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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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es ist, bei dir sein und dort am rand zu stehen
    Es war so verstörend, sich selbst so intensiv zu spüren, sich seine Hände vorzustellen, den sanften Druck seines Daumens …
    Wenn du bei mir bist, hätte ich gefragt, ob du an dein zuhause denkst. Ob dir dein sonnenuntergang in russland fehlt
    21:26 5-APR-12
    Sogleich vibrierte es erneut in ihren Händen.
    Und vorsichtig am rand. Ich glaube ich halte dich lieber fest
    21:27 5-APR-12
    Ja, halt mich fest.
    Als wäre ich ein bisschen da.
    Als wärst du ein bisschen hier.
    Es war leicht, ihn in der Dunkelheit zu fühlen. Seine Nähe, seine Hände – überall, und vor allem dort. Ein bisschen wie die Federwolken, in die sich die schmelzende Sonne hinabsenkte.
    Ich kann nicht an anderen sonnenuntergang denken, nur an den mit dir
    Mit dir. Seinen Körper ganz nah zu fühlen, ihn zu streicheln. Seine Muskeln unter den Handflächen zu spüren, ohne Stoff dazwischen. Haut an Haut. Sie fragte sich, ob ihre Finger mit Härchen auf seiner Brust spielen konnten oder über die glatte, warme Haut gleiten würden. Ob sie seinen Bauch berühren durfte und die Zunge um den Nabel kreisen lassen konnte, immer tiefer … Sie mochte es, wie er roch. Sie würde es mögen, wie er schmeckte.
    Sie presste die Lippen zusammen, drehte den Kopf – und sah Pyschka, die im Schlaf Grimassen schnitt. Wach jetzt bloß nicht auf! , beschwor sie alle guten Geister. Nicht jetzt.
    Ich habe angst, dass es dir irgendwann zu wenig wird. Wenn ich dich da bloß festhalte. Dass du merkst, wie fern dein zuhause ist
    20:35 5-APR-12
    Zu wenig?
    Du hast keine Ahnung, wie viel es ist.
    Besonders im Moment. Besonders unter ihren Fingern.
    Ich habe keine angst.
    Dich zu lieben, dem Sonnenuntergang entgegen, und das letzte Licht auf der nackten Haut fühlen. Es ist windstill. Und alles, außer dir, scheint fern. Was machte sie bloß? Sie stöhnte wieder, drehte sich auf die Seite und umarmte die Bettdecke. Nein, presste sie fest zwischen ihre Beine. Ihre Atmung ging rebellisch schnell … sie spürte ihn, wollte ihn spüren, die Beine um ihn schlingen, ihn ganz fest an sich drücken … fester … fester … bis sie kaum noch Luft bekam, bis es nur diesen Augenblick mit ihm zu geben schien – und danach nichts mehr …
    Nur eine wohlige Erschöpfung.
    Und das Abklingen des Sonnenuntergangs in ihr, die in ihren Schoß sinkende Sonne und die Wärme, die mit jedem Herzschlag, der sich langsam beruhigte, durch ihre Adern getragen wurde.
    Sie rollte sich auf den Rücken. Sie war erschöpft und gleichzeitig erfüllt. Alles in ihr war diffus, leicht und diesig, wie die Stadt im rötlichen Licht des ausglühenden Tages. Sie blinzelte in die Dunkelheit, fühlte die Hitze in ihrem Gesicht.
    Eine sanfte Vibration, die sie willkommen hieß.
    Ich auch nicht.
    21:36 5-APR-12
    Pyschka hob den Kopf. Plötzlich hellwach. »Juna? Was war denn das?«
    »Nichts.« Unter der Decke presste Juna das Handy gegen den Bauch.
    Pyschka räusperte sich. »Aha. Ich wünschte, ich hätte so viel Nichts, wenn ich allein bin.«
    Das Telefon brummte auf.
    Aber sie würde seine Nachricht nicht mehr lesen können.

Nick
    Ich warte noch. Auf ein paar Zeilen, einen Abschiedsgruß, aber das Handy bleibt stumm. Sie wird nicht mehr schreiben, etwas in mir weiß es bereits. DAAD , tippe ich aus einem Impuls heraus und schicke es ab. Eigentlich vollkommen absurd, denn sie würde die Abkürzung nicht verstehen. Und ich hasse es, wenn eine Nachricht mehr Sonderzeichen enthält als sinnvolle Worte. Nur dieses eine Mal kann ich einfach nicht anders.
    Ich verlasse das Dach, ohne zurückzublicken, und gehe geradeaus in meine Wohnung. Der Weg ist lang genug, um mich ein wenig … abzuregen. Pawel ist es nicht gelungen, Junas Telefonanruf zurückzuverfolgen, andernfalls hätten sie mich längst enttarnt. Falko und seine Jungs mussten ganze Arbeit geleistet haben.
    Ich lege das Handy neben die Tastatur. Die Wohnung ist verflucht still, und ich fühle mich wie ein Fremdkörper darin. Juna. Sie ist nicht mehr hier. Sondern in irgendeinem Zimmer ohne Fenster.
    Denk an dich. Ich hätte es schreiben sollen, so wie ich es fühle. Ich fühle eindeutig zu viel und müsste damit schleunigst aufhören. Es gibt Sachen, die von vornherein nichts Gutes versprechen, wie die Idee, am ersten Ferientag vom Garagendach ins Planschbecken zu springen.
    Ich muss mich überwinden, mich wieder an meinen Computer vor die Videos zu klemmen. Leah bleibt seit Tagen verschwunden, sie geht

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