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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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gewünscht, ewig dastehen und ihr zusehen zu können. Aber dann bemerkt sie mich. Und ich denke, es ist vorbei – aber das ist es nicht. Im Gegenteil. Ihr » Komm. Chier choch. Komm!« , klingt noch in mir nach. Ich liebe ihre süßen Fehler, ihre Satzstellung, die ihrer Sprache eine ganz besondere Melodie verleihen. Ich wusste gar nicht, dass Deutsch zu so etwas fähig ist.
    Hinter mir schlägt eine Tür zu. Ich bin nicht mehr allein.
    Aus dem Club kommt Pryschtsch, ein Typ, der wie ein Geburtsunfall aussieht. Ich mag seine Augen nicht, die fast nie stillstehen. Er schlendert auf mich zu und leckt permanent seine Lippen ab, die von kleinen Pickelchen gesäumt sind. »Na?«
    Er will so sehr deutsch sein, dass er alle Ai’s, Oi’s, und Ey’s aus seiner Sprache verbannt hat. Ich denke wieder an Juna und vermisse sie – und ihre russischen Einsprengsel. Ohne ihre Ai, Oi und Ey ist diese Sprache arm.
    »Hast du’n Zigarette?«, fragt er. Silben zu verschlucken, und manchmal ganze Wörter, auch an falschen Stellen, das hat er inzwischen auch gelernt.
    Ich halte ihm die Packung hin. Er zwirbelt einen Stängel heraus und schiebt ihn sich in den Mund. »Pawel hat dich gesehen.«
    Ich zwinge mich, weiter die Packung anzustarren. Sie hat mir nichts Neues mitzuteilen. Nur, dass mir und den Menschen in meiner Umgebung Schaden zugefügt wird. Pawel hat mich also gesehen. Als ich sein Telefonat aufgenommen habe? Ich war vorsichtig. Aber offensichtlich nicht vorsichtig genug.
    Ganz langsam drehe ich den Kopf und schaue Pryschtsch an. Er trägt eine Waffe.
    »Pawel hat dich gesehen«, wiederholt er und die Zigarette hüpft zwischen seinen Lippen bei jedem Wort. »Dich und die Hübsche.«
    Im ersten Moment bin ich erleichtert. Doch nur kurz. Ich wünschte mir, es ginge hier nur um mich.
    »Er war not amused .« Pryschtsch grinst. Jetzt will er nicht nur deutsch sein, sondern auch noch britisch. »An deiner Stelle wäre ich vorsichtig. Sie ist seine Ljarva, behauptet er. Hast du Feuer?«
    Ljarva . Meine Faust ist schneller als mein Verstand. Der Kerl schafft es nicht einmal, seine Zigarette auszuspucken. Er krümmt sich, sackt in sich zusammen. Ich packe ihn am Haar und ziehe ihn hoch. »Nennst du sie noch einmal so, bist du tot.«
    Ich stoße ihn beiseite und gehe. Nach dem fünften Block zücke ich das Handy und bestelle mir ein Taxi. Nicht irgendeins, sondern Falko. Er braucht eine gute halbe Stunde, um aus dem Bett zu kriechen und sich hinter das Steuer zu schwingen. »Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?«, begrüßt er mich.
    »Ja. Du auch? Oder soll ich’s dir sagen?« Ich setze mich auf den Beifahrersitz und ziehe die Tür zu.
    »Wehe, es ist nicht wichtig.«
    Das Auto fährt los. Der Geruch des Duftbäumchens erinnert mich daran, dass ich das Katzenklo putzen muss. Ich reiße das Ding ab und schmeiße es ins Handschuhfach.
    »Okay, Vanille ist also auch nicht deins. Das nächste Mal versuche ich es mit Grünem Apfel.« Er boxt freundschaftlich meine Schulter.
    Ich lehne mich zurück, lasse das Fenster herunter und zünde mir eine Zigarette an. Meine dritte bereits. Scheiße. Ich glaube, ich sage es laut.
    »Hey, eigentlich hatte ich nicht vor, dich einfach so die ganze Nacht durch die Gegend zu kutschieren. Hast du nun neue Informationen oder nicht?«, brummt Falko. »Ich brauche meinen Schönheitsschlaf.«
    » Die Krähe ist in der Stadt.« Ich puste den Rauch aus dem Fensterspalt. Falko mag es nicht, wenn man in seinem Auto raucht. Er ist ein notorischer Gesundheitsprediger, der an keiner Chipstüte kommentarlos vorbeigehen kann.
    Nachdenklich streicht er sich über den Kopf. Sein dunkelbraunes Kräuselhaar ist fettig, er hatte heute tatsächlich nicht vorgehabt, unter die Leute zu gehen. »Bist du dir sicher?«
    »Die Jungs munkeln so einiges. Ich hab … nachgeforscht. In dem Punkt labern sie keinen Mist.«
    »Es wird also tatsächlich ein Treffen geben. Die Gerüchte brodeln ja schon länger.«
    Ich glaube nicht, dass es Pawel nur um dieses Treffen geht. Aber Falko ist wie besessen davon. Die Ampel blendet mich mit ihrem schneidenden Licht. Es ist grün – und die Gegend so unglaublich still. Die Straße ist leer um diese Uhrzeit.
    »Geht es dir gut?« Das Auto setzt sich in Bewegung. »Was ist nur los mit dir? Du gefällst mir nicht in der letzten Zeit.«
    Ich habe ihm noch nie gefallen. »Das Treffen. Ich glaube, dieses Mal geht es um einiges mehr als um eine Zusammenkunft der Autoritäten. Pawel will die

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