Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
Schwer zu sagen.«
»Okay, danke«, sagte Jared und machte sich auf den Rückweg. Als er den Pfad entlangging, wurde ihm schlecht. Er hatte schonmit entsetzlicheren Fällen zu tun gehabt, aber mit keinem, bei denen das Opfer so jung wie Sophie war.
Kapitel 19
Donnerstag, 18. Februar 2010, 12:10 Uhr
Gestern hatte Valerie Hunt einen Tweed-Bleistiftrock und eine dazu passende Jacke getragen. Ihr pechschwarzes Haar hatte sie auf dem Hinterkopf zu einem strengen Knoten zusammengebunden. Heute trug sie eine gut geschnittene, schwarz gestrickte Hose und eine doppelreihige Jacke mit Karomuster.
Lizzy kurbelte das Fenster herunter, stellte das Teleobjektiv an ihrer Kamera ein und machte schnell ein paar Fotos. Valeries langes, welliges Haar fiel ihr auf den Rücken herab und wehte im Wind, als sie über die Straße zu ihrem Wagen rannte.
Lizzy legte die Kamera auf den Beifahrersitz, ließ den Motor an und wartete. Einen Augenblick später fuhr sie Valeries schwarzem Toyota Camry auf der Sunrise Avenue hinterher.
Während der nächsten zehn Minuten blieb sie ein paar Wagenlängen hinter dem Camry.
Wer war diese Frau? Und was noch wichtiger war, wer war Victor?
Wenn Valerie wirklich seine Frau war, hatte er sie zur Rede gestellt, bevor er beschlossen hatte, einen Privatdetektiv zu beauftragen? Hatte er zuerst versucht, die Wogen zu glätten? Lizzy musste plötzlich an Jared denken, und daran, dass sie sich ihm gegenüber letzte Nacht abweisend verhaltenhatte. Als sie sich für einen kurzen Augenblick küssten, hatte sie sich lebendig gefühlt. Aber leider hatte der Kuss die Erinnerung an jene Nacht geweckt, in der sich ihr Glück in puren Terror verwandelt hatte.
Ihre Hände verkrampften sich um das Lenkrad.
Reiß dich zusammen, Lizzy.
Noch bevor der Spinnenmann wieder in ihr Leben getreten war, hatte sie sich stets verhalten, als ob er sich in unmittelbarer Nähe befand und sie durchs Fenster beobachtete. Sie hatte zugelassen, dass er ihr Leben ruinierte, indem sie pausenlos an ihn dachte.
Sie hatte es satt, sich zu verstecken.
Sie musste in die Zukunft blicken und die Vergangenheit ruhen lassen. Sie dachte wieder an Jared und fragte sich, ob aus ihnen beiden etwas werden könnte. Wenn sie aus dieser Sache als ein besserer und stärkerer Mensch hervorging, wenn sie nachts durchschlafen konnte, anstatt jedes Mal schweißgebadet aufzuwachen, könnte es dann vielleicht zwischen ihnen klappen? Jared Shayne war ein toller Mann und dazu der liebenswürdigste, den sie je gekannt hatte. Sie war sich zwar nicht sicher, ob jetzt der richtige Moment war, um ihm wieder näherzukommen, wollte sich aber eine zweite Chance nicht verbauen.
Eine neue Entschlossenheit ergriff von ihr Besitz. Sie würde nicht zulassen, dass der Spinnenmann ihr weiterhin das Leben zur Hölle machte. Es war höchste Zeit, dass sich das Blatt wendete und er derjenige war, der in ständiger Angst vor unsichtbaren Verfolgern leben musste.
Ein silberner Honda überholte sie und drängte sich in die Lücke vor ihr. Dadurch verlor sie den Camry aus den Augen. Sie wechselte auf die Überholspur und gab Gas. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass der Camry nach rechts abbog. Lizzy preschte an dem Honda vorbei, riss das Steuer scharf nach rechts und schoss in den Folsom Boulevard. Gerade noch rechtzeitig sah sie, wie der Camry nach links in den East Point Drive verschwand. Lizzy holte auf und folgte Valerie auf den Parkplatz eines Hotels.
Sie sah, wie Valerie vor dem Hoteleingang hielt, den Wagen verließ und die Schlüssel einem Angestellten gab.
Lizzy fuhr am Hotel vorbei und steuerte auf den öffentlichen Parkplatz zu. Sie hatte nicht vor, das Foyer zu betreten. Wenn sie Valerie folgte, riskierte sie aufzufliegen. Jeder Anfänger in diesem Geschäft wusste, dass die Zielperson denjenigen, der sie beschattete, nicht sehen durfte.
Sie tippte mit einem Finger auf das Lenkrad.
Scheiß drauf.
Sie bog in die erste freie Parklücke. Eine innere Stimme warnte sie: »Neugier ist der Katze Tod.« Es war ihr egal. Sie schaltete den Motor ab, stieg aus und eilte zum hinteren Ende des Wagens. Dort öffnete sie den Kofferraum und schnappte sich eine bis zu den Knien reichende Jacke, die sie für genau diesen Zweck dabeihatte. Dann wickelte sie sich einen Schal um den Kopf und ging auf den Hoteleingang zu. Es war zwanzig nach zwölf. Wenn sie Glück hatte, war Valerie in der Hotelbar oder im Restaurant. Wenn nicht, würde sie sich einfach ins Foyer setzen, bis ihre
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