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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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machen.«
    »Du musst da sofort aussteigen. Dass du deinen VE-Führer übergangen hast, ist nicht gut, aber ich bin im Rang höher gestellt als er. Das lässt sich geradebiegen.«
    »Bitte, gib mir eine Chance, diese Leute aus dem Verkehr zu ziehen. Ich will nicht, dass nochmal ein Bus mit Kindern in die Luft gejagt wird. Vielleicht wäre es mir gelungen, mehr herauszufinden, wenn ich im Büro nicht gestört worden wäre.«
    Marc schweigt. Ich auch. Die Uhr schlägt zur vollen Stunde. Als der letzte Ton verklingt, richtet sich Marc auf. »Gut, vielleicht kann ich helfen. Vielleicht.« Er klopft mir auf die Schulter. »Jetzt gehst du erstmal nach oben und haust dich für eine Stunde aufs Ohr. Du siehst nämlich Scheiße aus. Und ich mache ein paar Anrufe.«
    »Warte, ich …«
    »Es hilft niemandem, wenn du aus den Latschen kippst, sobald dich jemand anhaucht.«
    Er hat recht, und ich bin zu müde, um mit ihm zu streiten. Also werfe ich mich oben aufs Bett, um in Ruhe nachzudenken. Wie lange braucht man, um eine Tagesdecke zu häkeln? Sie sehen komplex aus, die Muster …
    Meine Uhr zeigt 06:07. Eine halbleere Flasche des fünfundzwanzig Jahre alten The-Macallan-Whisky steht auf dem makellos polierten Tresen. Die Flüssigkeit darin leuchtet im Licht meiner Taschenlampe wie ein lebendig gewordener Bernstein. Draußen kratzen die Zweige an das Metall der Zugwände. Ich muss weiter, versuche, nicht in die dunklen, noch feuchten Flecken zu treten, die den Teppich bedecken. Ich weiß, dass es Blut ist. Dass niemand so etwas überleben kann. Und hoffe trotzdem.
    Der nächste Waggon. Der Lichtkegel zittert, als er den Körper erfasst, der an den Ketten von der Decke hängt. Der Kopf ist in den Nacken gebogen, das Gesicht mir zugewandt. Ein Einschussloch in der Stirnmitte. Die weit aufgerissenen Augen starren in meine Taschenlampe. Junas Augen.
    06:18
    Etwas rüttelte an mir, ich reiße die Lider auf und sehe ein Gesicht, das ich nicht sofort erkenne. Ein Teil meines Verstandes ist noch in diesem verdammten Zug. Bei Juna. Sie ist tot. Und dann hat mich die Realität wieder. Marc. Ich bin im Haus seiner Eltern. Noch kann ich Juna retten.
    »Alles okay bei dir?«, fragt er.
    Ich kann nur noch schwach nicken.
    Er bohrt nicht nach.
    Ich setze mich auf den Bettrand, bin noch zerschlagener als vorhin. Meine Hände zittern, als würde ich darin die Taschenlampe halten, die in Junas leere Augen leuchtet.
    Marc setzt sich zu mir auf das Bett. » Hellea . Das ist altdeutsch und bedeutet ›Hölle‹.«
    »Woher weißt du das?«
    Er zuckt eine Schulter. »Wikipedia. Bringt uns aber nicht weiter. Also, folgender Plan: Jemand schuldet mir noch einen Gefallen. Ich glaube, ich kann deinen Pawel ein bisschen beschäftigen, dass du einen freien Zugang zum Club bekommst. Meinst du, du schaffst es, noch einmal sein Büro zu besichtigen?«
    »Einen Versuch ist es wert.« Vielleicht werde ich dort auch Pyschka finden. Vielleicht hat sie eine Ahnung, was Juna unternehmen wird.
    Er klopft mir auf die Schulter und steht auf. »Okay, dann mal los.«
    Ich stehe ebenfalls auf. »Danke. Für alles.«
    »Ist noch zu früh dafür.« Er begleitet mich zur Tür.
    Draußen ist noch hell. Der Tag kommt mir jetzt schon unendlich lang vor. Ich kann kaum glauben, dass ich Juna erst vor zwei Stunden gesehen habe.
    Mein Renault wartet auf mich neben der Garage mit seiner nicht ganz rostfreien Vertraulichkeit. Marc bleibt unter dem Vordach stehen. Aus irgendeinem Grund erwarte ich, dass er noch etwas sagt, aber er verliert kein Wort. Es ist zehn nach sechs, als ich den Motor starte und losfahre.
    Im Club geht etwas vor. Ich sehe Detlev vor der Tür, der die Straße im Blick behält, obwohl es heute keine Feier geben wird. Neben ihm steht Byk und telefoniert. Ich frage mich, warum diese Russen immer so laut sind. Sie melden sich nie mit Namen und brüllen so, als würden sie es stets mit Schwerhörigen zu tun haben. Wortfetzen fliegen bis zum heruntergelassenen Fenster meines Renaults, aber ich kann wenig damit anfangen.
    Die Dämmerung lässt die Umgebung verwaschen wirken, aber vielleicht ist es nur meine Müdigkeit. Ich sitze seit zwei Stunden im Wagen und beobachte den Club.
    Pawel hat anscheinend seinen Porsche vorfahren lassen. Ich frage mich, wo der Mercedes steckt. Seit Olegs Beinahe-Exekution habe ich diesen Wagen nicht mehr gesehen. Der Porsche ist sein Ein und Alles. Ich wette, das Auto hat sogar einen Namen.
    Einer von Byks Jungs steigt aus und geht zu

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