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Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition)

Titel: Im Netz des Spinnenmanns: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.R. Ragan
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Lizzy. Sie behandelte die Jugendlichen als Gleichwertige, wenn sie zu ihnen sprach, und sie wirkte wie jemand, der selbst einmal einer von ihnen gewesen war. Lizzy war durch die Hölle gegangen und lebte noch, um davon zu erzählen.
    Hayley brauchte eine Entführung nicht am eigenen Leib zu erfahren, um zu wissen, was es hieß, mit dem Feuer zu spielen. Sie zündete sich eine Marlboro an und nahm einen tiefen Zug, der ihre Lungen mit allerlei Schadstoffen füllte.
    Als der Motor des Presse-Kleinlasters auf Touren kam und die letzten Fahrzeuge den Parkplatz verließen, ließ die zierliche Reporterin auf dem Beifahrersitz das Fenster herunter und streckte den Kopf heraus.
    Hayley blies Rauch aus der Lunge und sah zu, wie der Frau das glänzend braune Haar um ihr herzförmiges Gesicht flatterte.
    Der Wind blies heute Abend so heftig, dass der Rauch auch schon verschwand, kaum dass er Hayleys Lippen entwichen war. Bei dem Wetter konnte sie es sich abschminken, Rauchringe zu blasen.
    »Können wir dich irgendwohin mitnehmen?«, fragte die Reporterin.
    Es war Freitagabend. Wo sollte sie hin? Nach Hause, nur um dort von einem der besoffenen Freunde ihrer Mutter vergewaltigt und zum Analverkehr gezwungen zu werden?
»Nein danke. Bei mir ist alles in Ordnung.« Hayley zog wieder an ihrer Zigarette.
    »Bist du dir sicher? Holt dich jemand ab?«
    »Ja. Sie müssten jeden Moment hier sein.« Eine Lüge mehr änderte eh nichts daran, dass sie in die Hölle kam.
    »Okay, wenn du meinst.«
    Hayley sah zu, wie die Reporterin das Fenster wieder hochkurbelte. Der Kleinlaster war wohl ein älteres Modell, denn die Reporterin musste kräftig an der Kurbel drehen, damit das Fenster richtig zuging. Hayley fragte sich, ob das die anstrengendste Arbeit war, die die Frau die ganze Woche lang getan hatte. Doch dann bekam sie ein schlechtes Gewissen, weil sie über die Reporterin ein vorschnelles Urteil gefällt hatte. Schließlich wusste sie aus eigener Erfahrung, dass man einen Menschen nicht unbedingt nach dem Äußeren beurteilen konnte. Hayley hatte diese Lektion bereits als Achtjährige lernen müssen, gleich nachdem man sie in die Obhut ihres Großvaters gegeben hatte. Nach außen hin hatte er wie ein netter alter Mann gewirkt.
Wer hätte das geahnt?
    Selbst als der Kleinlaster bereits vom Parkplatz fuhr, drehte sich die Reporterin noch einmal nach Hayley um und warf ihr einen besorgten Blick zu. Hayley winkte ihr zu und hoffte, die Frau mit dieser Geste zu beruhigen. Sie trug teuren Schmuck und hatte eine perfekte Frisur und makellose, blendend weiße Zähne. Aber Hayley war nicht neidisch, nur weil sie im Leben mehr Glück als die meisten anderen gehabt hatte.
    Hayley nahm einen letzten Zug von der Zigarette, bevor sie sie auf den Gehsteig warf und mit dem Stiefelabsatz ausdrückte. Bei diesem Wind musste man aufpassen, kein Feuer zu verursachen. Aber sie war keine Pyromanin und hatte es noch nie nachvollziehen können, wenn jemand nur so zum Spaß das Eigentum anderer Leute zerstörte.
    Sie sah sich um. Der Parkplatz war jetzt leer. Eine dichte Wolkendecke zog auf und es wurde schnell dunkel. Die Temperaturenwaren seit ihrer Ankunft vor einer Stunde gewaltig gesunken.
    Sie wollte gerade losgehen, doch dann spürte sie, wie er sie beobachtete. Ja, er war eindeutig hier. Sie hatte gewusst, dass er kommen würde. Schließlich wollte er Lizzy im Auge behalten. In den Nachrichten hieß es, er hätte ihr eine persönliche Nachricht zukommen lassen und ihr darin mitgeteilt, dass er wieder aktiv war.
    Sophie Madison hatte mehrere von Lizzys Selbstverteidigungskursen besucht. Hayley schloss daraus, dass der Spinnenmann jeden im Visier hatte, der auch nur irgendwie mit Lizzy Gardner in Verbindung stand. Außerdem hatten die Medien erwähnt, dass Lizzy heute Abend an der Schule einen Vortrag halten würde. Bestimmt war er hier … irgendwo in der Nähe … und lag auf der Lauer.
    Ja, dieser Irre hatte es auf Lizzy abgesehen, aber Hayley hoffte, dass er sich heute Abend mit einem jüngeren und zäheren Opfer begnügen würde. Sie hatte genug über ihn in Erfahrung gebracht, um zu wissen, dass er sich für jemanden wie sie nicht interessierte. Aber jetzt, wo sie mutterseelenallein im Dunkeln saß, wie konnte er da der Verlockung widerstehen?
    Sie war ein Lockvogel.
    Die Polizei arbeitete andauernd mit Lockvögeln, um Drogenhändler und Prostituierte zu schnappen. Mit einem Köder ließen sich nicht nur Fische fangen; auch Menschen konnten

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