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Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Titel: Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.R. Ragan
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einer der einfühlsamsten und mitfühlendsten Menschen gewesen, die er kannte. Damals in der Highschool hatte sie sich stets besonders bemüht, neuen Schülern das Gefühl zu geben, dass sie in der Klassengemeinschaft willkommen waren. Sie hatte etwa einem halben Dutzend Vereinen angehört, die sich gegen Tierquälerei und Mobbing engagierten und die Welt verbessern wollten. Man hätte ihr nichts Schlimmeres antun können, als sie zu zwingen, dabei zuzusehen, wie einem anderen Menschen Gewalt angetan wurde.
    »Am Anfang sahen die Mädchen alle gleich aus«, berichtete sie, ohne dass Jared sie dazu ermuntern musste. »Sie hatten Angst, haben gezittert und waren kreidebleich im Gesicht.«
    Lizzy sprach, als befände sie sich in Trance, ihr Blick war glasig und starr. »Er hat seine Opfer gefesselt, in der Regel an einen Bettpfosten oder einen Stuhl, und dann hat er mit einer stumpfen Klinge, zum Beispiel einem Steakmesser, ihre Haare total verunstaltet. Dann hat er sie gefragt, ob sie nach Hause wollten.«
    Als sie mit ihrer Schilderung fortfuhr, wurde ihre Stimme deutlicher und verständlicher. »Sobald der Spinnenmann Hoffnung in ihren Augen sah«, sagte sie, »teilte er ihnen mit, dass sie ein paar Tests bestehen müssten, wenn sie nach Hause wollten.« Sie blickte zu ihm auf. »Natürlich hat es nie jemand geschafft, die Tests zu bestehen.«
    Jared spürte, wie sie zitterte. »Tage oder manchmal auch Wochen später, wenn jegliche Hoffnung aus ihren Augen gewichen war, holte er ein Einweckglas, das mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war. Es war immer dasselbe. Er hat einen Gegenstand in das Glas getaucht.Und jedes Mal, wenn ich dachte, sein Opfer sei völlig am Ende, hat er ihm Säure in die Augen geträufelt, und dann ging das Geschrei erst richtig los.« Ihre Stirn fiel sanft auf seine Brust.
    Er drückte sie fest an sich. Es dauerte eine Weile, bis sich ihr Atem wieder beruhigte.
    »Und was ist dann passiert?«
    »Dann hat er mich wieder in das Zimmer mit den Spinnen gebracht. Wir waren alle im selben Boot. Wir saßen in der Falle und es gab keinen Ausweg.«
    »Du und die Spinnen?«
    Er spürte, wie sie nickte.
    »Die meisten Nächte«, fuhr sie fort, »wollte ich einfach nur einschlafen und nie mehr aufwachen. Aber ich konnte nicht schlafen, weil ich ständig an die anderen Mädchen denken musste – an die Angst in ihren Augen und an die Grausamkeiten, die sie über sich ergehen lassen mussten. Ich konnte sie schreien hören … und manchmal habe ich ein Bohrgeräusch gehört.«
    »Was für ein Bohrgeräusch?«
    »Es klang wie ein schrilles Kreischen … und es hat nicht aufgehört.«
    »Eine Elektrosäge?«, fragte er. »Klang es wie Sägen oder Bohren?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Außer den FBI-Agenten, die an dem Fall gearbeitet hatten, wusste niemand, dass von den drei ursprünglichen Opfern zwei mit Säure geblendet worden waren. Dem dritten Opfer hatte man Nadeln in die Netzhäute gestochen. Aber das mit den Bohrgeräuschen ergab keinen Sinn, weil es mit rein gar nichts, was man an den Leichen gefunden hatte, in Verbindung gebracht werden konnte.
    »Komm schon«, sagte er, und hasste es, sie so geknickt zu sehen. »Ich werde Jimmy sagen, dass du nicht bereit bist, in den Fall verwickelt zu werden.«
    »Das lasse ich nicht zu«, sagte sie und holte tief Atem, um sich wieder zu fangen. »Ich muss es tun … sowohl für mich als auch für Sophie.«
    Er brachte sie in die Küche, füllte ein Glas mit Wasser und hielt es ihr an die Lippen. Sie trank ein paar Schlucke, bevor er das Glas wieder auf den Küchentisch stellte. Dann nahm er ihr Gesicht in die Hände. Es war bleich und hatte die Form eines Herzens, mit großen Augen und vollen Lippen. Sie war immer noch die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte. Er vermisste alles an ihr – die langen Gespräche, die sie über das Leben geführt hatten, ihr unbeschwertes Lachen. »Ich hätte mich nie von dir zurückweisen lassen sollen.«
    »Du denkst hoffentlich nicht daran, mich zu küssen. Es ist bei mir schon so lange her, dass ich nicht mal mehr weiß, wie man es macht. Ich glaube nicht …«
    Er neigte den Kopf und presste seine Lippen auf ihre, bevor sie ein weiteres Wort herausbrachte. Ihre Lippen waren weich. Eigentlich sollte er sie nicht küssen, vor allem nicht jetzt, wo sie schwach und verletzlich war. Vielleicht sollte er es nie tun. Aber er konnte nicht anders. Er hatte diesen Augenblick lange herbeigesehnt. Es ging nicht darum,

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