Im Netz des Drachen
Kerzengerade saß er auf einmal da.
»Was ist, Zweiter?«
Der Zweite Detektiv blickte über den Artikel hinweg und sah seine Freunde völlig verdattert an. »Ratet mal, wie die beiden Nachtwächter hießen!«
»Keine Ahnung, woher soll ich das wissen? Dick und Doof?«, sagte Justus ungeduldig.
Peter schüttelte fassungslos den Kopf. »Nein. Lester Pickett und Stephen Baron.«
Justus und Bob verschlug es für einen Moment die Sprache. Wortlos nahm Justus den Artikel, den ihm Peter reichte, und sah sich zusammen mit Bob das Foto an.
»Das ist tatsächlich Sheriff Pickett«, sagte der Erste Detektiv verblüfft. »Und Stephen Baron.« Das Gesicht des Computergenies hatte er schon oft genug in der Zeitung gesehen. »Sehr viel jünger als jetzt, aber sie sind es. Ohne jeden Zweifel! Unglaublich!«
Den ganzen Heimweg diskutierten die drei ??? darüber, was diese erstaunliche Entdeckung zu bedeuten hatte. Und ob sie im Hinblick auf ihren Fall etwas zu bedeuten hatte. Lester Pickett und Stephen Baron kannten sich, ein Umstand, den der Sheriff nicht erwähnt hatte. Warum? Beide hatten den Drachenschatz in jener Nacht bewacht, als er gestohlen wurde. Und jetzt fand sich ein Hinweis auf ebendiesen Schatz in einem von Barons Computerspielen. Ein Zufall war das sicher nicht. Aber was war der Grund? Und wie hing das alles mit dem Brief des Schwarzen Ritters zusammen? Gab es da überhaupt einen Zusammenhang? Das Gemälde der beiden Adligen wurde in dem Brief erwähnt, und die Dame trug auf dem echten Bild von Barons Anwesen das Diadem aus dem Drachenschatz. Im Brief war auch von etwas Goldenem die Rede. Ein Schatz? Dieser Schatz? Das merkwürdige Adjektiv ›nordgolden‹ deutete womöglich auf jenen Normannenschatz hin. Doch was wiederum hätte der sterbenskranke Baron damit zu tun, den damals die Diebe niedergeschlagen hatten? Und welche Rolle spielten der Drache, der Gargoyle, Guinevere, der Troll?
Den drei ??? schwirrte der Kopf, als sie sich am frühen Abend trennten. Bobs Familie bekam Besuch und Peter hatte ein Date mit seiner Freundin Kelly. Aber Justus saß noch lange über ihren Notizen, schaute sich die Bilder vom Schatz an, studierte Holbrookes Ausdruck des Gemäldes und denjenigen der Online-Version, las wieder und wieder den Brief, grübelte, machte sich Notizen, verwarf Gedanken und überlegte und überlegte.
Doch die erleuchtende Idee hatte er nicht. Außerdem wurde er immer müder und das Nachdenken fiel ihm zunehmend schwerer. Gegen Mitternacht verschwamm allmählich alles vor seinen Augen, der Brief, die Bilder und die Kopien der Zeitungsartikel. Mit dem Ausdruck von dem Gemälde aus Dragoncourt in den Händen, dessen Konturen sich langsam in ein unscharfes Flimmern verwandelten, nickte der Erste Detektiv schließlich ein.
Und fuhr im nächsten Augenblick in die Höhe!
»Das ist doch …!« Er starrte das Bild an. »Ich … glaub das nicht!« Er bewegte das Blatt Papier vor und zurück, kniff die Augen zusammen, riss sie dann wieder auf und schaute dabei äußerst merkwürdig drein. Ein stiller Beobachter hätte meinen können, dass der Erste Detektiv ein wenig betrunken war.
Plötzlich hielt Justus inne, die Augen immer noch unverwandt auf den Ausdruck des Gemäldes gerichtet. »Ja! Unglaublich!« Er lächelte beglückt. » Silberner Blick ! Genial!«
Neue Dimensionen
Als Peter und Bob am nächsten Morgen in die Zentrale kamen, empfing sie der Erste Detektiv mit einem breiten Grinsen.
Peter sah ihn irritiert an. »Wovon hast du denn geträumt?« Er ließ sich in den Sessel fallen, stellte seinen MandelmilchCreme-Becher daneben auf den Boden und packte seinen Himbeer-Bagel aus. »Und wieso müssen wir in den Ferien zu nachtschlafender Zeit hier antanzen?« Der Zweite Detektiv biss in das Gebäck.
»Es ist elf Uhr, Peter.« Justus behielt sein Grinsen im Gesicht.
»Jetzt sag schon, was mit dir los ist!« Bob holte sich eine Tüte Orangensaft aus dem Kühlschrank, roch kurz daran und nahm dann einen großen Schluck.
»Du bist auf eine neue Diät gestoßen, gib’s zu!«, sagte Peter mit vollem Mund.
Aber selbst dieser Frontalangriff auf seine überschüssigen Pfunde brachte den Ersten Detektiv nicht aus dem Gleichgewicht. Er nahm milde lächelnd den Ausdruck des echten Gemäldes vom Tisch und überreichte ihn seinen Freunden. »Ansehen!«
»Den haben wir doch schon hundertmal angesehen«, erwiderte Bob verwundert.
»Den Rock des Fürsten. Im Brustbereich. Ansehen.«
Peter warf von Weitem einen
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