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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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Einsendungen in ein Briefzentrum gebracht, soweit ich weiß. Da steht dann nur Briefzentrum 15 oder Ähnliches auf dem Stempel. Die Filiale wirst du dann nicht herausfinden können.«
    Sie griff nach einer Briefmarke und musterte den Stempel, der bemerkenswert klar ausfiel. Vielleicht war die Briefmarke deswegen auf dem Stück Papier gelassen worden? Damit sie den Stempel lesen konnte? »Hier steht das nicht. Nicht Briefzentrum.«
    Er legte den Rasierer beiseite und betrachtete die Briefmarke, dann die anderen. »Interessant. Man kann jeden Stempel sehr gut erkennen. Ist auch nicht selbstverständlich heutzutage. Vielleicht wurde der Brief doch noch in einer Filiale abgestempelt?«
    »Wo?«, stieß sie ungeduldig hervor.
    Er zuckte mit einer Schulter. »Ich bin kein Briefträger. Keine Ahnung, was die Zahlen hier bedeuten. An deiner Stelle würde ich das Marc zeigen, zusammen mit dem Schlüssel. Er kann mit Sicherheit herausfinden, was es damit auf sich hat. Glaub mir, er kann absolut alles herausfinden.«
    Sie ließ den Bademantel auf den Boden gleiten und bemerkte, wie er sie durch den Spiegel beobachtete. Spielerisch verdrehte sie die Augen und drohte ihm mit einem Zeigefinger. »Nein!« Schließlich wollte sie sich anziehen und so lange angezogen zu bleiben, bis sie mit Marc gesprochen hatte.
    »Nicht?« Er kam auf sie zu. Ihr Blick glitt seinen Körper entlang. Im Gegensatz zu ihm konnte sie ihr Doch !, das sich in ihr regte, bestens verhüllen.
    »Nein«, beteuerte sie, vor allem für sich selbst. »Ich muss duschen.«
    »Mit mir hättest du mehr Spaß.«
    Mit dir käme ich überhaupt zu nichts . Entschlossen wies sie ihm die Tür.
    Nach dem ausgiebigen Duschen fand sie im Schlafzimmerschrank eine Bluse, ein Jackett und einen passenden Rock. Sie beschloss, sich die Kleidung auszuleihen – was hätte sie sonst tun sollen? Die Sachen schlabberten an ihrem Körper, rochen nach angestaubtem Lavendel und waren so pastellfarben, dass sie sich mindesten wie fünfzig fühlte. Ein paar Mal drehte sie sich vor dem Spiegel und überlegte, ob sie nicht doch lieber nackt gehen sollte, entschied sich aber für die Körperbedeckung. Die stilsichere Kleidung für die moderne Frau jenseits der Wechseljahre zeigte eindrücklich den Unterschied zwischen ihrer Heimat und diesem Land. Hier waren es Senioren, während es daheim nur ›die Alten‹ gab.
    Den Schlüssel und die Briefmarken in die Jacketttasche gesteckt, steuerte sie schließlich das Wohnzimmer an.
    Pyschka saß im Schneidersitz auf dem Sofa, in ihrem Schoß türmte sich eine riesige Schüssel mit Salzstangen. Im Fernseher lief ein Cartoon mit Donald Duck, Chip und Dale, wobei die Letzteren Chip und Chap hießen und mit ihren entsetzlich piepsigen Stimmen für Tinnitus sorgten. Wer auf die Idee gekommen war, den beiden so etwas anzutun, gehörte weggesperrt. Pyschka amüsierte sich dagegen prächtig und lachte ein paar Mal laut auf. Dass sie kein Wort verstand, schien ihr nichts auszumachen.
    Juna angelte nach ein paar Salzstangen. »Das ist Mittagessen? Oder Frühstück?«
    »Nach der Inventur des vorhandenen Proviants muss ich leider gestehen: beides«, rief Marc aus der Küche. Er brachte eine weitere Schale mit Keksen und Crackern herbei, die er auf dem Couchtisch abstellte, und setzte sich zu Pyschka auf das Sofa.
    Juna betrachtete die Knabbereien. Da vermisste man schon beinahe die Brötchen.
    Nick kam ebenfalls aus der Küche und machte ihr ein unmissverständliches Zeichen, endlich mit dem Schlüssel herauszurücken. Sie zögerte. Geheimnisse wahrte man in der Familie. Brauchte sie wirklich die Hilfe eines deutschen Polizisten, um den Hinweisen ihres Vaters nachzugehen?
    Während Chip und Dale dem überforderten Donald Popcorn stahlen, zückten Marc und Pyschka abwechselnd Salzstangen aus der Schale. Unter den Korkenzieherlocken warf ihre Freundin ihm kecke Blicke zu, und manchmal trafen sich ihre Finger in der Schale – zu oft, als dass man annehmen konnte, Pyschka würde es dem Zufall überlassen.
    Na mach schon. Allein hast du es nicht wirklich weit gebracht.
    Sie holte die Briefmarken und den Schlüssel aus der Tasche und breitete alles auf dem Couchtisch vor Marc aus. »Kannst du sagen, wo die Briefmarken gestempelt wurden? Und was kann sein dieser Schlüssel?«
    Er ließ die Salzstangenschale in Ruhe, was Pyschka mit einer Schnute und einem zu deutlichen Blick in Junas Richtung quittierte, und studierte die Marken. »Ja, anhand eines Stempels kann man

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