Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
Sie bei den Nachbarn herausfinden?«
»Bis jetzt nichts. Niemand hat etwas Verdächtiges bemerkt. Vor dem Haus haben keine fremden Autos geparkt. Die Frau, die gegenüber wohnt, ist Hausfrau und Mutter und den ganzen Tag daheim. Von ihrem Küchenfenster aus hat sie einen ungehinderten Blick auf Morenos Haus. Sie hat zu der Zeit, als Moreno telefoniert haben muss, Geschirr gespült und dabei nichts Ungewöhnliches bemerkt.« Er entschuldigte sich und ging weiter.
Jimmy kratzte sich am Genick. »Der Kerl hinterlässt keinerlei Spuren. Wie zum Teufel macht er das nur? Schaut euch doch bloß mal um. Es gibt keine Felder oder Grünanlagen, wo er sich verstecken kann. Wie hat er es dann geschafft, unbemerkt ins Haus einzudringen und es wieder zu verlassen?« Jimmy rieb sich die Stelle zwischen seinen Augen. »Und warum zum Teufel hat der Mörder es auf eine Nachrichtensprecherin abgesehen?«
»Sie hatte etwas in ihrem Besitz, hinter dem er her war«, sagte Jared. »Sobald er Lizzys Patientenakte an sich genommen hatte, hat er sie beseitigt.«
»Und was nun?«
Sie kannten alle die Botschaft auswendig, die der Mörder mit Blut auf den Spiegel im Bad geschrieben hatte, aber Lizzy zitierte sie trotzdem noch einmal: »Die Dunkelheit wartet auf dich.«
»Was meint er wohl damit?«
»Er hat meine Patientenakte«, sagte Lizzy. »Er ist besessen davon, alles über sein Opfer herauszufinden, bevor er zuschlägt.«
»Und wie ist der Spruch
Die Dunkelheit wartet auf dich
in diesem Zusammenhang zu verstehen?«
»Ich habe im Dunkeln Angst«, sagte sie ohne eine weitere Erklärung.
In diesem Moment begriff Jimmy, was auf dem Spiel stand. Sie alle taten es. Der Spinnenmann stand kurz davor, erneut zuzuschlagen.
Jimmys Handy klingelte. Er trat auf die Seite und nahm den Anruf entgegen.
Lizzy hatte sich nicht die Mühe gemacht, Jimmy zu erklären, dass die Dunkelheit ihr nicht nur Angst einjagte, sondern sie regelrecht lähmte. Wenn der Spinnenmann ihre Akte las, würde er auch erfahren, dass sie seit ihrer Flucht nicht mehr geweint hatte, dass der bloße Anblick einer Spinne ihr den Atem verschlug und dass sie keine einzige Nacht schlief, ohne von Albträumen geplagt zu werden, was er den Mädchen angetan hatte. Lizzy schlang sich die Arme um die Hüften.
»Komm«, sagte Jared, »gehen wir.«
Samstag, 20. Februar 2010, 17:05 Uhr
Lizzy musste ihr Handy, ihre Pistole und ihren Rucksack am Empfangstresen der Justizvollzugsanstalt abgeben. Danach durchsuchte man sie nach Pfefferspray, Tränengas, Alkohol und Sprengstoffen. Schließlich führte man sie und Jared zum Besucherraum, den man nur nach vorheriger Anmeldung betreten durfte und in dem Besucher und Insassen durch eine Plexiglasscheibe voneinander getrennt waren. Das Personal wies sie wiederholt darauf hin, dass Besucher sich strafbar machten, wenn sie einem Insassen Hilfe zukommen ließen. Außerdem fragte man sie, ob sie Kameras oder Aufnahmegeräte bei sich trugen, was beide verneinten.
Sie gingen durch einen Metalldetektor und betraten dann den Besucherraum, wo sie zwanzig Minuten lang mit Betsy Raeburn sprechen durften.
In dem Raum war es still. Es gab vier Kabinen, in denen die Insassen der Haftanstalt maximal zwei Besucher gleichzeitig empfangen durften.
Der für die Sicherheit verantwortliche Wärter deutete auf zwei Stühle in einer der Kabinen, durch die eine Glasscheibe verlief. Es gab eine Sprechanlage, über die Besucher und Insassen durch die Trennscheibe miteinander reden konnten.
Als Jared sich neben Lizzy setzte, wurde Betsy Raeburn in die Kabine auf der anderen Seite der Trennscheibe geführt.
Die Frau war groß, muskulös und trug ihre braunen Haare kurz geschnitten. Sie hatte weit auseinanderliegende braune Augen, ein rundes Gesicht und einen Mund, der dauerhaft in einem grimmigen Lächeln erstarrt zu sein schien.
Betsy setzte sich. Der Wärter trat ein paar Schritte zurück und stellte die Stoppfunktion an seiner Armbanduhr ein.
»Miss Raeburn«, begann Jared. »Ich bin Jared Shayne und das ist Lizzy Gardner.«
Die Frau beugte sich nach vorne, bis ihr Gesicht nur ein paar Zentimeter von der Glasscheibe entfernt war. »Sie sind nicht Lizzy.«
»Bin ich schon. Ich kann mich noch an Sie erinnern.« Lizzy wurde auf einmal von ihren Gefühlen überwältigt und bekam einen Kloß im Hals. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll für das, was Sie getan haben.«
»Ich hab doch überhaupt nichts getan«, sagte Betsy.
»Sie waren ein
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