Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
dass er sie küssen wollte – er musste es einfach tun, musste sie fest an sich drücken und ihr irgendwie zu verstehen geben, dass er es nie zulassen würde, dass ihr jemals wieder jemand wehtäte.
Sein Handy klingelte. Als er den Kopf hob, sah er, wie sie langsam die Augen öffnete.
»Du hast recht«, sagte sie.
Als das Handy ein zweites Mal klingelte, griff er danach. »Womit?«
»Du hättest dich nie von mir zurückweisen lassen sollen.«
Er lächelte und klappte das Handy auf. »Ja, ich bin gerade bei ihr. Sie ist damit einverstanden, dass wir sie abhören.«
Er sah sie an und sie zuckte unverbindlich die Schultern.
»Okay«, sagte er, »bis gleich.«
Kapitel 8
Dienstag, 16. Februar 2010, 11:00 Uhr
Sein Herz hämmerte heftig gegen seine Rippen. Er war eingenickt. Er richtete sich auf und sah auf die Uhr. Bis er wieder ins Büro zurückmusste, blieben ihm noch ein paar Stunden. »Cynthia«, sagte er laut. Der Traum war immer noch in seinem Bewusstsein lebendig. Er sehnte sich danach, sie wiederzusehen, bei ihr zu sein. Erst jetzt wurde ihm so richtig bewusst, wie sehr er Cynthia vermisste.
Um ihretwillen hatte er es geschafft, mit dem Töten aufzuhören. Er hatte sogar geglaubt, dass er diese Sucht für immer überwunden hätte. Fast vierzehn Jahre lang hatte sie ihm genügt. Die Erinnerung daran, wie sie ihn angesehen hatte, als er ihr das erste Mal die Wahrheit gestand, schmerzte ihn. Aber er konnte daran nichts mehr ändern. Er hatte bereits den Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gab.
»Einmal ein Mörder, immer ein Mörder.«
Er sagte sich, dass er keine Zeit hatte, Trübsal zu blasen. Er sah sich im Wohnzimmer um. Es gab viel zu tun. Das Haus war schon seit Jahren unbewohnt. Die Wände brauchten einen neuen Anstrich und ein paar neue Vorhänge wären auch nicht schlecht. Cynthia hatte helle Farben gemocht … rote und blaue Töne. Erselbst bevorzugte eher gedämpfte Farben, wie zum Beispiel maulwurfsgrau. Orangegelb würde sich vielleicht gut dafür eignen, die Dinge etwas aufzuhellen.
In dem 35-Liter-Terrarium, das vor ihm auf dem Tisch stand, bewegte sich etwas und erregte seine Aufmerksamkeit. Drinnen befanden sich zwei australische Trichternetzspinnen, die er im Internet gekauft hatte. Sie waren schwarzbraun, höchst giftig und zählten zu seinen Lieblingsspinnen.
Cynthia hatte für Spinnen oder Schlangen nie etwas übrig gehabt. Seine Liebe zu ihr war sehr groß gewesen, das wusste er. Genaugenommen war sie das immer noch. Mit ihrer Hilfe hatte er so viel bewältigt.
Er klopfte an die Scheibe und lächelte, als die größere der beiden Spinnen die Vorderbeine hob und die Beißwerkzeuge ausfuhr. »Braver Junge«, sagte er. »Keine Angst, du wirst bald etwas zu fressen bekommen.«
Dienstag, 16. Februar 2010, 11:55 Uhr
Lizzy konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann zuletzt so viele Menschen auf einmal in ihrer Wohnung gewesen waren. Zwei Männer vom FBI machten sich an ihrem Telefon zu schaffen, verdrahteten es neu und schlossen es an einen schwarzen Kasten an, der einem kleinen DVD-Player ähnelte.
Jimmy Martin stand mitten in ihrem Wohnzimmer und telefonierte schon wieder. Er wies die lokalen Polizeibehörden an, nach einer Frau zu fahnden, die eine Baseballkappe trug und einen grünen Jeep Grand Cherokee fuhr. Außerdem gab er das Kennzeichen durch, das Lizzy notiert hatte.
Lizzy wusste nicht so recht, was sie von Jimmy halten sollte. Er hatte einen strengen Gesichtsausdruck und seine Bewegungen wirkten steif. Ein Lächeln ging ihm nur schwer über die Lippen, wenn überhaupt. In der Küche machte Jared gerade eine weitere Schublade auf und suchte nach einer Kaffeetasse und Teebeuteln.Den Kaffee, den er mochte, hatte sie nicht, also musste er stattdessen mit Tee vorliebnehmen. Anscheinend war er ein Koffein-Junkie und wählerisch noch dazu.
»Hast du schwarzen Tee aus Indien?«, fragte er.
Sie ging zu ihm in die Küche, öffnete die Schublade neben dem Kühlschrank und deutete auf eine Packung. »Grüner Tee, Hausmarke vom lokalen Supermarkt. Was anderes kann ich dir leider nicht bieten.«
Er nahm einen Beutel aus der Packung, sah allerdings nicht besonders glücklich aus. Wenn sie nicht so müde wäre, hätte sie vielleicht über den Missmut gelacht, der ihm ins Gesicht geschrieben stand, weil er mit ihrem Teesortiment unzufrieden war. Wählerisch hin oder her, sie ertappte sich dabei, dass sie sich bereits in seiner Gesellschaft wohlfühlte. Der Kuss hatte ihre
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