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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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nicht ans Handy und gibt auch sonst kein Lebenszeichen von sich, und ich kann es mir nicht mehr schönreden. Sie ist in Schwierigkeiten. Ich wünschte, ich hätte etwas von ihrem Vorhaben gewusst, um sie davon abzuhalten. Aber so ist Leah nun einmal. Draufhauen, dann Fragen stellen. Mein armer Schädel erinnert sich noch zu gut an die Begegnung mit ihr im Wald, auch wenn die Beule schon längst verheilt ist.
    Schon wieder muss ich das Video etwas zurückspulen, mich zusammenreißen und genau hinsehen. Noch kann ich Kay davon abhalten, Dummheiten zu machen. Sonst hätte er sich schon längst kopflos in eine Suche nach ihr gestürzt und Pawels Leute aufgescheucht, und ich weiß nicht, ob ich in der Lage sein würde, ihn noch einmal zu retten. Also muss ich etwas finden, ihm beweisen, dass ich an der Sache dran bin. Die Aufnahmen habe ich mir erst heute besorgen können, es war leichter als gedacht, und niemand hat etwas bemerkt.
    Ich sehe zu, wie die Menschen am Monitor hin und her laufen. Die Schlange vor dem Club, die sich kaum rührt, hoffnungsvolle Besucher, die zur Kordel eilen. Einige kommen sogleich wieder zurück, anderen gibt Detlev den Weg frei. Alles hektisch, ruckartig, wie in einem Stummfilm.
    Ich lehne mich mit einer Schale Studentenfutter zurück und picke mir die Rosinen heraus. Prinzessin kommt angeschlichen und springt auf den Tisch. Ich erwarte, dass sie gleich über die Tastatur spaziert, doch sie klettert auf meine Schulter und breitet sich auf meinem Nacken aus. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal echten Pelz tragen würde.
    Vielleicht habe ich die Uhrzeit falsch geschätzt, denn ich kann Leah nicht entdecken. War sie überhaupt im Club? Von Juna weiß ich, dass sie hierher wollte, aber was ist, wenn ihr unterwegs etwas zugestoßen ist? Wenn ihr Verschwinden nichts mit dem Perles d’Or zu tun hat? Bei Célines Tod habe ich mich schließlich auch geirrt.
    Stopp! Ich rucke so heftig nach vorne, dass Prinzessin ihre Krallen durch mein Hemd in meine Haut schlägt und trotzdem herunterkullert. Mein Rücken fühlt sich an wie das Stück Parmesan, das ich heute über meine Spaghettis gerieben habe. Aber ich habe Leah entdeckt – endlich.
    Ich halte das Video an und betrachte die schmale Figur im aufgeknöpften Trenchcoat genauer. Das ist sie, kein Zweifel. Unter dem Trenchcoat schimmert das kleine Schwarze durch, dazu hat sie Leggins angezogen und helle Halbstiefel, die an orthopädische Schuhe erinnern. Sie verhandelt geschlagene zehn Minuten lang mit Detlev, was im Schnellmodus richtig witzig aussieht. Ich habe vorher nie bemerkt, dass Leah ihren Pferdeschwanz über die rechte Schulter nach vorne zieht, wenn sie verunsichert ist oder etwas umständlich erklären muss. Vor der Kamera macht sie es sieben Mal.
    Sie geht, kommt wieder, und sie unterhalten sich erneut. Sie zeigt ihm etwas, aber aus diesem Blickwinkel kann ich nicht sehen, was. Detlev bleibt cool, während Leah immer verzweifelter gestikuliert. Schließlich erscheint jemand vom Sicherheitsdienst und flüstert Detlev etwas ins Ohr. Er wirkt überrascht, lässt Leah aber rein.
    Ich merke mir die Zeit und suche sie auf den anderen Videos, die die Kameras im Club aufgenommen haben. Sie ist drin, und man merkt, dass sie sich zuerst orientieren muss. Sie geht herum, ich kann ihr aus verschiedenen Kamera-Winkeln folgen. Ihr Rundgang endet bei der Lounge-Ecke, sie hält einen Kellner an und unterhält sich mit ihm. Schließlich zeigt sie ihm etwas aus ihrem Portemonnaie. Ein Foto, vermutlich von Céline. Der Kellner schwirrt ab, nicht ohne sich mehrfach nach ihr umzublicken. Sie versucht es bei einem anderen, mit dem gleichen Ergebnis. Und bei dem nächsten.
    Währenddessen merke ich, wie der erste Kellner im Hintergrund ein paar Worte mit dem Sicherheitsmann wechselt, der daraufhin verschwindet. Inzwischen steht Leah etwas verloren da, und das Personal macht einen Bogen um sie. Die glückliche Perles d’ Or -Familie behält ihre Geheimnisse für sich.
    Ich warte, zusammen mit Leah. Schließlich entscheidet sie sich, die Lounge zu verlassen, offenbar unschlüssig, was sie als Nächstes unternehmen soll.
    »Wieso bist du nicht nach Hause gegangen?«, flüstere ich dem Monitor zu. Wenige Sekunden später weiß ich es.
    Als sie den kurzen Übergang vom Lounge-Bereich zur Tanzfläche betritt, kommt Pawel auf sie zu, Byk im Gefolge. Sie bleibt irritiert stehen, sie … scheint Pawel zu kennen, ist überrascht, ihn vor sich zu sehen. Ich wüsste

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