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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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gerne, worüber sie reden, aber die Qualität des Videos ist zu schlecht, als dass ich von ihren Lippen lesen könnte. Abgesehen davon bin ich ein miserabler Lippenleser. Eigentlich ein Analphabet, was das betrifft. Manchmal rate ich und liege richtig, aber ich hatte auch schon mal vier Richtige im Lotto.
    Einige Zeit später folgt Leah Pawel zum Personal-Abschnitt und verschwindet von der Bildfläche. Danach ist sie weg, wie ausradiert.
    Zur Sicherheit lasse ich das Video von der Außenkamera am Club-Eingang weiterlaufen. Nach zwei Stunden ist es zu Ende, und ich habe Leah nicht herauskommen sehen. Sie war im Club. Und sie hat Perles d’Or nicht verlassen.
    Das Summen des Handys auf dem Tisch lässt mich zusammenzucken. Eine seltsame Aufregung ergreift von mir Besitz, während ich beobachte, wie das Briefumschlag-Symbol über das Display herbeieilt. Prinzessin springt auf den Tisch und langt mit der Pfote nach dem Handy, als wäre sie eifersüchtig auf das, was mir dort zuflattert.
    Endlich öffne ich die SMS .
    Sie ist nicht von Juna.
    Sie ist von Pawel:
    Komm in den Club
    23:54 5-APR-12
    Die Straße vor dem Club ist leer, die schwere Metalltür zu. Ich klingele fünfmal nacheinander und werde durch den Spion gemustert, bevor sich die Tür öffnet. Pryschtsch grinst mich mit seinem Pickel-Lächeln an, als hätten wir uns nach meinem Schlag in die Magengrube wieder versöhnt. Dabei ist das Lächeln noch das Angenehmste an ihm. Er läuft vor mir her, und sein Gang wackelt, als hätte er eine Dauererektion. Mehrfach blickt er sich über die Schulter und grinst weiter.
    Ich ignoriere es.
    »Stimmt es?«, wirft er mir endlich zu.
    »Was?«
    »Dass du Pawels … Kleine anbaggerst?«
    Er ist klug genug, auf seine Ausdrucksweise zu achten. Ich balle trotzdem die Hand. Er hat etwas an sich, das einen dazu verleitet, zuerst zuzuschlagen und dann nach einer Begründung zu suchen. Aber ich beherrsche mich. »Keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Du bist doch ein schlauer Kerl. Solche Frauen bedeuten nur Schwierigkeiten. Ist sie es wenigstens wert?«
    »Sei ruhig und bring mich einfach nur zu Pawel.«
    Er schafft es tatsächlich, die nächsten zehn Meter die Klappe zu halten. Beim elften dreht er sich vollständig um und macht sogar ein paar Schritte rückwärts. »Hey, Mann, du bist doch Deutscher. Ihr Deutsche habt andere Regeln, nicht? Wie gut bist du mit unseren vertraut? Pravilnyje ponjatija , sagt es dir was?«
    Tut es. Und er scheint mir das anzusehen. »Dann weißt du bestimmt, dass du die Kleine besser nicht angefasst hättest? Mann, du kannst jede andere haben, das weißt du doch, oder? Naja, zumindest solange ein Ranghöherer sie von dir nicht einfordert. Was selten passiert.« Er muss mir das alles nicht erklären, aber er tut es trotzdem: »Es ist ehrlos, den Brüdern ihre Weiber streitig zu machen. Aber lass um alles in der Welt die Finger von der Tussi. Die Jungs reden schon.«
    »Da gibt es nichts zu reden.« Ist das der Grund, warum Pawel mich hierher bestellt hat? Ich denke an den Lagerraum. Daran, wie Byk und ich zurückbleiben, und ich meine ganze Beherrschung aufbringen muss, um nicht durchzudrehen, als ich zusehen muss, wie Pawel Juna fortführt. Und daran, wie Byk mich durchsucht, den Inhalt meiner Taschen auf einem Karton ausbreitet.
    Ein paar Minuten später ist Pawel zurückgekommen und hat Byk mit einem Kopfnicken rausgeschickt. »Es ist doch schön zu wissen, dass sich meine Mitarbeiter so zuvorkommend um mein Eigentum kümmern.«
    Ich sage noch immer nichts.
    Pawel wiegt den Kopf und umkreist mich, wie er damals den gefesselten Oleg in der Werkstatt umkreist hat. Beinahe freundschaftlich tätschelt er meine Schulter. »Natürlich wolltest du das. Du bist doch so eifrig . Du willst doch mehr .« Er grinst mit seinem rechten Mundwinkel, umkreist mich immer weiter. Sein Schatten bricht sich an den Kartons und Regalen. Nun stehen wir wieder Angesicht zu Angesicht, wie an diesem Tag vor Olegs Werkstatt. Er nimmt das goldene Feuerzeug aus meinen Sachen heraus und betrachtet es. Mit einem Schnippen lässt er die kleine Flamme ausbrechen und führt es so nah an mein Gesicht, dass ich die Hitze an meiner unversehrten Wange spüre.
    Ich bleibe still.
    »Feuer ist unberechenbar«, sinniert er, und die Flamme zittert in seinem Atem. »Du auch. Aber das ist schlecht in unserem Geschäft. Ich muss mich auf meine Leute verlassen können, verstehst du?«
    Das Feuerzeug schnappt zu.
    »Ich mache es dir einfach,

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