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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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gibt kein fast. Keine Rechtfertigung. Kein vielleicht.
    Nein, nein – Maria scheint kein anderes Wort mehr zu kennen. Nein, Sneschana, du weiß gar nicht, was die mit ihr gemacht haben, ihren Schädel kahl rasiert und ihr einen Schnitt nach dem anderen zugefügt, und als Letztes – da haben sie ihr die Lider abgetrennt.
    »Schluss!« Ich schüttelte sie durch. Der noch verbliebene Schmuck klimpert. Endlich hört sie mit dem Stottern auf. »Ich wiederhole es das letzte Mal: Célines Tod hat nichts mit diesem Club, mit Janus oder jemand anderem von hier zu tun.«
    Sneschana hatte Angst, fiept Maria. Pawel hat ein Meerschweinchen, das genauso fiept, wenn er es aus dem Glaskasten holt – ich kenne ihn. Ich weiß viel über ihn. Und doch zu wenig.
    »Vergiss Céline. Du kannst mir vertrauen.«
    Es kommt mir so leicht über die Lippen. Aber kann sie es wirklich?
    Maria Rojas schüttelt den Kopf, noch heftiger, noch entschiedener. Vertrauen – ich verlange sehr viel für einen Fremden, für einen dahergelaufenen Freier. Der einzige Grund, warum sie noch nicht einen der Bodyguards gerufen hatte, ist, dass ich zu viel weiß. Und das verunsichert sie.
    »Ich kann dir helfen. Ich kann deiner Familie helfen. Du hast nichts zu befürchten.«
    Sie lacht auf – und ich kann es ihr nicht einmal verübeln. Vielleicht hatte Célines Tod nichts mit dem Club zu tun. Aber ich kenne eine ihrer Leidensgenossinnen, der eine Flucht aus diesen Wänden gelungen war. Einen Monat später ist sie aufgespürt und zurückgebracht worden, in diese große Perles d’Or -Familie. Jetzt putzt sie Klos – ihr zerschnittenes Gesicht kann sie keinem auf der Bühne zeigen.
    Ich denke an meine Katze. Und habe Angst um Maria. Aber ich lasse ihr keine Wahl.
    »Bitte, hilf mir, damit das, was dir passiert ist, nicht noch mehr Mädchen widerfährt. Ich will euch helfen. Ich kann es.«
    »Euch!«, lacht sie bitter. »Uns allen?« Die Federwimpern zittern. Ich verliere sie. Gleich ruft sie die Wachleute.
    »Maria!«
    Sie lacht immer noch.
    Ich drücke ihre Handgelenke etwas fester, ziehe sie zu mir heran. Zusammen fallen wir auf das Bett. Ich rolle mich auf sie. »Denk an deine Familie«, zische ich ihr ins Gesicht. »Du willst sie doch nicht verlieren? Ich kann dafür sorgen, dass deine Familie zurückgeschickt wird, dorthin, woher ihr alle gekommen seid, und du wirst sie nie wiedersehen. Willst du das?«
    Es tut mir weh zu hören, wie ihr das Lachen in der Kehle steckenbleibt. Ihre Augen sind riesengroß, dunkelbraun, erschrocken wie die eines Rehs, das aus dem vertrauten Dickicht in das Scheinwerferlicht auf eine Landstraße gesprungen ist. Das kannst du nicht tun, steht darin, noch bevor die Worte auf ihre Lippen kommen.
    »Ich kann es«, sage ich und weiß, dass sie mir glaubt. Das glaubt sie mir sofort. Die Welt ist schlecht. Chiquita kennt sie nicht anders. »Aber ich werde es nicht. Ich will weder dir noch deiner Familie Böses. Ich will nur an diesem Spiel teilnehmen. Hilfst du mir?«
    Sie nickt, ganz langsam. Auf einmal sieht sie so gealtert aus. Sogar ich würde fast glauben, dass sie Mitte zwanzig ist.
    Ich lasse sie los und stehe auf. »Hast du hier zufällig schon einmal von einem Mädchen namens Pyschka gehört?« Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Namen richtig ausspreche.
    Maria erstarrt.
    »Blonde Locken, vielleicht ungefähr so groß. Sie wurde aus Russland verschleppt.«
    Sie schüttelt hastig den Kopf, rutscht zur Seite und klopft auf das Bett neben sich. Sie sieht so ängstlich aus und so unendlich traurig. Irgendetwas bricht in mir bei ihrem Anblick.
    Mein Handy vibriert. Ich lange zu meiner Hose und werfe einen Blick auf das Display.
    Ich habe einen Job für dich.
    Die Nachricht ist von Pawel.

10
    Juna wachte auf, als das trübe Morgenlicht immer rücksichtsloser in ihren Dämmerzustand eindrang, und unter der Decke die Luft immer knapper wurde. Also kämpfte sie sich wach, auch wenn dieses Wort ihr Befinden maßlos beschönigte. Der Morgen fühlte sich an, als wäre jeder Lidschlag eine Beleidigung. Ihre müden Knochen würde sie ohnehin erst einmal zusammensuchen und richtig ordnen müssen.
    Ein Weilchen lag sie einfach da und versuchte, sich mit ihrem Körper anzufreunden. Sie spreizte langsam ihre Glieder, spannte nach und nach die Muskeln an, Oberschenkel, Arme, Po und Beckenboden, um kurz danach loszulassen. Sie atmete ruhig und frei, während ihre Gedanken haltlos vorbeizogen. Sie hatte etwas Wirres geträumt, etwas, was

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