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Im Netz der Meister (German Edition)

Im Netz der Meister (German Edition)

Titel: Im Netz der Meister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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durch ihre kräftige Stimme und ihre ausgeprägte Körpersprache auf. Und ihre stets zu kurzen Röcke und zu hohen Schuhe waren ein für sie typischer Blickfang. Karin war allein, sie suchte einen Mann, tat das im Internet mit einem enormen Engagement, fand offensichtlich gelegentlich jemanden und suchte dennoch weiter.
    Simone überlegte. Viel anders bin ich auch nicht. Ich habe einen Ehemann, den ich sehr liebe und nie verlassen würde. Ich hatte einen One-Night-Stand mit Boris. Ich suche weiter. Was und wen? Warum?
    Karin unterbrach ihre Gedanken: »Was du wissen willst, ma chérie, ist doch, ob Karel diskret ist und wie er im Bett ist, oder?«
    »Karin!« Simone tat entrüstet, musste aber sofort über sich selbst lachen. »Warum reden wir beide eigentlich die ganze Zeit so verzweifelt um den heißen Brei herum?«
    »Weil du Angst um deine Ehe hast, meine Liebste. Aber sorge dich doch nicht, lebe, carpe diem. Nur das Heute zählt. Erinnerst du dich an das Bonmot von Ernst Bloch? Das mit dem Pferd und dem Hund?«
    Simone schüttelte den Kopf und Karin sagte: »Ein Hund und ein Pferd waren befreundet. Der Hund sparte für das Pferd die besten Knochen auf. Und das Pferd legte dem Hund die besten Heubündel vor. Jeder wollte dem anderen was Gutes tun und am Ende war keiner von beiden satt. Verstehst du nicht, meine liebste Simone? Mach dir keine Sorgen über dein exquisites kleines Geheimnis: Ich bin verschwiegen wie ein Grab.«
    Am Abend, als die Buchhandlung geschlossen und Karin längst gegangen war, telefonierte Simone mit Karel. Sie redete gerne mit ihm, mochte seinen charmanten Akzent, die sonore Stimme, und sie mochte die Art, mit der er einem Smalltalk eine überraschende und deutliche Wendung geben konnte.
    »Soso, du kennst Gräfin Mariza, und die beiden Damen haben miteinander geplaudert.« Seine Stimme klang spöttisch.
    »Nicht im Detail, Karel, sie erzählte nur, dass sie dich kennt und dass ihr euch getroffen habt.«
    »Ja, das ist richtig.«
    Mehr sagte Karel nicht zu diesem Thema, und Simone registrierte erleichtert seine Diskretion.
    »Wann hast du es dir zuletzt selbst gemacht?«
    Simones Pulsschlag beschleunigte sich abrupt, als Karel diese unerwartete Frage stellte. Sie suchte nach einer schnellen Antwort.
    »Nun? Ich höre?«
    »Das ist lange her, Karel.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage. Ab heute wirst du es jeden Tag tun, hast du das verstanden? Ich erwarte täglich eine Mail, in der du mir beschreibst, wie du es getan hast, wo du es getan hast und woran du dabei gedacht hast.« Simone schluckte.
    »Das wird nicht möglich sein, Karel. Ich schlafe mit meinem Mann in einem Bett. Ich kann es mir doch nicht selbst machen, wenn er neben mir liegt.«
    »Du kannst. Und du wirst einen Weg finden, nicht wahr?«
    »Ja, Herr«, antwortete Simone automatisch – und erschrak über diese Anrede. Karel lachte auf.
    »Nein, Simone, ich bin nicht dein Herr. Aber ich werde es in wenigen Wochen sein. Bis dahin verzichte ich auf diese Anrede. Du wirst tun, was ich dir gesagt habe: Du machst es dir jeden Tag und schreibst mir jeden Tag eine Mail. Auch wenn ich nicht antworte, weil ich geschäftlich unterwegs bin, so wirst du es dennoch gewissenhaft tun. Ich will dich animiert und lustvoll, wenn ich dich bei mir habe. Ich glaube, ich schätze dich richtig ein, wenn ich sage, dass du dein Lustpotential trainieren musst, nicht wahr?«
    Simone überlegte. Karel hatte sicher Recht. Ihr Sexualleben war von Gewohnheit und Pflichtbewusstsein geprägt und ihre wahre Lust fand nur in ihren Träumen und Visionen statt. Wie oft hatte sie sich schon gefragt, ob sie frigide sei, wenn sie mit Gerald schlief und nicht viel mehr als Zuneigung empfand. Lust, Geilheit, Hemmungslosigkeit ... das war lange her. Zuletzt hatte sie das mit Boris real erlebt.
    Sie war glücklich, dass Karel sich solche Gedanken um sie machte und fühlte sich umsorgt.
    »Was auch immer geschehen wird mit uns beiden – deine Lust steht immer im Mittelpunkt. Vergiss das nie!«, hatte er ihr zu Beginn ihres Kontaktes geschrieben.
    Simone dachte lächelnd daran und versprach ihm, gehorsam zu sein und ihre Berichte pünktlich und authentisch abzuliefern. Gleich heute Abend würde sie beginnen, ihre Lust zu schulen, wie Karel es genannt hatte – und niemandem würde sie damit schaden.

    In zwei Wochen würde sie Karel treffen. Diesmal war es einfach gewesen, eine Ausrede zu finden: Simone hatte eine Einladung zu einem Literaturfestival in Frankfurt

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