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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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den harten Boden und seufzte auf.
    Sein Gesicht senkte sich über sie.
    Er würde sie küssen. Sie hatte Angst davor, weil sie es noch nie schön gefunden hatte, bloß irgendwie … feucht und manchmal aufdringlich. Aber sie wollte wissen, wie es war. Mit ihm.
    Sie öffnete leicht die Lippen.
    Er wollte es doch auch …
    Plötzlich wich er zurück, kam auf die Beine und zog sie in einem Schwung hoch. Verwirrt sah sie ihn an.
    »Sag mir, warum du Kays Studio verlassen hast. Warum um alles in der Welt bist du gerade hierhergekommen?«
    »Was?«, keuchte sie.
    »Wer hat dich in diesen Club gebracht? Wie haben sie dich gefunden?«
    »Hm?«
    »Wir wollten miteinander reden. Ich muss es wissen.«
    Reden? Natürlich mussten sie miteinander reden, aber ausgerechnet jetzt? Doch er meinte es ernst.
    »Ich bin gefahren«, schnaubte sie. »Mit Taxi. Er war nett. Hat geholfen mir.«
    »Ein Taxi?« Er wirkte alarmiert. »Wer war der Fahrer?«
    »Was?«
    »Wie sah der Fahrer aus?«
    Sie lächelte verlegen. » Tscheburaschka .« Es war das Erste, was ihr einfiel. Doch sie wusste nicht, wie sie es ihm erklären sollte, dieses teddyartige Wesen mit großen Ohren, die ihm stets zum Verhängnis wurden. Um Tscheburaschka zu verstehen, musste man das fühlen, was so viele russische Kinder fühlten, wenn sie ihren Helden ›Ich war mal ein skurriles, ein namenloses Spielzeug‹ singen hörten.
    »Warum bist du hinausgegangen? Was ist vorgefallen?«
    Das Schwingen der Schaukel klang noch in ihr nach. Ihre Brustwarzen schimmerten durch die schwarze Spitze der Brustpartie, jedes flüchtige Reiben des Stoffes daran, ließ sie sich noch fester zusammenziehen. Ihr Körper wollte anscheinend noch immer nicht begreifen, dass es das, wonach er verlangte, nicht geben wird. »Ich wollte nicht, dass Leah geht allein.«
    Sie spürte seine Hand auf ihrem Arm, aber es war ein fester, unangenehmer Griff. »Leah? Du weißt, wo sie ist?« Sofort ließ er sie los, als hätte er diese Härte genauso eindringlich wie sie gespürt. »Wo ist sie? Etwa hier? Sag es mir!«
    »Ich weiß das nicht. Leah wollte wissen Wahrheit, ob ihre Schwester hier gearbeitet hat.«
    »Ihr wart also hier zusammen? Und dann?«
    »Aber nein, nicht zusammen. Sie ist nicht zu Hause? Sie ist nicht zurück?«
    »Eben nicht. Kay macht sich Sorgen. Er kann sie nicht erreichen.«
    Sie hielt still, lauschte diesem großen Raum, als könnte sie irgendeinen Laut durch all die Wände hinweg vernehmen. Leah war noch hier, in diesem Club? Hatte Pawel sie weggesperrt?
    »Es ist alles meine Schuld …«, brach Nick das Schweigen.
    Sie fröstelte. Wie kühl es hier war, merkte sie erst jetzt. »Du kennst ihre Schwester, richtig?«
    »Ja. Ich kannte sie.«
    »War sie Sneschana? Die Schneeflocke?«
    Er zögerte, ging ein paar Schritte weg und blieb am Rand stehen. Sie schaute ihm nach und fühlte sich verloren zwischen den Stoffbahnen.
    »Unter diesem Namen trat sie hier auf. Sie war sehr jung, als sie von Zuhause auszog. Sie wollte Model werden, aber das wollen so viele. Leah unterstützte sie, aber das Geld reichte nicht zum Leben, also tanzte sie hier, um sich über Wasser zu halten.«
    »Und hier hast du sie kennengelernt? Weil du auch gearbeitet hast im Club?«
    »Nein. Nicht ganz. Damals habe ich hier noch nicht … gearbeitet . Ich habe sie auf einer Model-Party kennengelernt, die dieser Club ab und zu veranstaltet, um Mädchen wie sie anzulocken. Wir haben uns gut verstanden. Ich habe ihr versprochen, sie mit Kay bekannt zu machen.«
    »Und sie?« Juna trat an ihn heran. »Was hat sie versprochen?«
    »Mich mit dem Clubbesitzer zusammenzubringen. Sie kannte ihn anscheinend besser als jemand sonst.«
    »Paschik?«
    »Ihr Russen habt zu viele Namen.«
    Ihr Russen. Sie war nicht wie er, vielleicht würde dieses ihr Russen immer zwischen ihnen stehen und ihn daran erinnern, wie unbeholfen, anders und ahnungslos sie in all dem war, was ihm so vertraut schien und seine Welt ausmachte. Sie setzte sich und ließ die Beine von der Kante baumeln. »Hat sie gut gemacht? Getanzt?«
    »Ja.«
    »Und dann, sie ist gestorben?«
    Er setzte sich neben sie. Ihre Schultern berührten sich. Fast. »Ja.« Er schwieg für einen Moment.
    »Ja, sie ist gestorben«, sagte er dann. »Es war furchtbar, was ihr widerfahren ist, aber das – das konnte ich unmöglich kommen sehen.«
    »Was ist mit Paschik?«
    »Ich weiß nicht, warum Pawel so ein Interesse an dir hat, warum er dich entführen und als du geflohen bist, mit

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