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Im Netz der Meister 2

Im Netz der Meister 2

Titel: Im Netz der Meister 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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tut mir leid. Ich hatte Besuch, ein Freund war hier, und wir haben Wein getrunken. Und als er weg war ... Ich weiß auch nicht, welcher Teufel mich dann geritten hat, als ich dir nachts noch gemailt hab.«
    Er ließ nicht locker. »Nimm Stift und schreib auf!« Dann diktierte er ihr seinen Namen, den Namen seiner Firma, die private Adresse und die Firmenadresse, mehrere Telefon- und Handynummern. »So. Wenn du Aidstest willst, ich gehe morgen. Wir können zusammen gehen.«
    Er redete noch eine Weile auf sie ein. Am Schluss sagte er: »Dienstagabend um sieben will ich dich sehen. Hole ich dich vor Tür ab. Punkt sieben.«
    »Ja«, sagte sie.
    »Kleine verrückte Simone. Musst du viel Mühe geben, sonst ich kann nicht verzeihen.«
    »Ja«, sagte sie. Sie schämte sich für ihr Misstrauen. Sehr.
    Sie wunderte sich nur einen Moment, dass er nicht darauf reagiert hatte, als sie sagte, sie habe mit einem Freund getrunken. War er etwa gar nicht eifersüchtig, der sonst so heißblütige Balkanese? Unsinn, schalt sie sich. Er ist einfach selbstbewusst. Er glaubt mir, was ich sage. Im Gegensatz zu mir. Ich bin so doof! Was passiert mit mir? Warum benehme ich mich so unmöglich? Ist er der Traumdom, ist er Mr. Right? Kann ich das wissen, nach einer Nacht betrunken vögeln und nach einem Wochenende warten und mich verrückt machen? Bin ich verknallt? Verliebt? Ist er ein Dom? Oder nur ein Macho? Warum zweifele ich? Warum genieße ich nicht, dass ich so ein Glück und einen tollen Mann an der Angel habe? Trotz meines Alters, trotz meiner Kilos zu viel?
    Montag hatte Simone den ganzen Tag keine Lust aufs Internet. Sie meldete sich nur kurz bei Diana und einigen Bekannten und »entschuldigte« sich mit Terminen, Arbeit und »Privatem«.
    Luka war nicht online. Er gehörte nicht zu denen, die während der Arbeit den ganzen Tag nebenbei im Netz surften.
    Simone rief Maurice an. Sie musste den Tag irgendwie rumkriegen. Er wollte zu einem Weinhändler nach Ahrweiler und freute sich, als sie seine Einladung annahm und mitfuhr. Er holte sie ab, hatte die Hunde dabei und sie verbrachten einen schönen Tag.
    »Warum kümmerst du dich eigentlich so nett um mich?« fragte Simone einmal.
    Er lächelte und strich sich mit der Hand über den Bart. »Weil du jemanden brauchst, der sich um dich kümmert.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du wirst es noch erfahren«, sagte Maurice.
    »Nein, sag’s mir jetzt! Wieso brauche ich einen Kümmerer?«
    Er lachte. »Nix da, Ruhe jetzt.«

Praxis Dr. Armin Wenzel
    Chiffre W 23 09 62 / Bisheriger Verlauf

    Frau S. kommt weiterhin pünktlich und regelmäßig zu den vereinbarten Terminen. In Rückprojektionen verarbeitet sie in zwei Sitzungen in der Woche zahlreiche Themen und Verhaltensmuster, von denen einige ihr erst im Laufe der Therapiesitzungen bewusst wurden.
    Obwohl sie ihre Nahziele, weiterhin Nikotinabstinenz und Stabilisierung der aktuellen Krise, erreicht hat, fühle sie sich noch nicht stark genug, um die Therapie zu beenden.
    Wegen der bestehenden Rückfallgefahr in der weiterhin erheblichen psychosozialen Belastungssituation ist zur weiteren Stabilisierung eine Fortführung der kognitiven Verhaltenstherapie im Einzelsetting als zeitlich begrenzte Hilfe zur Selbsthilfe indiziert.
    Der Fokus liegt weiterhin auf der Wahrnehmung und Kommunikation eigener Bedürfnisse und Belastungsgrenzen in der Nähe-Distanz-Regulation, dem Training der Abgrenzungsfähigkeit, auch von eigenen perfektionistischen Anforderungen, eine Erhöhung der Frustrationstoleranz beim Aushalten von Ambivalenzen und der Optimierung von Stressbewältigung bei kognitiv-emotionaler Dissonanz. Die Prognose ist aufgrund der guten Ressourcen von Frau S. langfristig Erfolg versprechend. In diesem Behandlungsabschnitt werden weitere zehn Einzelsitzungen in einer Frequenz von zwei Sitzungen monatlich beantragt.

15

    Simone stand Dienstagabend um Punkt sieben Uhr vor dem Haus. Luka kam um Viertel vor acht. Er fuhr einen dunklen Kombi mit Kölner Nummer. Er stieg aus dem Auto, hatte die Hände in den Hosentaschen und kam lächelnd auf sie zu. Dann blieb er stehen und musterte sie. Er hat ein Doppelkinn, wenn er so guckt, dachte Simone.
    »Schöne Frau. Komm her.« Er nahm sie in den Arm, küsste sie auf den Mund und schob sie zum Auto. Er öffnete ihr die Tür und ließ sie einsteigen. »Wir fahren nach Köln«, sagte er. Er hatte in einem Restaurant am Rhein einen Tisch bestellt. »Ist Lieblingsplatz hier«, sagte er, und spontan fragte

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