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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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Couchtisch liegen drei Cent-Stücke. Es sind die, die ich Juna geschenkt habe. Die eine Münze ist dunkler, die andere ganz neu, glänzend. Die dritte ist etwas zerkratzt an der Seite mit dem Eichenblatt.
    »Ursprünglich sollte ich einen Menschenhändlerring aufdecken. Die Spur führte von einem angeblichen Model-Scout zu dem Inhaber des Nachtclubs Perles d’Or , Pawel.«
    »Vor dem du dieses Mädchen retten musstest, richtig?«
    »Genau.« Ich reibe meine Augen. Keine Ahnung, wann ich zuletzt geschlafen habe. »Es sah so aus, als wolle er an die Krähe ran, den Mann, der bei der russischen Mafia hier vor Ort angeblich den Ton angibt. Ob im Alleingang oder von jemandem gelenkt – man geht davon aus, dass Pawel die Krähe beseitigen will, um die Machtverhältnisse neu zu mischen.«
    »Und was denkst du?«
    »Er will an die Krähe ran, keine Frage. Und irgendjemand steht hinter ihm, sodass er eine Heidenangst hat. Aber es geht hier nicht um die Bosse der russischen Mafia.«
    »Sondern? Herrgott, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!«
    »Vielleicht Terroristen.« Ich muss dringend eine rauchen, aber ich habe Respekt vor Marcs Mutter. Vor ihr hat jeder Respekt, auch wenn sie gerade irgendwo in Barcelona ihren Mann die Türme der Sagrat Cor -Kirche hochjagt. »Erinnerst du dich an die Busexplosion mit russischen Kindern vor einem Hotel? Ist schon ein Weilchen her, aber es ging durch alle Medien. Schon damals habe ich einen … seltsamen Hinweis darauf bekommen.«
    Marc murmelt etwas. Es klingt wie ›Ach du Scheiße‹. Nachdenklich zupft er an seiner Nasenspitze.
    »Keine Ahnung, wie alles zusammenhängt«, rede ich weiter, da er keinen Ton mehr von sich gibt. »Von Beweisen sprechen wir lieber gar nicht. Deshalb will Falko auch nichts davon hören, ihm und der Staatsanwaltschaft ist anscheinend nur dieser Menschenhändlerring wichtig.«
    Langsam reibt Marc sich über das Gesicht. »Okay, bleiben wir erst einmal bei der Krähe . Was will dieser Pawel von ihr?«
    »Ich weiß es nicht. Nur so viel: Juna ist seine Tochter.«
    »Bist du dir sicher? Ach du Scheiße!« Diesmal sagt er es laut.
    »Pawel wollte die Krähe zwingen, sich zu zeigen. Also hat er auf allen Kanälen gefunkt: ›Ich habe deine Tochter, melde dich.‹ Und zum Teil hat er sein Ziel erreicht. Die Krähe ist in der Stadt.«
    »So ein Mann wie die Krähe würde sich doch niemals erpressen lassen. Egal wie nahe ihm jemand steht, er kann sich nicht erlauben, unter Druck zu geraten. Tochter hin oder her. Solche Leute würden ihre gesamte Verwandtschaft eigenhändig erwürgen, wenn es hart auf hart kommt.«
    »Ich weiß. Jedenfalls spielt die Krähe auf Zeit. Pawel verliert langsam die Geduld. Die Lage spitzte sich zu. Ich konnte sie nicht länger dort lassen, verstehst du?«
    Marc sieht mir direkt ins Gesicht. Er hat die bemerkenswerte Gabe, meine Narben nicht zu beachten.
    »Pawel ist unberechenbar«, sage ich wieder, weil ich irgendetwas sagen muss, und blicke zur Standuhr. Das Zifferblatt erscheint unscharf. Mein Hirn weigert sich offenbar, irgendwelche Informationen aufzunehmen.
    »Okay, dieser Typ mit dem Club hat das Mädchen nicht mehr. Also auch kein Druckmittel. Gibt er sein Vorhaben auf?«
    »Er hat schon einmal versucht, einen Anschlag auf die Krähe zu verüben. Er ist ein toter Mann, wenn er nicht endlich Erfolg hat.«
    »Und warum hat die Krähe ihn nicht schon längst beseitigt?«
    »Genau das ist so merkwürdig. Aus reiner Spekulation: Geht es hier wirklich um Terroristen, könnte das auch für jemanden wie die Krähe eine Nummer zu groß sein. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Pawel hat mir aufgetragen, Junas Vater zu töten. Und dann sie selbst. Und jeden, der irgendwie zu dieser Familie gehört oder diese Familie unterstützt.« Ich zeige ihm die SMS, die ich heute Vormittag von Pawel bekommen habe. Dort steht:
    Dein Einsatz, Torpeda. Folge Pryschtsch zum Versteck. Töte ALLE. Es darf KEINER lebend herauskommen
    Marc steht auf und macht ein paar Schritte durch das Wohnzimmer. Jedes Mal stupst er die Eule mit dem Kopf an. »Meine Güte, gibt es irgendetwas in diesem Fall, das nicht eine völlige Katastrophe ist?«
    »Heute früh ist es mir gelungen, in Pawels Büro einzudringen und einen Blick auf seine Termine zu werfen. Er scheint auf etwas sehr Wichtiges hinzuarbeiten. Ein ganzer Tag ist blockiert mit Hellea . Keine Ahnung, was das heißt. Und: Dshanan. Vielleicht ein Verbindungsglied zu den Leuten, die so einen Druck auf ihn

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