Im Netz des Verbrechens
Cent bereuen. Und löst ihren Kopfschmuck. Ihre Bewegungen sind verführerisch, ein klein wenig neckisch. Oder einfach nur routiniert. Sie will mich ausziehen, hauptsächlich unter der Gürtellinie. Um es schnell hinter sich zu bringen. Das sehe ich ihr an. Obwohl sie eine gute Schauspielerin ist. Ein Profi. Trotz ihres Alters, zu dem sie natürlich immer etwas dazu addiert, sollte jemand fragen.
»Du bist schön«, sage ich. »Ich vergnüge mich nicht mit schönen Mädchen, ich besitze sie.«
Sie entledigt sich des überflüssigen Ballasts, kommt auf mich zu, drückt mich auf das Bett und schlüpft auf meinen Schoß. Sie raunt mir zu, sie würde es gern sehen, wie ich mich wegen ihr mit Janus’ Bodyguards anlege. Ja, seine Bodyguards – er ist nicht imstande, irgendetwas allein zu erledigen. Außer zu drohen. Und hilflose Mädchen zu erniedrigen. Und diese Kartenspiele zu veranstalten, bei denen es um alles oder nichts geht.
Sie fängt an, die Hüfte kreisen zu lassen. Samba ist eindeutig ihr geringeres Talent.
Ich fasse sie am Kinn an und sehe ihr in die Augen.
»Wie viel bist du wirklich wert? Genug, damit ich um dich spiele?«
Der Blick ist lasziv, ein bisschen verträumt. Sie ist high. Verdammt.
Ich frage sie nach dem Spieleabend. Die Bilder aus dem Zug rauschen durch meinen Verstand, aber ich blende sie aus. Noch kann ich das.
Sie hält inne. Ihr Blick sagt alles: Der Platz in der Runde kostet viel. Spöttisch hebt sie eine Augenbraue. Sie ist wirklich schön, wenn sie ihre Gefühle zeigt.
»Man sollte nicht nach dem Äußeren urteilen«, halte ich dagegen. »Wie viel würdest du dafür geben, von hier fortzukommen? Sag mir wann und wo die Runde stattfindet, und ich hole dich hier raus.«
Ich habe oft genug gesehen, was eine Ljarva zu ertragen hat. Eine rechtlose Nutte, die jedem gehört, die jeder verprügeln und nehmen kann, wo und so oft er will. Außer, jemand aus höheren Kreisen beansprucht sie für sich. Den hübscheren und cleveren von ihnen gelingt es tatsächlich, sich nach oben zu schlafen. Pawels Spiel ist eine Chance für die Mädchen in diesem Club. Glauben sie.
Sie fragt, warum ich mir so sicher bin, dass ich gewinne.
»Ich bin gut.«
Sie zögert. Sagt, ich bräuchte sie nicht nach dem Ort zu fragen, wenn ich eingeladen gewesen wäre. Pawel kontrolliert streng, wer sich mit ihm an den Spieltisch setzen darf.
»Willst du hier weg? Oder nicht? Ich biete dir eine Chance! Aber nur diese eine.«
Ihre Angst ist groß. Größer als die Hoffnung. Ihre eigenen Gedanken scheinen sie zu erschrecken. Sie stammelt, ich solle bekommen, was auch andere für ihr Geld bekommen, und verschwinden. Sie wolle keinen Ärger, wiederholt sie wie eine Litanei. Oder wie Sneschana enden – nein, das wolle sie auf keinen Fall, stottert sie.
Sneschana – so nennt sie Céline. Sneschana – wie der Schnee. Wie das Eismädchen, das Eiskönigin auf den berühmtesten Laufstegen der Welt werden wollte.
Marias Finger massieren meinen Nacken, ihre Griffe sind grob und tun mir weh. Ich fange ihre Hände ab, halte sie an den Handgelenken fest. »Célines Tod hat nichts damit zu tun. Es war ein Familiendrama.« Ein Familiendrama. Das hört sich so unschuldig an. Hier bei uns gibt es für alles nette Begriffe.
Maria schüttelt heftig den Kopf. Sneschana konnte ihren Mund nicht halten, wispert sie halb erstickt in mein Ohr, drückt ihren Busen gegen meine Brust, reibt ihren Unterleib an meinem Schoß. Ja, hätte die doch lieber den Mund gehalten, deswegen musste die doch sterben. Alle wüssten das, sagt sie.
Ich halte sie an der Taille fest, zwinge sie, aufzuhören.
»Nein. Ihr Tod …«
Sie wurde gefoltert, fährt Maria fort, blickt nervös umher und leckt über ihre Lippen, gefoltert, ja, und die Fotos ihrer letzten Stunden sollten den anderen Mädchen zur Mahnung dienen. Ich denke wieder an den Zug. Und den Bus. Konnten die Mädchen dort auch den Mund nicht halten? Oder ging es da um etwas ganz anderes?
»Hör zu. Dir wird nichts passieren.«
Das hatte ich auch Céline versprochen, neben einem Schub für ihre Modelkarriere. Bei Kays Namen und Dream Impressions hatte sie alle Gefahren vergessen. Sie hatte es fast herausgefunden, den Ort und das Datum.
Fast ist ein schlimmes Wort.
Fast hätte es kein Buswrack gegeben.
Fast hätte ich nichts vom zweiten Kranich erfahren: eine zweite Chance. Um 15:20 nimmt eine Busfahrt ein schreckliches Ende. 17 unschuldige Seelen werden beweint. will gerächt werden.
Es
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