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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Tür und griff nach seiner Aktentasche. Nicole schlug kurz ihre Faust gegen seine, um ihm ebenfalls Glück zu wünschen, und schon lief Michael den Gang hinunter. Er war bereits fünf Minuten zu spät.

23. Kapitel

    Abby, die am Esszimmertisch saß, hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Die Worte, die Aleks gesagt hatte, klangen noch in ihren Ohren.
    Sie sind meine Töchter.
    Sie hatte Zoe Meisner am Gartenzaun abgefangen und ihr erklärt, dass der junge Mann, der im Garten stand, gekommen sei, um ihnen ein Angebot für die Gestaltung des Gartens zu machen. Zoe hatte wissend gelächelt, denn in Eden Falls verbreitete es sich wie ein Lauffeuer, wenn sich tagsüber fremde Männer bei einer Frau aufhielten. Und die sensationslüsterne Zoe verschwand mit Sicherheit nur darum so schnell, weil sie Abby und Kolya aus der vermeintlichen Deckung des kleinen Gartenhäuschens am Rande des Meisner-Grundstücks beobachten wollte.
    Sie sind meine Töchter.
    Abby hätte so gerne geglaubt, dass alles nur ein böser Traum war, dass dieser Mann log und es nur darum ging, Geld von ihnen zu erpressen. Doch ein Blick in Aleks’ Gesicht sagte ihr, dass nichts davon zutraf. Die Ähnlichkeit war unverkennbar. Er sah aus wie die Mädchen.
    Aber warum tauchte er nach all den Jahren plötzlich auf? Was wollte er?
    Abby beobachtete die Mädchen, die Fangen spielten. Sie achteten darauf, dass keines von ihnen zu lange die Fängerin oder die Gejagte war. Abby fragte sich, wie es wohl wäre, so selbstlos zu sein. Sie liebte Michael von ganzem Herzen, musste aber zugeben, dass sie eine Spur Schadenfreude empfand, wenn sie ihn bei Spielen wie Backgammon oder Schach besiegte. Das war bei den Zwillingen nicht der Fall.
    Abby blickte zur Grundstücksgrenze und sah dort einen kleinen, glänzenden Gegenstand liegen. Als sie genauer hinschaute, erkannte sie eine rosarote Schleife. Dann kam eine Brise auf und wehte sie durch den Garten.
    Die Schleife liegt wohl noch von der Party da, dachte Abby. Jetzt kam es ihr so vor, als sei die Party eine Ewigkeit her. Jedenfalls hatte ihre Familie da noch in einer heilen Welt gelebt, und es gab an einem Ort namens Eden Falls, New York, keine Monster.

    Während Kolya sie vom Garten aus beobachtete, wandte Abby sich den Geräuschen im Haus zu. Sie hörte Schritte oben, leise Schritte. Aleks bewegte sich mit einer erstaunlichen Leichtfüßigkeit. Sie hörte, dass eine Schranktür geöffnet und geschlossen wurde. Abby überlegte, was er wohl finden würde. Viel war es nicht. Die meisten wichtigen Papiere – der Kaufvertrag des Hauses, Versicherungspolicen, Reisepässe – lagen in dem Aktenschrank im Arbeitszimmer im Erdgeschoss. Auf dem Nachtschrank stand ein Schmuckkästchen, doch es barg keine großen Werte. Sie und Michael scherzten mitunter, dass man kein Schmuckkästchen brauchte, wenn es mehr kostete als der Schmuck.
    Aber die Waffe, die war oben in dem Zimmer. Normalerweise lag sie in dem mit Schaumstoff ausgeschlagenen Aluminiumkasten im obersten Fach des Schlafzimmerschrankes unter einem Karton mit Glückwunschkarten. Hatte sie ihn verschlossen? Natürlich hatte sie es getan. Sie schloss ihn immer ab.
    Plötzlich hatte Abby eine Idee. Die Alarmanlage. Die Paniktaste. Die Alarmanlage war gleich neben der Eingangstür. Sie brauchte nur das Wohnzimmer zu durchqueren und dann drei Schritte nach rechts zu gehen. Wenn es ihr gelänge, die Paniktaste zu drücken, ohne dass Aleks und Kolya es bemerkten, wäre die Polizei in wenigen Minuten da.
    War es die richtige Entscheidung? Würden die Männer ihr oder den Mädchen etwas antun, wenn die Polizei plötzlich vor der Tür stand? Wie würde Michael sich verhalten? Was würde Michael wollen, dass sie tat?
    Abby versuchte, all diese Fragen zu verdrängen, als sie langsam aufstand. Und ehe ihr ein Grund einfiel, es nicht zu tun, lief sie in die Diele.

24. Kapitel

    Das Fenster , dachte Powell. Warum stand das Badezimmerfenster offen?
    Als Powell mitten in Joseph Harkovs heruntergekommener Wohnung stand, versuchte sie, sich Viktor Harkovs letzte Stunden vor Augen zu führen. Das war etwas, was sie sehr gut konnte. Powell verstand nicht immer alle Feinheiten der kriminaltechnischen Untersuchungen. Sie besaß jedoch das Talent zu erraten, welche Motive jemanden antrieben und wie das Opfer die letzten Stunden seines Lebens verbracht hatte.
    In all den Jahren bei der Polizei hatte sie vor zahlreichen Hindernissen gestanden, die sie alle mit der eisernen

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