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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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holte zum großen Wechsel aus: Ich dachte … Er stieß in sie hinein, sein Rhythmus erschütterte ihren Leib, sie passte sich ihm an, fing seine Bewegungen auf – als sprächen sie gleichzeitig, ohne einander zu unterbrechen. Auch das hatte ein eigenes Gleichmaß, stark und durchdringend, in einer eigenen Melodie: stoßen, stieß, gestoßen, wiegen, wog, gewogen . Sie wurde lauter, mit jedem Stoß, klammerte sich an seine Schultern und grub ihre Finger in sein Fleisch. War es denn möglich? All das, was sie für ihn empfand? All das, was sie kaum noch aushielt, ohne aufzuschreien, egal was, vielleicht seinen Namen …
    … und dann ein Innehalten, angespannt, suchend … bis zu einer letzten, starken Erschütterung in ihrer Mitte, bis zu einer letzten, ausklingenden Bewegung in ihr …
    Kommen, kam, gekommen.
    Ein Verb wie das Summen und das Kribbeln unter ihrer Haut. Und während sie noch den Ausklang genoss, dieses summende gekommen , spürte sie, wie auch er sich entspannte und sich all seine Leidenschaft über sie legte.
    Langsam löste sie ihre Beine, ließ von ihm ab und glitt in eine zerbrechliche, empfindliche Sprachlosigkeit. Als wären ihr alle Wörter ausgegangen. Erschöpft lag sie neben ihm und fühlte seinen hitzigen, schweißbedeckten Körper. Das Tageslicht spielte auf seinen Muskeln, und sie mochte sich nicht bewegen, nur da liegen und ihn ansehen.
    Unten lief der Fernseher, jetzt hörte sie es deutlich. War er lauter gedreht worden? Hatten sie hier tatsächlich so viel eindeutigen Lärm verursacht?
    »Wir müssen … duschen«, stammelte sie. Und alles aufräumen: ihren Badenmantel auf dem Boden, seine Hose über dem Bettende, das Hemd am Nachttisch.
    Er rückte etwas näher an sie heran und küsste sie auf die Schläfe. »Wie du meinst.«
    Mit einer Hand tastete er nach seinem Hemd und zog es am Zipfel zu sich. Das Album, das darunter lag, krachte auf den Boden.
    »Entschuldige.« Er hob es rasch auf und legte es zu ihr auf die Kissen.
    Sie starrte den Einband an.
    Wieso war es ihr nicht sofort aufgefallen?
    Der Märchenvogel. Die stilisierte Goldprägung eines Phönix prangte von der Mitte des Buches: lange, an einen Pfau erinnernde Federn, ausgebreitete Flügel wie aus Flammen, ein zu einem Schrei aufgerissener Schnabel. Wenn der Feuervogel singt, kullern Perlen aus ihm heraus, hatte die Oma der kleinen Juna erzählt. Wenn er singt, werden Kranke gesund, und Blinde wieder sehend.
    Und Blinde werden sehend!
    Vorsichtig glitten ihre Finger über den Riss am Einband, der irgendwann von irgendjemandem sorgfältig zugeklebt worden war.
    »Hast du Messer?«

25
    Noch ein wenig high von ihrem Sinnesrausch, von dem Geruch ihrer Liebe und von der Aufregung beim Anblick des Feuervogels, forschte sie in seinem Gesicht. »Messer?«
    Endlich schien er zu kapieren, was sie von ihm wollte. »War es so schlecht, dass du jetzt allem ein Ende setzen willst?«
    Er tastete nach seiner Jeans. Aus einer Hosentasche holte er tatsächlich ein Klappmesser und reichte es ihr. Das Ding besaß einen Korkenzieher, eine Schere und sogar eine Mini-Säge. Es dauerte, bis sie tatsächlich auch eine Klinge gefunden hatte. Ohne zu zögern schlitzte sie den Einband auf und trennte die oberste Schicht, die mit ihrer Farbe so sehr die gute alte Sowjetunion in Erinnerung rief, ab. Dort, wo das Bild des Vogels gewesen war, hatte jemand eine Vertiefung eingearbeitet. Gerade mal so lang und breit, dass ein Schlüssel darin Platz fand. Vorsichtig holte sie ihn heraus und betrachtete ihn von allen Seiten.
    Nichts Besonderes. Ein Schlüssel mit einem gelben, dreieckigen Plastikgriff. Das Metallteil war etwa vier Zentimeter lang. Insgesamt sah er aus wie ein der Länge nach abgeschnittener Metallstift mit unregelmäßig eingelassenen Kerbungen am Ende.
    Noch einmal drehte sie den Schlüssel in den Fingern. In die Innenseite war eine Nummer eingraviert, die ihr allerdings nicht verriet, was sich damit öffnen ließ. »Für was ist das?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht kann Marc mehr herausfinden. Ist es in Ordnung, wenn wir es ihm zeigen?«
    Den Schlüssel in einer Faust umschlossen, zupfte sie gedankenverloren an den Fransen des Schnittes, den sie in den Einband gemacht hatte. »Ja … ja … natürlich …«
    Nur war das nicht der Weg, der vorgesehen war. Es konnte unmöglich sein, dass ihre Oma, ihr Vater – oder wer auch immer den Schlüssel hier deponiert hatte – keinen Hinweis hinterlassen hatte, wofür er war. Irgendetwas wollte das

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