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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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beugt sich etwas vor. Seine Augen funkeln. Er riecht nach Alkohol, ist aber klar bei Verstand. Ich glaube, die ganze Situation gibt ihm einen besonderen Kick. »Wenn du verlierst, wirst du jeden töten, auf den ich zeige. Ohne Fragen zu stellen.« Er zuckt die Schultern und lehnt sich zurück. »Wenn du gewinnst, kriegst du halt meine Kleine. Ich denke, das ist ein faires Angebot.«
    Ich stütze mich mit den beiden Händen an der Tischkante ab und sehe ihm in die Augen. »Misch die Karten.«

17
    Irgendwo unter ihrem Bauch hatte es vibriert, erschreckt hob Juna den Kopf und blinzelte unter der Decke hervor. Sie war doch nicht allen Ernstes auf dem Handy eingeschlafen! Wie leichtsinnig von ihr! Was, wenn jemand es entdeckt hätte, du Mata Hari? Hastig tastete sie nach dem Telefon und stellte den Vibrationsalarm aus.
    Pyschka war nicht da. Hatte er ihr geschrieben? Dann guck eben nach!
    Sie nahm das Handy und ging ins Bad. Ein paar Spritzer kalten Wassers ins Gesicht erfrischten sie genug, um auf die Nachricht einen Blick zu werfen. Es waren zwei. › DaD ‹ konnte sie nicht entziffern, vielleicht hatte er sich einfach vertippt. Die andere las sich dagegen umso schöner:
    Guten Morgen :)
    7:46 6-APR-12
    Ihr wurde heiß. Im Gesicht natürlich, am liebsten hätte sie sich geohrfeigt für das, was ihr gerade durch den Kopf ging. Und dafür, dass sie gerade ganz dämlich grinste, wie ihr auffiel. Sie sollte sich duschen. Und etwas Vernünftiges tun. Solange Pyschka weg war, musste sie die Gelegenheit nutzen, um ihre Oma anzurufen. Sie spähte aus dem Bad. Noch keine Spur von Pyschka. Das Holen des Frühstücks schien heute eine komplexere Mission darzustellen. Gut so. Das Zimmer und die Tür nach draußen fest im Blick, wählte sie die Nummer von daheim .
    »Alö?«, kam es nach dem dritten Ton.
    »Juna ist hier. Dieses Mal bin ich allein, wir können frei miteinander reden. Vermutlich habe ich nicht so viel Zeit, Pyschka wird jede Minute zurückkommen, aber ich wollte dich nach meinem Vater fragen. Hast du ihn gesprochen? Geht es ihm gut? Auf das Hotel, in dem er angeblich war, wurde ein Anschlag verübt.« Juna verstummte jäh, als ihr auffiel, wie still es am anderen Ende war. Ein Wortschwall dieser Art sorgte bei ihrer Oma meistens nur für heftiges Augenrollen.
    »Oma? Bist du noch dran?«
    »Nein, bin kurz zum Kiosk gelaufen, Auberginen waren alle.«
    Sie holte tief Luft. »Hast du etwas von meinem Vater gehört?«
    »Er sagt: Auch ein Pickel kann nützlich sein, und diesem kannst du vertrauen.«
    Pickel. Pryschtsch. » Was? « Sie verschluckte sich und musste husten. Das Frettchen arbeitete für ihren Vater? »Wann hat er das gesagt? Lebt er?«
    »Ja er lebt. Und schwelgt wie immer in Erinnerungen.«
    »In was für Erinnerungen?«
    »Deine Mutter hat ihn immer damit aufgezogen, dass er genau wusste, an welchem Tag er sie kennengelernt hat, während sie das Datum jedes Mal vergaß.«
    »Was ist mit meiner Mutter?«
    »Weißt du, wie dein Vater ihr begegnet ist? Auf einer Auktion hat er eine sehr seltene Briefmarke erstanden, irgendetwas mit einem Vogel. Deine Mutter war auch dabei, natürlich hatte sie kein Geld für solche Raritäten gehabt, aber sie wollte die Briefmarke wenigstens sehen. Nach der Auktion sind sie sich nähergekommen, dein Vater und meine Norka . Er hat ihr das Teil geschenkt – für ihre Sammlung. Du … erinnerst dich? Natürlich musst du dich daran erinnern!«
    Die Briefmarkensammlung ihrer Mutter, ja. Einmal hatte sie im Album blättern dürfen. Es war in einen festen, dunkelroten Einband eingefasst, und die Farbe erinnerte sie an ›Seid bereit! – Immer bereit!‹ und ›Sozialismus siegt!‹. Mitten drauf prangte eine goldgeprägte Abbildung eines Feuervogels – gerade er hatte sie so angezogen.
    Ihre Oma hatte ihr das Album schnell wieder aus den Händen genommen und weggebracht. Sie hatte es nie wieder zu Gesicht bekommen.
    »Ich erinnere mich«, brachte sie schließlich hervor.
    »Gut. Du musst es unbedingt bekommen. Was auch immer passieren sollte – dein Vater zählt auf dich. Du bist die Tochter einer ganz besonderen Frau. Du schaffst es.« Schon hatte ihre Oma aufgelegt.
    Nur langsam senkte Juna die Hand mit dem Telefon. Was hatte das alles zu bedeuten? Ihre Oma wollte offensichtlich nicht im Klartext sprechen, anscheinend befürchtete sie noch immer, dass jemand das Gespräch belauschen könnte. Die Briefmarkensammlung, ihren Vater und ihre Mutter hatte sie aber sicherlich nicht

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