Im Netz der Meister 2
an, als er immer wieder fragte, warum sie ständig auf ihr Handy gucke und dauernd prüfe, ob der Telefonhörer aufgelegt sei.
Maurice bestellte sich gegen vier Uhr morgens ein Taxi.
Simone loggte sich ein und schrieb Luka eine Mail. Die Zeilen auf dem Bildschirm verschwammen vor ihren Augen und sie musste sich zusammenreißen, um fehlerfrei zu schreiben, was sie ihm sagen wollte. Dass er ein Weiberheld sei, ein verantwortungsloser Weiberheld, er habe kein Kondom genommen letzte Nacht, und wann er seinen letzten Aidstest gemacht habe, und ob er jetzt doch lieber mit dieser Alice ... und ob er bei der wenigstens aufpassen würde, um sie nicht anzustecken oder zu schwängern oder beides, und wer er überhaupt sei, sie hätte den Namen, den er ihr genannt hatte, gegoogelt, schrieb sie ihm. Nichts. Im ganzen Web gebe es keinen Ingenieur in Köln mit seinem Namen. Ob er immer so lügen würde, und dass sie gleich Montag zum Aidstest gehen würde und zum Schwangerschaftstest noch dazu, schrieb sie. Sie las sich die Mail nicht noch mal durch, bevor sie auf »senden« klickte. Gleich danach ging sie ins Bett.
Sie stand wieder auf, als sie merkte, dass sie vergessen hatte, sich die beiden Telefone auf den Nachttisch zu legen.
Luka rief auch am Sonntag nicht an.
Maurice meldete sich gegen Mittag. Er war müde und verkatert, war um acht schon mit den Hunden draußen gewesen. Seine Mutter wartete auf seinen Besuch, ob Simone mit ins Krankenhaus wolle, fragte er. Simone lehnte ab. Aber sie wollte später mit ihm und den Hunden spazieren gehen. Sie freute sich, nicht allein zu sein.
Sie hielt während des Spazierganges die ganze Zeit ihr Handy in der Hand. Als sie wieder verstohlen auf das Display sah, sagte Maurice: »Immer noch keine SMS?« Sie schüttelte den Kopf. »Da hat dich einer richtig beeindruckt, wenn ich das so sagen darf.«
Simone lächelte. »Ja, aber irgendwas fühlt sich dabei komisch an.« Und dann erzählte Simone ihm kurz von Luka, beschrieb ihn als »attraktiven Südländer«, den sie aber nicht so ganz einschätzen könne.
»Seinetwegen guckst du alle drei Minuten auf dein Handy? Ist er es, auf dessen Anrufe du dauernd wartest?«
»Ja. Das ist eigentlich nicht meine Art«, sagte Simone. Eigentlich sei sie im Umgang mit Männern ganz cool.
»Aha«, sagte Maurice. Sie konnte sein Lächeln nicht deuten. Am liebsten hätte sie ihm jetzt spontan erklärt, dass die Sache mit den Männern nicht so einfach sei, dass ein Mann nicht nur ein Mann sein müsse, um mit ihr zurechtzukommen, aber dann tat sie es nicht. Zu Maurice begann sich eine schöne Freundschaft außerhalb von Neigung und BDSM zu entwickeln, und dabei wollte sie es belassen. Sie wollte ihn nicht schockieren.
Am Sonntagabend um zehn Uhr rief Luka an. Er hatte ihre Mail gelesen und war stinksauer. »Aidstest? Willst du provozieren? Südländer beleidigen?«, schimpfte er. »Wieso spionierst du nach mir? Wieso suchst du meine Firma? Traust du mir nicht?«
»Doch, schon, aber ...«
»Aber, aber, was? Wer vertraut, muss nicht spionieren! Denkst du, ich gehe mit jeder Frau ins Bett? Denkst du, ich setze aufs Spiel, was mit uns passiert?«
»Wie meinst du das?«
»Denkst du, gehe ich mit jeder ins Bett? Denkst du, habe ich Aids?«
»Ja ... Nein ... ich weiß nicht ...«, stammelte sie.
»Simone! Wenn du etwas wissen willst von mir, frage mich!«
Sie klang trotzig: »Ja, aber du hast nicht angerufen und meine Mails nicht beantwortet!«
»Und dann kann man Kroaten beleidigen? Ach, ich wusste das nicht.«
Er schwieg. Simone war kleinlaut. »Nein«, sagte sie nach einer Weile.
Er sagte, und es klang, als spräche er mit einem ungezogenen Mädchen: »Hab ich gesagt, ich habe am Wochenende Kinder. War ich im Kino mit Kindern, ›Ratatouille‹ hieß Film, süß, Film mit Ratte, die kocht, habe ich Eintrittskarten hier, willst du Karten sehen, Simone? Simone!«
»Es tut mir leid.«
»Und was noch, Simone? Tut dir leid? Bin ich Weiberheld, Betrüger, Fake, Aidskranker? Denkst du? Denkst du, gibt es mich nicht? Denkst du, gebe ich dir falsche Namen? Warum soll ich? Habe ich Schluss gemacht mit Alice, weil habe ich dich getroffen, und sagst du, bin ich Weiberheld?«
Ihre Gedanken schwirrten durcheinander. Wie peinlich! Er war mit seinen Kindern im Kino gewesen, und sie beschimpfte ihn. Sicher hatte er ihr das vorher erzählt, und sie hatte es vergessen. Deswegen war er auch nicht online gewesen. Herrje.
»Luka, ich war betrunken und übermüdet,
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