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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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die Unruhe in ihr schürte, und es ärgerte sie, so sehr von den eigenen Gefühlen zerrissen zu sein. Gefühle bedeuteten Kontrollverlust, und im Moment galt es, besonders wachsam zu sein.
    Endlich richtete sie sich auf und sah sich um. Ihr fiel wieder die Gestalt ein, die sie im dunklen Zimmer beobachtet hatte. Doch am helllichten Tag war diese Vorstellung noch lächerlicher als in der Nacht. Wer sollte sie hier aufsuchen, um ihr mitten in der Nacht beim Schlafen zuzusehen? Die Kerle, die sie entführt hatten, waren schließlich keine Twilight-Romantiker.
    Hier war sie sicher – glaubte Nick. Zum Teufel, wo war er bloß?
    Sie würde ihn nicht vermissen, nein, denn das wäre mit Sicherheit ein schlechter Start in einen Morgen, der ohnehin schon nichts Gutes versprach. Sie schlug die Fleece-Decke beiseite. Im Bad wusch sie sich das Gesicht, um die Trägheit der Nacht endgültig zu vertreiben. Sie putzte sich die Zähne mit einem Finger und etwas Zahnpasta und erklärte das Ergebnis für zufriedenstellend. Und nun? Die Wohnung lag still da, und diese Stille kam ihr unangenehm lauernd vor, wie das Echo ihrer eigenen Unruhe. Sie klopfte an Leahs Tür und bekam keine Antwort, schließlich schaute sie hinein und fand das Bett zerwühlt und leer vor.
    Die Eingangstür ließ sich widerstandslos öffnen. Ein Umstand, der sie nach der Gefangenschaft hätte erfreuen sollen, es aber nicht tat. Sie hatte gestern Abend versäumt zu prüfen, ob zugesperrt war, und jetzt fühlte sie sich nicht mehr so sicher – ohne Nick. Vom Treppenabsatz aus spähte sie hinunter ins Studio. Nichts zu hören. Dabei war es Montagmorgen – und vielleicht noch zu früh? Oder hatte Kay die Belegschaft mit auf sein Shooting genommen? Mit nackten Füßen, die langsam kalt wurden, und in einem T-Shirt wanderte sie durch die leeren Räume wie eine verirrte Seele an einem seltsamen Ort, an dem die Zeit stillstand.
    Etwas weiter den Flur hinunter vernahm sie ein Rascheln und das Knarzen eines Stuhls, es kam aus einer halb geöffneten Tür, also war sie wohl doch nicht allein.
    Leah saß vor einem Bürotisch, die beiden Ellbogen auf die Kante gestützt, und studierte eine Internetseite. Das zerwühlte Haar verlieh ihrem entschlossenen und gleichzeitig matten Gesichtsausdruck etwas Zerbrechliches. Perles d’Or , kündigte eine pinkfarbene Header-Überschrift vom schwarzen Hintergrund.
    Na, da hast du ja was angerichtet. Herzlichen Glückwunsch. Manchmal bedeutete Frieden einfach das Glück, keine Fragen stellen zu müssen und nicht nach Antworten zu verlangen. Wie kostbar dieses Glück war, wie rar, wusste sie besser als irgendjemand sonst.
    Die Bilder der Webseite zeigten eine moderne Theke im kühlen Licht von lila und blauen Neonröhren, vor der zahlreiche, leicht futuristische Hocker standen; eine gemütliche Sofa-Ecke mit Kissen auf dem Boden und unter der Decke gespannten Tüchern, und wer seine Drinks nicht dort oder an den Tischen einnehmen wollte, konnte sogar in einen der drei Whirlpools steigen.
    Sie kam näher. Am liebsten hätte sie Leah umarmt, aber so viel Vertrautheit erschien ihr unpassend.
    »Du hast gekannt, deine Schwester. Du musst nichts fragen.«
    Leah fuhr herum. Hastig klickte sie die Seite weg und schaltete den Monitor aus. »Du bist wach! Hast du gut geschlafen?«
    Juna räusperte sich verlegen, als hätte sie Leah bei etwas sehr Intimem ertappt und mühte sich, natürlich zu klingen. »Nein. Viele dumme Sachen geträumt.«
    »Wie schade. Für heute Nacht lassen wir uns etwas anderes einfallen. Dieses Sofa ist doch bescheuert.« Die dunklen Schatten unter ihren Augen zeugten deutlich von einer Nacht, die nicht wesentlich besser ausgefallen war. »Hunger?«
    Die Befangenheit war mit Händen zu greifen, und die Stille ringsherum machte es nicht leichter. Juna versuchte ein Lächeln. Sie wusste, dass es scheu ausfiel, und ihre Stimme klang dünn, als sie endlich genügend Wörter für ihre Frage zusammengesucht hatte: »Leah? Heute in der Nacht – hast du gehört, dass jemand war in der Wohnung?«
    »Wer? Wann?«
    »Ich weiß das nicht. Vielleicht nur Traum. Ich habe geglaubt, jemand stand vor meinem Bett.«
    »Ich habe nichts gehört.« Leah senkte den Blick. Ihre Finger wurden unruhig. »Ich bin ein paar Mal wach geworden. Keine Ahnung, warum. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie jemand durch die Wohnung spazieren gegangen ist, während wir geschlafen haben – nein, das ist unmöglich. Gestern war nur Elinor hier. Sie ist

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