Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)
warteten darauf, dass Lachse anbissen.
»Der Regen letzte Nacht hat uns die Arbeit nicht gerade erleichtert«, sagte Jimmy zu Jared, als er ihn auf sich zukommen sah. »Ein bisschen Glück könnte uns jetzt nicht schaden.«
»Was ist mit Waffen?«, fragte Jared.
»Bis jetzt wurden keine gefunden. Die Schuhabdrücke sind momentan unser bestes Beweismittel. Allerdings hat der Mörder uns eine weitere Nachricht hinterlassen.«
Jared sah, wie zwei Kriminaltechniker ein paar Meter hinter Jimmy die Leiche mit UV-Lampen nach Fasern und Haaren absuchten, bevor sie sie ins Kriminallabor brachten, wo man sie einer weiteren gründlichen Untersuchung unterziehen würde.
Ein kalter Windstoß pfiff Jared um die Ohren, als er mit Jimmy zur Leiche ging. »Wo ist die Nachricht?«
»Das wirst du schon sehen.«
Als Jared näher kam und das tote Mädchen sah, holte er tief Luft. Es war Sophie. Er erkannte sie von den Fotos. Die Locken fielen ihr in die Stirn, aber der Rest ihrer Haare war unregelmäßig abgeschnitten worden, genau wie Lizzy es geschildert hatte. Von dort, wo er stand, fielen Jared Brand- und Stichwunden an Armen und Beinen auf. »Hat da jemand brennende Zigaretten auf ihr ausgedrückt?«
»Wir vermuten, dass diese Verletzungen von einem Lötkolben oder so was in der Art stammen«, sagte einer der Techniker. »Aber wir wollen uns nicht festlegen, bevor nicht der Rechtsmediziner die Leiche untersucht hat.«
»Jede Menge Schrammen und Schnittverletzungen«, fügte seine Kollegin hinzu. Sie war gerade damit beschäftigt, die Tote nach losen Fasern abzusuchen, bevor sie in den Leichensack kam.
»Wurde sie gewürgt?«, wollte Jimmy wissen.
Der Kriminaltechniker schüttelte den Kopf. »Wir konnten an ihrem Hals keine Würgemale erkennen. Unter uns gesagt, glaube ich nicht, dass das Opfer länger als vierundzwanzig Stunden tot ist. Die Augen sind klar und am Körper gibt es keine ausgeprägten Schwellungen. Aber wie gesagt, um den Todeszeitpunkt zu ermitteln, muss der Rechtsmediziner erst den Mageninhalt untersuchen.«
»Die Leiche sieht aus, als wurde sie bewusst an diesem Ort platziert«, sagte Jimmy zu Jared.
»Du willst also damit sagen, dass die Leiche nicht zufällig hier angeschwemmt wurde. Du meinst, der Mörder kam diesen Pfad entlang«, sagte Jared und deutete in Richtung der schlammigen Böschung, die er gerade heruntergekommen war, »und er hat die Leiche dort hingelegt, weil er wollte, dass wir sie finden?«
Jimmy rieb sich den Nacken. »Sieht ganz so aus. Die Beine hingen im Wasser, und der Oberkörper war zwischen den Felsblöcken eingeklemmt. Ja, ich glaube, unser Freund wusste genau, was er tat. Die Art und Weise, wie er die Leiche palatziert hat, passt zur Vorgehensweise des Spinnenmanns.«
»Wie viele seiner Opfer hat der Spinnenmann erwürgt?«
»Dieses hier jedenfalls nicht«, sagte die Kriminaltechnikerin. »Allerdings will ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts ausschließen. Anhand unserer bisherigen Untersuchungsergebnisse würde ich auf Tod durch Schock tippen.«
»Was ist mit ihren Sachen?«, fragte Jared. An der Kleidung eines Opfers fanden sich in der Regel die meisten Spuren.
Die Kriminaltechniker schüttelten den Kopf.
»Das Mädchen hatte keinen Fetzen am Leib«, antwortete Jimmy, bevor der Videofilmer nach ihm rief. »Zeigen Sie ihm die Nachricht«, sagte Jimmy im Weggehen zu der Kriminaltechnikerin.
Jared blickte auf Sophie hinab.
Die Frau strich dem toten Mädchen die Locken aus der Stirn.
»Ach du Scheiße.«
»Ja«, sagte sie, »genau das habe ich auch gedacht, als ich es zum ersten Mal gesehen habe.«
Auf Sophies Stirn hatte jemand in Großbuchstaben die Worte
LIZZYS SCHULD
eingebrannt.
Die Kriminaltechnikerin zog die Hand weg und die Locken fielen wieder in ihre Stirn. Ihr Kollege legte Sophie in den Leichensack und zog, beginnend an ihren Füßen, den Reißverschluss zu. Die Bisswunden an den Knöcheln des Mädchens sahen aus wie jene, die man an den anderen Opfern des Spinnenmanns gefunden hatte.
Jared bückte sich, um besser sehen zu können. Sophies Oberlippe war geschwollen. In der Mitte befanden sich zwei winzige Schnitte. »Was ist mit dem Mund?«
Der Techniker zog den Reißverschluss bis zu Sophies Hals hoch. Dann griff er in seine Tasche und holte aus einem Plastikbeutel einen Zungenspatel hervor. Er hob damit die Oberlippe gerade weit genug an, dass eine Reihe makelloser Zähne sichtbar wurde. »Keine Zahnverletzungen«, sagte er. »Und keine Blutungen.
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