Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
Umgang mit Jungs war, und das hat ihm nicht gefallen.«
»Okay, das ist eine interessante Überlegung. Fahren Sie fort.«
»Das dritte Opfer war Mandy Rocha. Sechzehn Jahre alt, braune Augen. Sie war Präsidentin ihres Jahrgangs und hatte eine führende Position in der Schülermitverwaltung inne, sowie in einem Viertel der Clubs an ihrer Schule. So was ist äußerst selten. Mandys Leiche wurde in der Nähe des Folsom Lake entdeckt. Zwar hatten sämtliche Opfer Brandwunden, aber im Gegensatz zu den anderen waren bei Mandy die Arme und Beine mit Verletzungen übersät, die von Zigaretten herrührten. Raten Sie mal, was für ein Laster sie hatte?«
»Sie hat geraucht?«
»Genau. Zigaretten, und das nicht zu knapp. Sämtliche Leute aus ihrem Bekanntenkreis, mit denen ich gesprochen habe, versicherten mir, Mandy habe geraucht, solange sie zurückdenken konnten. Zum Zeitpunkt ihrer Entführung rauchte sie eine Schachtel am Tag. Außerdem hat sie sich an Wochenenden unerlaubt von zu Hause entfernt und sich mit Freunden getroffen, meistens Jungs.«
Lizzy betrachtete Jessica mit einer bisher nicht gekannten Faszination. Das Mädchen war clever und schien ein Talent für die Arbeit eines Ermittlers zu haben. Wer hätte das gedacht?
Jessica überflog ihre Notizen. »Das letzte uns bekannte Opfer war Rachel Foster. Ihre Leiche wurde ebenfalls in der Nähe des American River gefunden, ein paar Kilometer von Laney Monroes Fundort entfernt. In Rachels Augen steckten Spritzen. Ihre Eltern wohnen jetzt woanders, aber ich konnte Ryan Arnold ausfindig machen. Er ist Rechtsanwalt und war zum Zeitpunkt von Rachels Verschwinden ihr fester Freund. Er hat mir erzählt, Rachel hätte damals Drogen genommen. Heroin mochte sie besonders. Ryan hat eigene Nachforschungen in dem Fall angestellt und mireinen Artikel gefaxt, den Gregory O’Guinn, ein pensionierter FBI-Agent, geschrieben hat.«
Lizzy nickte nachdenklich und ließ Jessica zu Ende berichten.
Jessica hielt ein Blatt Papier hoch. »Ich habe hier eine Kopie dieses Artikels. Mr. O’Guinn hat zwanzig Jahre lang Täterprofile von Serienmördern erstellt. Er bezeichnet den Spinnenmann als einen Außenseiter, einer, der sich unzulänglich fühlt. Der Spinnenmann hatte das Bedürfnis, andere Menschen zu kontrollieren, um sein Selbstwertgefühl zu verbessern. Er hat junge Mädchen entführt, weil diese sich nicht so gut wehren konnten. Aber ich bin mir da nicht so sicher«, sagte Jessica und legte eine Pause ein. »Wenn man sich diese vier Mädchen anschaut, fällt einem ein Muster auf. Anscheinend glaubte der Spinnenmann, er hätte der Gesellschaft einen Gefallen getan, indem er sie beseitigte: Teenager, die keinen Respekt vor ihren Eltern hatten, die geraucht und Drogen genommen haben oder früh Sex hatten.«
»Das trifft auf die meisten Teenager zu.«
»Richtig, und genau das ist der Grund, warum ich gestern Nacht nicht schlafen konnte. Wenn ich der Mörder wäre, wüsste ich nur dann, welche Mädchen wirklich
verdorben
sind, wenn ich sie von irgendwoher kennen würde oder hin und wieder mit ihnen zu tun hätte. Das heißt …«
»Er kannte diese Mädchen«, fiel Lizzy ihr ins Wort. »Er ist ihnen oft genug begegnet, um zu dem Schluss zu kommen, dass sie Problemkinder waren. Und wer käme für so etwas infrage?«
»Nachhilfelehrer, Lehrer, Trainer, Zahnärzte …«
»Und Ärzte«, vollendete Lizzy den Satz.
Jessica bekam große Augen. »Aber der Spinnenmann hat sich auch Mädchen mit braunen Augen ausgesucht.«
»Das macht die Sache für ihn persönlich«, sagte Lizzy.
»Ja, Teenager mit braunen Augen haben ihn anscheinend an jemanden erinnert.«
»Vielleicht hatte er mal eine Freundin, auf die diese Beschreibung passt, und sie hat mit ihm Schluss gemacht. Oder es ist diesesalte Hass-auf-die-eigene-Mutter-Thema und die Mutter des Mörders hatte braune Augen.«
Lizzy fiel wieder ein, was Jared gesagt hatte. »Wenn wir uns auf braunäugige Mädchen konzentrieren, hilft uns das noch lange nicht, Sophie zu finden.«
»Da haben Sie recht«, pflichtete Jessica ihr bei. »Aber ich frage mich trotzdem, ob der Mörder vielleicht ein Augenarzt ist.«
Lizzy zeigte mit dem Finger auf Jessica. »Da ist womöglich was dran. Zumindest ist es einen Versuch wert. Wir überprüfen jeden Augenarzt, bei dem die Mädchen schon mal waren, egal ob in der Schule oder außerhalb.« Lizzy machte sich eine Notiz auf einem Block neben ihrem Computer. »Und womit erklären Sie sich seine
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