Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
du kennst?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Du kannst nicht jedem verdächtigen Auto nachjagen, das vor deiner Wohnung parkt.«
Sie richtete sich auf. »Ich weiß deine Anteilnahme zu schätzen, wirklich. Aber bitte fang nicht damit an, mir zu sagen, was ich zu tun habe.«
»Immer noch so stur nach all den Jahren?«
»Ich tue, was ich kann.« Während sie in der Küche fertig sauber machte, überprüfte Jared die Fenster im vorderen Zimmer.
»Cathy hat bereits die Schlösser kontrolliert«, sagte sie ihm, aber sie wusste, dass sie damit nur Zeit verschwendete.
»Jimmy möchte ein paar von seinen Leuten vorbeischicken, damit sie eine Überwachungskamera und ein Abhörgerät installieren.«
»Tatsächlich?«
»Dasselbe gilt für dein Büro in der Stadt.«
»Toll.« Nicht wirklich.
»Jimmy hat mich auch gebeten, dir zu sagen, du sollst dem Spinnenmann keine Botschaften über die Medien zukommen lassen.«
»Warum?«
»Das FBI will nicht, dass Sophie in noch größerer Gefahr schwebt, als sie es ohnehin schon tut.«
Lizzy folgte ihm den Flur entlang. Der Gedanke daran, was Sophie durchmachen musste, war ihr unerträglich. »Ich glaube, das FBI macht einen Fehler. Wenn ich dem Spinnenmann eine Botschaft sende, lenkt ihn das ab. Und wenn wir es schaffen, ihn abzulenken, tut er vielleicht dem Mädchen nicht weh. Er foltert seine Opfer nicht einfach aus einer plötzlichen Laune heraus. Alles, was er tut, ist sorgfältig geplant und berechnet, mit dem Ziel, dass er dabei das größtmögliche Vergnügen empfindet. Er plant seinen nächsten Schritt genauso, wie es ein erfahrener Schachspieler tun würde. Wenn ich ihm eine Botschaft sende, bringt ihn das aus dem Konzept und er konzentriert sich auf mich, anstatt auf das Mädchen …«
»Oder es macht ihn wütend und er reagiert seinen Frust an Sophie ab.«
Sie kaute auf ihrer Unterlippe und dachte über ihre Optionen nach.
»Ich werde mit Jimmy reden«, sagte er und verschwand weiter hinten im Flur.
»Wenn du mit den Fenstern fertig bist, komm zu mir ins Schlafzimmer«, sagte sie. »Ich möchte dir etwas zeigen.«
Wenige Minuten später betrat Jared Lizzys Schlafzimmer. Ein sorgfältig gemachtes Bett nahm den Großteil des Zimmers ein. Die Jalousien waren heruntergelassen, die Vorhänge vorgezogen. Die Wände waren beige und der einzige feminine Touch zeigte sich in einem abgenutzten Stofftier, das auf dem Bett zwischen den Kissen lag. Es handelte sich um einen Fuchs oder eine Katze – schwer zu sagen bei dem verfilzten Fell, dem abgerissenen Schwanz und dem einen Auge, das lose an einem Faden hing.
Lizzy saß an einem Schreibtisch in der Ecke des Zimmers, die am weitesten von der Tür entfernt lag. An der Wand über dem Schreibtisch hing eine weiße Tafel. Sie maß etwa einen Meter zwanzig im Quadrat und war total vollgekritzelt. Links und rechts davon waren die Wände vom Fußboden bis zur Decke mit angehefteten oder angeklebten Listen und Notizen übersät, die ein heilloses Durcheinander bildeten. Auf dem Boden stapelten sich Papiere und Notizblöcke um ihre Füße. »Du warst anscheinend sehr beschäftigt«, sagte er.
»Nachdem ich gestern Nacht nach Hause gekommen bin, musste ich ständig an Sophie denken. Du hattest recht, als du gesagt hast, ich müsse mich so gut ich kann an alles erinnern, um Sophie zu helfen. Aber das ist nicht einfach. Einzelne Episoden aus meiner Zeit in den Händen des Spinnenmannes schießen mir manchmal, wenn ich am wenigstens damit rechne, wie Filmausschnitte durch den Kopf. Manche dieser Ausschnitte sind verschwommen und abgehackt, andere dagegen erstaunlich klar.«
Jared sagte nichts, sondern ließ sie einfach reden.
Sie deutete auf die Zettel an der Wand. »Ich habe Listen mit sämtlichen Opfern des Spinnenmannes angefertigt. Wusstest du schon, dass alle Mädchen außer einem braune Haare und braune Augen hatten?«
Er schüttelte den Kopf.
»Ich glaube, das ist mehr als nur ein Zufall.«
»Wenn auch nur ein einziges Mädchen mit grünen oder blauen Augen dabei ist«, sagte er, »dann hat das rein gar nichts zu bedeuten.«
Für einen Augenblick war es still. Sie runzelte die Stirn. »Mir will einfach ihr Name nicht einfallen. In den letzten vierzehn Jahren ist kaum ein Tag vergangen, an dem ich ihr Gesicht nicht vor mir gesehen habe. Und trotzdem kann ich mich nicht an ihren Namen erinnern.«
»Wessen Name?«
»Wir waren so nahe dran«, sagte Lizzy. Sie starrte auf den Boden. Ihre Stimme klang wie ein
Weitere Kostenlose Bücher