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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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Weste. Makars Blick folgte dem Buch, bis es nicht mehr zu sehen war. Ihr Vater hatte gesagt, sie sollte diesem Mann vertrauen. Und das würde sie tun.
    In völliger Dunkelheit schlichen sie durch die mit rauen Teppichen ausgelegten Gänge. Das Gewebe scheuerte schmerzhaft an ihrer verletzten Sohle. Sie begann zu humpeln. Das Gebäude schien riesig und die Stille war gespenstisch. Die Lichtkegel ihrer Taschenlampen irrten durch die Dunkelheit. Sie nahmen die Treppe, kamen in einem anderen Stockwerk raus, durchquerten es – wieder eine Treppe, ein neues Stockwerk. Die Gänge verzweigten sich wie in einem Labyrinth. Sie hatte schon längst jegliche Orientierung verloren.
    »Weiter«, spornte Makar sie an, als sie langsamer wurde. Sie nickte, beeilte sich, ihn einzuholen.
    Der Schuss kam aus dem Nichts.
    Sie hatte kein Mündungsfeuer gesehen, kein verräterisches Geräusch davor gehört, nicht die kleinste Bewegung wahrgenommen.
    Etwas Warmes, Klebriges und gleichzeitig Spitzes spritzte ihr ins Gesicht.

Nick
    Juna ist fort. Und ich kann nur daran denken, wie sie mich angesehen hat.
    Ich bin mir selbst zuwider.
    Ich habe es getan, weil ich das Richtige tun wollte; weil ich mein Leben der Aufgabe gewidmet habe, Verbrecher zu jagen. Ich hätte unmöglich wissen können, dass ich dabei jemanden wie sie treffe.
    Es war doch nur ein Job.
    Ein Job. Ja.
    Der in einem Verhältnis mit einer Zeugin endete. Ich hätte nie erfahren dürfen, wie zart ihre Haut ist, wenn man mit einem Daumen über die Innenseite ihrer Handgelenke streift. Wie ihr Haar mein Gesicht kitzelt, wenn ich ihr ›Ich liebe dich‹ ins Ohr flüstern möchte und es doch nicht tue.
    Während ich im Vorgarten stehe, und Juna nachsehe, tritt Marc von hinten an mich heran und legt mir seine Hand auf die Schulter.
    »Na komm schon. Uns fällt schon was ein.« Dann geht er wieder hinein und ich folge ihm. Im Wohnzimmer setze ich mich auf das Sofa. Die angenehme Kühle hier drin klärt meinen Kopf, anscheinend habe ich doch noch so etwas wie einen Verstand. Er bootet wie ein alter Windows-Rechner.
    »Was trinken?«, ruft Marc herüber. Für jedes ernste Gespräch braucht er einen kleinen Anlauf, ein eigenes Ritual. Als ich ihn gebeten habe, mir zu helfen, Juna aus Pawels Fängen zu holen, musste er zuerst einen Baum pflanzen. »Ich schaue mal, was wir haben«, ruft er erneut. Schließlich kommt er mit einer Flasche Wein wieder und stellt sie weg. »Dann leg mal los. In was für eine Scheiße bist du da reingeraten? Du hast gesagt, es geht um eine wichtige Zeugin, die in Lebensgefahr schwebt. Ein entführtes Mädchen, das sonst getötet werden sollte. Wenn ein Menschenleben auf dem Spiel steht, bin ich zu unkonventionellen Methoden bereit. Aber du hättest mir sagen sollen, dass du als verdeckter Ermittler einen Bodyguard spielst.«
    »Ich dachte, es wäre besser, nicht zu viel über meinen Einsatz zu reden.«
    »Du hast mich um Hilfe gebeten.«
    »Ja, tut mir leid, es war …«
    »Ich meine: Warum mich? Warum hast du dich nicht an deinen VE-Führer gewendet?«
    Eine berechtigte Frage. Ich muss meine Worte mit Bedacht wählen. »Ich traue ihm nicht.«
    »Was ist vorgefallen?
    Ich habe nach Tscheburaschka gegoogelt. Juna hatte ihn damit treffend beschrieben, muss ich zugeben. Reicht das wirklich, um ihn zu verdächtigen? Und wenn er tatsächlich ein doppeltes Spiel treibt, würde er mich Pawel gegenüber nicht schon längst verraten haben? Außer er arbeitet gar nicht für Pawel. »Es ist nur eine Ahnung. Ein paar Dinge sind geschehen, die nicht zusammenpassen. Ich habe Juna schon einmal in Sicherheit bringen müssen. Statt dort zu bleiben, wollte sie unbedingt eine Spur verfolgen. Ich glaube, Falko hat sie beobachtet. Noch mehr: Vermutlich hat er sie in seinem Taxi direkt ins Wespennest gebracht. Dabei habe ich ihn darüber informiert, dass sie eine wichtige Zeugin ist.«
    »Ahnungen bringen uns nicht weiter. Wie sieht es mit Beweisen aus?«
    »Hätte ich welche, müssten wir dieses Gespräch jetzt nicht führen. Bei seinem früheren Ausrutscher hatte auch keiner Beweise. Deswegen kam er mit einem Beförderungsstopp davon.«
    »Was für ein Ausrutscher war das?«
    »Unterschlagung von Beweismitteln. Angeblich hat er Geld eines Verdächtigen eingesteckt.«
    »Puh, okay. Und was ist mit diesem Mädchen? Juna? Was läuft da zwischen euch?«
    Ich sehe mir die Eule unter der Lampe an. Ihr rechtes Auge ist etwas größer, das Gesicht schief. Ich senke den Blick. Auf dem

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