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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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sie es immer getan hatte, wenn sie mit ihm zusammen sein durfte. »Egal, was passiert, es kann nicht falsch sein? Weil es dem Tao, dem Weg, dem Lauf der Welt entspricht? Und dass ich trotz deiner Warnung nach Pyschka gesucht habe und mich und dich in Gefahr gebracht habe …«
    Sie redete zu viel.
    Er legte eine Hand auf das Album und strich behutsam über das raue Cover. »Wir wissen nicht, wohin das Tao uns bringen wird und was es mit uns vorhat.«
    Wie sehr seine Hand doch gealtert war!
    »Dieses Album – warum ist es so wichtig?«
    »Du musst die Krähe finden und …«
    »Aber Vater, ich dachte du wärst die …«
    »Unterbrich mich nicht. Du musst die Krähe finden und ihr …«
    Ein dumpfer Knall unterbrach ihn. Ihr Vater erhob sich. Festen Schrittes ging er zu den Fahrstühlen. Ein in die Wand eingebauter Monitor sprang an, als er seine Hand darauf legte.
    Was war das für ein Knall? Ein Schuss? Sie stand auf und ging zu ihrem Vater. Er wählte etwas auf dem Touchscreen des Monitors und prüfte die Überwachungskameras. Seine Finger glitten schneller über die Fläche, das Gesicht blieb undurchdringlich ruhig, also frage sie nichts und wartete.
    »Du musst gehen«, sagte er, während er die Aufnahmen studierte.
    Sie wandte sich zum Fahrstuhl, wollte den Rufknopf betätigen, doch ihr Vater hielt sie davon ab. Aus einem in die Wand eingebauten Safe, der hinter der Holzverkleidung verborgen war, holte er einen Schlüssel und eine Taschenlampe hervor und reichte ihr beides.
    »Da ist eine Tür.« Er zeigte hinter den Bonsai-Baum. »Du steigst nach oben. Dort ist Makar. Er bringt dich aus dem Gebäude raus. Verstanden?«
    »Verstanden.«
    Er nahm eine Pistole aus dem Safe und prüfte die Munition. Die Waffe wirkte so falsch in seinen Händen, so unpassend.
    Sie half ihm, den Tisch mit dem Baum zur Seite zu rücken. Obwohl sie wusste, dass dort der Ausgang war, konnte sie die kleine Tür kaum sehen, so sehr verschmolz sie mit den Fugen der Holzpaneele.
    »Los«, befahl er.
    Die Schwärze der Luke erinnerte sie an das Maul eines Fisches. Sie tauchte in das Dunkel, drehte sich noch einmal um und sah ihren Vater im Spalt, der immer kleiner wurde.
    »Was hat es mit der Krähe auf sich? Ich muss sie finden und – und was?«
    Wortlos drückte er die Tür zu.
    Einatmen . Ausatmen . In ihrem Inneren gab es keinen Platz für Panik. Sie würde es aus dem Gebäude schaffen und diese Krähe finden. So wie ihr Vater es von ihr erwartete.
    Sie schaltete die Taschenlampe ein. Das Licht glitt die Wände hoch und verlor sich irgendwo da oben. Der Schacht war kaum einen Meter breit, an einer Seite erstreckte sich eine Rettungsleiter.
    Sie steckte das Album in den Bund des Rockes. Es hielt. Sie durfte sich nur nicht zu heftig bewegen. Die Taschenlampe im Mund kletterte sie hoch, Sprosse um Sprosse. Mit zwei Fingern der rechten Hand hielt sie den Schlüssel. Ab und zu sackte das Album tiefer, und sie musste es mit einer Hand wieder hochziehen, darauf bedacht, den Schlüssel nicht zu verlieren.
    Die Schüsse ließen sie zusammenzucken. Umso fester klammerte sie sich an die Leiter. Da! Wieder. Die Schüsse klangen gedämpft. Kamen sie aus dem Raum ihres Vaters? Wurde er angegriffen?
    Sie musste weiter. Sie hatte es ihm versprochen.
    Juna kletterte, immer höher, so, als ob ihr Körper genau wusste, was von ihm erwartet wurde und sie fast ohne ihr Zutun nach oben trug. Es musste ein Zwischenstockwerk gegeben haben, denn die Leiter wollte nicht enden. Ihr Kiefer schmerzte, so sehr biss sie auf die Taschenlampe.
    Endlich endete der Schacht. Sie drehte den Kopf nach links und rechts, beleuchtete eine Tür neben der Leiter. Abgesperrt. Sich mit einer Hand an der Sprosse haltend, steckte sie den Schlüssel ein und drehte ihn herum. Er passte. Alles still. Sie stieß die Tür auf. Als Erstes schob sie das Album rein, dann versuchte sie, sich selbst durch die Öffnung zu zwängen, als jemand sie an den Armen packte und nach draußen zog.
    »Makar«, brummte der Mann und stellte sie auf die Beine.
    Makar war bewaffnet. Er trug eine Schutzweste; eine zweite, die bereits zu seinen Füßen lag, zog er Juna über.
    »Was ist hier los?«, fragte sie, während sie die Verschlüsse der Weste zumachte.
    »Jemand versucht, in das Gebäude einzudringen. Wir haben einen Toten. Bleib dicht hinter mir.«
    »Wie viele sind es?«
    »Weiß ich nicht. Meine Aufgabe ist es, dich sicher aus dem Gebäude zu bringen.«
    Sie hob das Album und steckte es in ihre

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