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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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viel cleverer waren als Gleichaltrige. Auch wenn Abby ihnen versichert hatte, die beiden fremden Männer namens Aleks und Kolya seien Freunde der Familie, wussten sie mit Sicherheit, dass etwas nicht stimmte.
    Sie sind meine Töchter.
    Bei diesem Gedanken drehte Abby sich der Magen um. Als sie auf das Profil des Mannes schaute, zweifelte sie nicht an der Wahrheit dieser Behauptung. Dieser Mann war Charlottes und Emilys leiblicher Vater. Sie wollte es nicht glauben, aber es entsprach zweifellos der Wahrheit.
    Abby wünschte sich, es wäre um etwas anderes gegangen. Sie wünschte sich, es hätte sich um einen Einbruch gehandelt und diese Männer hätten es auf Lösegeld, Schmuck oder Bargeld abgesehen. Diese Dinge verstand sie, und sie hätte sofort jede Forderung erfüllt, wenn sie ihre Familie dadurch vor Schaden hätte bewahren können.
    Doch eine Frage ging ihr nicht aus dem Kopf: Woher wusste dieser Mann, wo sie wohnten und wer sie waren? Wie hatte er sie gefunden?
    Abbys schlimmster Albtraum wurde schnell Wirklichkeit. Er war nicht hier, um seine Töchter zu sehen. Er war nicht nur hier, um einen Kontakt herzustellen oder eine Beziehung zu ihnen aufzubauen.
    Er war hier, um sie mitzunehmen.
    Als Aleks sich zu ihr hinunterbeugte, sah Abby etwas im Licht glitzern, das an einer Kette an seinem Hals hing. Es waren drei kleine Glasfläschchen. In einem von ihnen schien Blut zu sein, und es sah so aus, als würden in der dunkelroten Flüssigkeit winzige Fleischfetzen schweben. Abby spürte Übelkeit in sich aufsteigen, als sie daran dachte, was das bedeuten konnte.
    »Wenn Sie noch ein einziges Mal meine Befehle missachten, töte ich Sie vor den Augen der Mädchen«, flüsterte Aleks ihr ins Ohr.
    Abby kämpfte gegen die Fesseln und das Klebeband an. Sie konnte sich nicht bewegen. Tränen rannen ihr über die Wangen.
    Ohne ein weiteres Wort zu sagen, stieg Aleks die Treppe hinauf und schloss hinter sich die Tür.

26. Kapitel

    In dem kunstvoll verzierten, festlichen Gerichtssaal im Erdgeschoss wurden häufig Prozesse geführt, die auf starkes Interesse der Öffentlichkeit und Medien stießen. Die vier Gerichtssäle im zweiten Stock waren reserviert für die eingeschworene Riege älterer, angesehener Richter, die die Räume als richterliche Statussymbole betrachteten. Der Gerichtssaal 109 hingegen, in dem mehr als einhundertfünfzig Zuschauer Platz fanden, wurde benutzt, wenn die Sicherheit es erforderte, viele Journalisten erwartet wurden oder kein anderer Gerichtssaal zur Verfügung stand.
    Zwei Richter führten den Vorsitz bei Mordprozessen in diesem Gerichtsbezirk. Zum einen war es Richterin Margaret Allingham. Sie war eine Hardlinerin, geboren und aufgewachsen im Süden der Bronx, die Tochter eines ehemaligen FBI-Agenten. Es kursierte das Gerücht, dass die eiserne Meg Allingham einen fünfzehn Zentimeter langen Totschläger unter ihrer Robe verstecke. Der andere war Richter Martin Gregg. Wenn man unvorbereitet in den Gerichtssaal kam oder mit den unglaublich komplexen Details eines Strafprozesses nicht vertraut war, war es besser, nicht auf Richter Martin Gregg zu treffen. Vor allem nicht bei gutem Wetter, wenn er lieber Golf gespielt hätte.
    Gott stehe jedem bei, der im Gerichtssaal 109 zu spät erschien.
    Heute kam Michael Roman zu spät, und es sah ganz so aus, als würde er sich noch mehr verspäten.

    Als Michael auf den Gerichtssaal zuging und sein Handy aus der Tasche zog, um es auszuschalten, piepte es. Er hatte eine SMS von Falynn Harris erhalten. Sie hatte sie ihm vor fünf Minuten geschickt und nur geschrieben:
    Ich kann es nicht. Tut mir leid.
    »Mein Gott!«, murmelte Michael. »Nein, nein, nein.«
    Er betrat den kleinen Vorraum, scrollte durch die Telefonliste seines Handys und wählte Falynns Handynummer. Es meldete sich die Mailbox. Dann rief er Falynns Pflegeeltern an. Nach dem zweiten Klingeln meldete sich Deena Trent, Falynns Pflegemutter.
    »Mrs Trent, hier ist Michael Roman. Könnte ich bitte mit Falynn sprechen?«
    Michael hörte, dass Deena tief einatmete. »Sie sind der Anwalt.«
    Das war keine Frage. »Ja«, erwiderte Michael. »Wenn ich bitte mit ...«
    »Sie ist weg.«
    Michael war ganz sicher, dass er sich verhört hatte. »Weg? Was soll das heißen – weg?«
    »Sie ist weg. Sie hat ihren Handkoffer mitgenommen und ist gegangen.«
    »Hat sie nichts gesagt?«
    »Sie hat nur einen Zettel geschrieben, auf dem steht, dass sie nie wieder zurückkommt.«
    »Wo ist sie

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