Im Netz des Verbrechens
ist erstaunlich, dass ich es bis jetzt geschafft habe, mich in deiner Nähe zivilisiert zu verhalten.«
Sie schmunzelte. »Du findest mein ›R‹ sexy?«
»Und dein ›Ch‹, weil es etwas Raues, Reines in sich trägt. Aber wenn dich das stört, sollten wir vielleicht aufhören zu reden und endlich herausfinden, was passiert, wenn wir schweigen.«
Er fuhr mit den Fingern über ihre Lider, den Nasenrücken entlang und über den Mund. Sie hielt die Augen geschlossen.
Ja, auch die Stille konnte etwas Besonderes, erfüllt von ihm und so voller Erwartung sein. Für sie war die Liebe schon immer eine Fremdsprache gewesen, unlogisch und zu sehr nach Gefühl, mit mehr Ausnahmen als Regeln, ohne klare Formen und genaue Definitionen, Grenzen. Sie hatte immer eine gewisse Distanz gebraucht, mit der sie unbeirrt ihren Körper zufriedenstellte.
Ihn zu lieben war eine Sprache, die er ihr mit jeder seiner Bewegung beibrachte, wenn sie ihm nur gut zuhörte.
Sie hörte zu.
Mit ihrem ganzen Wesen, als könnten ihre Haut, ihr Bauch, ihre Brustwarzen, ihre Lippen seine Berührungen hören.
Ein sanftes Beginnen. Ein hauchzartes Spiel. Es war so leicht, darauf zu antworten, als würde sie die allerersten Laute mit ihren Fingerspitzen formen. Ohne die Lider aufzumachen, knöpfte sie sein Hemd auf, strich ihm den Stoff von den Schultern und warf es fort. Unter ihren Handflächen spürte sie das Spiel seiner Muskeln. Still und vor allem langsam konnte unbeschreiblich schön sein. Sie ließ ihn auf sich niedersinken, öffnete sich seinen Bewegungen und nahm seinen Rhythmus in sich auf, der in seinen Küssen, seinen Berührungen und in jeder seiner Regungen widerklang. Mit ihren Lippen formte sie Silben auf seiner Haut, kostete die dunklen, vollen Vokale aus – ein raunendes O, und ein verstohlenes A, die verwegen in ihrer Kehle vibrierten.
Seine Lippen flüsterten Liebkosungen auf ihre Haut, legten eine warme, leicht feuchte Spur über ihre Brüste, die Brustwarzen, ihren Bauch herab zum Bauchnabel und weiter bis zum schmalen Streifen ihrer Schamhaare. Unter seinem Atem kühlte diese Spur etwas ab und bescherte ihr Gänsehaut.
Sich zu lieben war ein Tu-Wort, geben und nehmen. Ihre Hände streichelten seine Schultern, den Nacken, den Rücken. Die Fingerkuppen ertasteten eine runde, beinahe unscheinbare Vertiefung in seinem linken Schulterblatt. Die Erkenntnis durchfuhr sie wie ein Stich. Die Kugel war dort in ihn eingedrungen. Er richtete seinen Oberkörper etwas auf und blickte sie an. Auf der Brust sah es schlimmer aus, als hätte ein Raubtier ein Stück Fleisch aus ihm herausgerissen. Sie schnappte nach Luft, spürte Tränen in ihren Augen aufsteigen, wollte etwas sagen … Er legte sich einen Zeigefinger auf die Lippen. »Schsch.«
Sie gehorchte. Kein Wort. Kein Ton.
Alles, was es zu sagen gab, war in den Regungen ihres Körpers, in einem einzigen, durchdringenden Stöhnen, als er sein Gesicht in ihren Schoß senkte und sie seine Zunge an ihrer Spalte spürte.
Spüren . Was für ein wundervolles Verb. Wie das Rascheln der Blätter auf ihrer Haut, wie das sanfte Pochen in ihrem Schoß: spüren, spürte, gespürt . Sehnen, sehnte, gesehnt. Begehren, begehrte, begehrt.
Vielleicht hießen sie deshalb regelmäßige Verben, weil sie ihr Inneres mit solcher Regelmäßigkeit zum Erschauern brachten, weil jeder Zentimeter ihrer Haut danach verlangte. Sie war erfüllt von diesem Wunsch nach ihm und diesem eigenen Rhythmus seiner Zärtlichkeit, die ihren Geist zum Flattern brachte, und ihren Körper zum … schweben …
Schweben, schwebte, geschwebt – immer höher, atemlos und schwach. Und es waren schwache Verben, weil sie ihren Körper so kraftlos machten. Schwach, weil sie die starken Erschütterungen eines Vokalwechsels nicht ertrugen. Juna stöhnte leise auf, spürte es in sich aufsteigen, gemischte Gefühle, eingeschlossen in ihr, hungrig nach all den Erschütterungen und dem Wechsel. Die Zunge in ihrer Scham schraubte ihre Lust in beinahe unerträgliche Höhen.
Doch dann ließ er sie aufatmen, quälte sie mit vorsichtigen Küssen auf ihrem Bauch, ihren Handflächen, den Innenseiten ihrer Unterarme. Sie seufzte auf und schloss die Augen, streichelte seinen Körper, den Rücken entlang, bis zur sanften Kuhle oberhalb seines Hinterns, drückte sanft seine Pobacken. Er senkte seinen Unterleib etwas tiefer, sie spürte seine Männlichkeit zwischen ihren Oberschenkeln … Was ihren Körper, ihren Verstand noch so schwach machte,
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