Im Netz des Verbrechens
mit einem Mal unwichtig geworden.
Zwischen seinen Fingern leuchtete die untergehende Sonne. Er hatte es aufbewahrt, dieses Bild, das er für sie geschossen hatte und das ihr Gefängnis für eine Nacht verzaubert hatte.
Er wollte das Handy einstecken, doch sie hinderte ihn daran, und als das Display sich dunkel färbte, drückte sie die erstbeste Taste, um es aus dem Sparmodus zu holen, um diesen Sonnenuntergang noch einen Moment länger bei sich zu behalten.
»Jetzt können wir ihn doch noch zusammen sehen.« Er schmunzelte und lehnte seinen Kopf an ihre Schulter. So schön. Dieses glühende Licht in ihren beiden Händen.
»Ich habe keine Angst.«
»Ich auch nicht.«
Er legte das Handy beiseite und fuhr mit den Fingern zwischen die ihren. Unter ihrer Handfläche fühlte sie seinen Herzschlag, der jetzt ein bisschen schneller ging.
Und jetzt? Sie hatte doch gesagt, sie habe keine Angst. Sie öffnete den obersten Knopf seines Hemdes. Er würde sie aufhalten, wenn es ihm nicht gefiel.
Und was, wenn nicht? , wachte ihr Verstand auf. Willst du ihm jetzt demonstrieren, was du mit seinen SMS getan hast?
Simsen in 3-D und mit allen Sinnen, ganz egal, ob sein Handy vibrieren konnte. Er legte seine Hand auf die ihre. »Bist du dir sicher?«
Sie beobachtete so gern, wie er sprach. Es war ein bisschen wie küssen, nur mit Silben, die Gesichter einander zugewandt, und sein Mund nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt.
Sie holte tief Luft. »Ja.«
Ja. Natürlich. Wie konnte er daran zweifeln? Mit einer alles bestimmenden Geste kämmte sie durch seine Haarsträhnen, hob seinen Kopf an und küsste ihn. Er japste, und sie hoffte, sie hatte ihm in ihrer Entschlossenheit keine Haare herausgerissen, da kam er ihr schon entgegen und rollte sich auf sie. Sogleich schlang sie die Arme um seinen Nacken, packte ihn, fuhr über seinen Rücken und die breiten Schultern, vergrub die Finger in seinem Haar – sie tastete wie eine Blinde nach ihm, schmeckte seinen Mund und fühlte jeden Muskel seines Körpers. Ihr Bademantel war bereits zerwühlt, ihre Lippen taub und wollten doch umso mehr. Sie langte nach seinem Hosenbund, zerrte und rüttelte daran, doch er drückte den Unterleib fester an sie und raubte ihren Händen die Bewegungsfreiheit.
»Ich fürchte … wir werden brav und anständig bleiben müssen.« Er küsste sie wieder, beinahe schon artig zupfte er mit seinem Mund an ihrer Unterlippe.
Sie zog ihre Hände unter ihm hervor und hielt seinen Kopf zurück. »Brav war gestern«, keuchte sie, »und anständig und …« Sie stöhnte leise auf, als seine Hand über ihre Wange fuhr und seine Lippen ihre Kehle entlangwanderten.
Er stemmte sich hoch, sie spürte sein Gewicht kaum noch; es fühlte sich an, als hätte sie ihn verloren. Aber er war da. Neckisch neigte er den Kopf, und seine Haarspitzen kitzelten ihr Gesicht. »Wir schauen, wie weit wir brav und anständig ausdehnen können, ja?«
»Warum nicht mehr?« Sie spürte doch, dass er sie wollte, und dieses Wollen konnte er unmöglich noch länger undercover halten; vielleicht hatten sie auch nicht mehr viel Zeit, bis Pyschka nach ihr gucken würde … Diese Zeit mussten sie doch nutzen!
»Warum nicht mehr?«, wiederholte sie und zog ihn an sich, um das Mehr zu spüren, egal, was er sagte. Zusammen rollten sie zur Seite – das Bett war viel zu schnell zu Ende, Juna ächzte auf, als sie glaubte, gleich hart auf den Boden der Tatsachen aufzuschlagen, doch er behielt das Gleichgewicht und zog sie in seine Umarmung zurück. Sie bezwang den Reißverschluss, ihre fahrigen Finger schlüpften unter den Bund seiner Jeans und den Gummizug des Slips, und sie fühlte, wie sein Glied ihr entgegenzuckte. »Warum nicht mehr?«, wollte sie endlich wissen und schaute ihm in die Augen.
»Ich habe kein Kondom. Und würde jetzt ungern hier im Bad wühlen, um herauszufinden, ob Marcs Eltern ein aktives Sexualleben haben.«
Sie gluckste, was sicherlich nicht unbedingt sinnlich ausfiel. »Was? Du hast nicht Gon-don? Magst du – hm – Dirty Talk, ja?« Ihre Hand verzettelte sich in seiner Hose. Sie biss sich auf die Lippe. Was war bloß in sie gefahren? Sie stellte sich doch sonst nicht so stümperhaft an. Beschämt zog sie die Hände zurück.
Er richtete sich auf und riss sie in einem Schwung zu sich auf den Schoß. »Ist das wieder ein schlimmes Wort bei euch?« Mit den Lippen, die sich mal weich und zart, mal fest und ungestüm anfühlten, knabberte er an ihrem Ohrläppchen. Sie
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