeitlupe über die Brücke. Die Wolkendecke riss auf und gab für ein paar Minuten den Sternenhimmel frei. Simone lehnte sich zurück. Was für ein schöner Moment, dachte sie.
    Luka drehte an seinen Manschettenknöpfen. »Was sagst du, wann du wirst geschieden?« fragte er unvermittelt.
    »Keine Ahnung, eigentlich gar nicht, also, ich meine, Gerald und ich haben darüber nicht gesprochen. Warum?«
    Er sah ihr in die Augen. »Weil ich dich heiraten will.«
    Simone starrte ihn an. Sie machte den Mund auf und wieder zu. Dann begann sie zu lachen und sagte: »Weißt du, was ich gerade verstanden habe?« Sie schlug mit der Hand leicht auf die Tischkante und machte dann eine abwinkende Handbewegung. »Ich hab verstanden ... ach, ist ja auch egal.«
    Luka sah sie ernst an. »Hast du richtig verstanden, Simone.«
    Sie fühlte sich verscheißert. So ein Spinner. Sie beschloss, cool zu reagieren und sagte: »Ach so. Na, dann. Ich sprech morgen mal mit meinem Mann.«
    Luka grinste und bestellte noch zwei Kölsch. Simone wollte lieber Mineralwasser, aber er sagte: »Ich fahre, kannst du trinken.«
    Später fuhren sie in eine Schickimicki-Bar am Ring.
    Auf dem Weg zum Auto musste sie pinkeln. Sie hockte sich in eine Ecke neben einer Mauer und bat Luka aufzupassen, dass keiner kam. Als sie fertig war, zog er sie am Arm zu sich heran, griff ihr unter den Rock und fasste ihr liebkosend in den nassen Schritt. Dann leckte er langsam seine Hand ab, jeden Finger einzeln. Simone war fasziniert.
    In der Bar setzte er sich auf einen Hocker am Tresen und zog sie zwischen seine Beine. Er bestellte Kölsch und Averna. Luka sah ihr in die Augen und streichelte mit den Fingerspitzen ihre Wange. Langsam, ganz langsam. Als er seine Hand wegnahm, zuckte Simone plötzlich zusammen. Ihre Fantasie hatte ihr einen Streich gespielt.
    »Was ist los?«
    »Ich hatte das Gefühl, dass du mir eine Ohrfeige geben willst«, sagte sie.
    Er sah sie verständnislos an. Dann sagte er: »Nicht hier, nicht in Öffentlichkeit.«
    »Wenn ich dein Eigentum wäre, könntest du es machen, wo du wolltest und wann du wolltest.«
    Sie provozierte, und er ging nicht darauf ein. »Später«, sagte er nur. Er nahm ihr Kinn in die Hand und sagte: »Hast du Mut, Simone? Mut zu Risiko?«
    Sie überlegte kurz. »Eigentlich schon, warum?«
    »Würdest du mich heiraten? War Ernst vorhin, war kein Spaß.«
    Sie sah ihn lange an, versuchte, in seinem Blick zu lesen. Dunkelbraun, die Augen, mit Lachfalten in den Winkeln und ein paar widerspenstigen Haaren in den breiten schwarzen Brauen. Was ist denn das für eine Nummer? Meint der das wirklich ernst? Das gibt’s doch gar nicht.
    Sie sagte: »Warum nicht? Klar, wenn ich geschieden bin, lass uns ein bisschen heiraten.« Simone merkte, dass sie zu viel getrunken hatte.
    Gedankensalat, dachte sie. Das ist alles absurd. Ein Film. Oder ich träume das. Es kann alles gar nicht wahr sein. Ich sitze in einer Bar am Kölner Ring und ein schöner reicher Kroate will mich heiraten. Mich, Simone, 45, Mann verlassen, Kinder verlassen, Laden in den Sand gesetzt, onlinesüchtig, einsam, verhaltensgestört und zu dick. Eben. Alles Quatsch. Der sagt das nur, der will das nicht wirklich. Aber sein Gesicht ist total ernst. Ich hab’s: ein Heiratsschwindler. Er ist ein Heiratsschwindler. Unsinn. Seit wann machen die sich an Arbeitslose ran? Der findet es einfach lustig, macht sich einen Spaß daraus, mich zu verarschen. Genau. Der will wissen, wie weit er gehen kann. Bis jetzt hab ich ja gut reagiert. Lass ihn doch vom Heiraten reden, tut ja keinem weh. Aber was ist eigentlich, wenn er das ernst meint? Vielleicht ist er so hin und

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