Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
ihrem Nacken. »Na ja, ich hab dann hier in meinem Auto gesessen und gewartet, bis die Frau zurückkommt, und da musste ich an dich und Brittany denken. Ich hab euch zwar erst vor drei Tagen gesehen, aber trotzdem vermisse ich euch schon.«
»Ich vermisse dich auch, Lizzy. Aber solange du vom Spinnenmann besessen bist, einem Mann, der es fast geschafft hat, uns allen das Leben zu ruinieren, muss ich tun, was für Brittany am besten ist.«
»Ich verstehe. Wie geht es ihr?«
»Ich kann es kaum fassen, dass sie bald fünfzehn wird.«
»Unglaublich.« Lizzy schloss die Augen. Cathy würde völlig zusammenbrechen, wenn sie wüsste, was Lizzy soeben gesehen hatte. Sie konnte das ihrer Schwester nicht antun, sie konnte ihr nicht die Wahrheit sagen.
Im Zweifel für den Angeklagten, so hieß es doch, oder?
Sie sträubte sich dagegen, Cathy noch mehr Kummer zu bereiten.
»Was mach ich nur, wenn Brittany alt genug ist, um Auto zu fahren?«, fragte Cathy. »Die anderen Mütter, mit denen ich beim Schwimmen und in der Schule gesprochen habe, sagen mir alle, dass ich meine Tochter nicht oft sehen werde, sobald sie Auto fahren darf.«
Lizzy seufzte. Nachdem sie damals dem Spinnenmann entkommen war, musste sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass ihre Schwester schwanger war und Richard heiraten wollte. Cathy war zu diesem Zeitpunkt achtzehn gewesen. »Bis dahin haben wir wohl noch ein bisschen Zeit. Aber du hast schon recht, es ist nicht einfach, dabei zuzusehen, wie schnell unsere kleine Brittany heranwächst.«
»Ich hasse es. Ich hasse es wirklich. Wo sind nur all die Jahre geblieben?«
»Keine Ahnung.«
Für einen Augenblick wurde es still. In dem Schweigen, das sich zwischen ihnen ausbreitete, schwang eine Unzahl von Worten mit, die über die Jahre nicht ausgesprochen worden waren. Obwohl Cathy zu ihrem Vater noch Kontakt hatte, weigerte sich dieser, mit Lizzy auch nur ein Wort zu sprechen. Also ließen sie das Thema unberührt.
»Falls du am Samstag um zwölf zu Brittanys Schwimmwettbewerb kommen möchtest, er findet im Schwimmbad in Roseville statt. Ich schmeiß dich schon nicht raus.«
Es brach Lizzy fast das Herz, wenn sie daran dachte, dass sie ihrer Schwester eigentlich mitteilen müsste, was sie gesehen hatte, wohl wissend, dass sie Cathy damit nur wehtun würde. »Das möchte ich auf gar keinen Fall verpassen. Kommt Richard auch?«
»Ich glaube nicht. Er hat zurzeit wahnsinnig viel zu tun … arbeitet bis spät in die Nacht und an den Wochenenden. Wenner heimkommt, ist er so müde, dass er gleich auf der Couch einpennt.« Cathy lachte bitter. »Vielleicht sollte ich dich dafür bezahlen, dass du ihn ein paar Wochen lang beschattest.«
Lizzy erstarrte.
»Das war bloß ein Witz«, fuhr Cathy fort. »Zwischen Richard und mir ist alles in Butter. Heute hat er sogar mein Auto in die Werkstatt gebracht und mir seinen Lexus dagelassen. Das ist wirklich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass ich früher nie mit seinem Wagen fahren durfte.«
»Was ist bei deinem Wagen kaputt?«
»Anscheinend alles. Er hat mich vor zwanzig Minuten angerufen und mir eine ganze Liste vorgelesen, was alles mit dem Motor nicht stimmt. Die gute Nachricht ist, dass die Karre bis heute Abend fertig sein wird.«
»Hört sich ganz so an, als wäre es Zeit, dass Richard dir ein neues Auto kauft.«
»Ich glaube nicht, dass er das tun wird. Wir müssen jeden Cent zweimal umdrehen. Aber ich richte ihm aus, dass du das gesagt hast«, sagte sie und klang dabei amüsiert.
Lizzy rieb sich den Nasenrücken. »Ich muss jetzt Schluss machen. Grüße Brittany von mir. Wir sehen uns dann am Samstag.«
»Ich werde es ihr ausrichten. Pass auf dich auf, Lizzy.«
»Du auch. Ich hab dich lieb.« Lizzy drückte die rote Taste auf ihrem Handy und hoffte inständig, dass sie sich im Hinblick auf Richard irrte. Da sie nicht von hier weg wollte, ohne die Wahrheit zu erfahren, verließ sie den Hotelparkplatz und parkte auf der anderen Straßenseite, von wo aus sie eine bessere Sicht auf den Eingang hatte. Sie machte die Kamera startklar, griff nach dem Fernglas, rutschte in ihrem Sitz hinunter und wartete.
Kapitel 20
Donnerstag, 18. Februar 2010, 14:03 Uhr
Nancy Moreno, Moderatorin des Nachrichtenprogramms beim Sender KBTV in Sacramento, saß auf der nüchtern ausgestatteten und stromlinienförmig geschnittenen Sitzcouch und wartete geduldig, während ihre Therapeutin, Dr. Linda Gates, in der Küche neben ihrem Büro im dritten Stock eine Tasse grünen
Weitere Kostenlose Bücher