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Im Netz des Verbrechens

Im Netz des Verbrechens

Titel: Im Netz des Verbrechens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga A. Krouk
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schrieb sie Nick Nachrichten, doch seine Antworten kamen mit reichlich Verzögerung zurück und waren ausweichend. Sie konzentrierte sich auf die Taiji-Übungen, um ihre geistige Stabilität wiederzuerlangen, doch immer wieder drängten sich Gedanken in ihren Kopf, die sie nicht abstreifen konnte. Sie würde niemals so sein wie ihr Vater, der über alles erhaben war, der schon ihre Freundschaft mit Pyschka verurteilte:
    Himmel und Erde sind nicht gütig.
    Ihnen sind die Menschen wie stroherne Opferhunde.
    Der Berufene ist nicht gütig.
    Ihm sind die Menschen wie stroherne Opferhunde.
    Verdammt, Nick. Wenn du noch immer nicht soweit bist, dann mache ich es allein. Aber das schrieb sie ihm nicht. Erpressen war etwas Grässliches, schlimmer als das Warten und all ihre Zweifel zusammen. Nur ein paar Mal hatte sie ihn flüchtig gesehen, immer von Weitem und ohne Blickkontakt. Die Isolation machte sie stumpfsinnig und resigniert. Passierte außerhalb ihrer vier Wände überhaupt etwas? Dachte er an sie und ihr Vorhaben?
    Es musste etwas geschehen. Das untätige Herumsitzen, Pawels Andeutungen und Pyschkas unerschütterlicher Glaube an das Gute in diesem Mann machten sie krank. Sie merkte, dass sie immer öfter müde wurde, das Essen unberührt ließ und im Bett blieb. Yin und Yang brachen entzwei.
    Nick, ich kann nicht mehr , schrieb sie ihm in ihrer Verzweiflung und schickte es ab, obwohl es wehleidig und schwach klang, und so gar nicht nach ihr. Wenn sie etwas nicht wollte, dann war das sein Mitleid.
    Es war eine lange Nacht mit trüben Träumen. Er antwortete nicht. Sie konnte nicht schlafen, war aber auch nicht richtig wach. Sie hatte geweint und wusste selbst nicht wann und warum. Sie wachte allein im zerwühlten Bett auf. Pyschka war im Bad, Juna hörte das Wasserrauschen und das Klappern der Make-up-Döschen.
    Sie hatte Angst, irgendwelche Erwartungen zu haben, riskierte dennoch einen Blick auf das Handy. Eine neue Nachricht.
    Geh heute mit ihm essen. Außerhalb des clubs. Nimm pyschka mit! Bring dich nicht in gefahr. Bitte versprich es mir
    08:23 5-MAI-12
    Ihre Finger bebten leicht. Sie konzentrierte sich auf die Tastatur, darauf, wie sich das Handy in ihrer Hand anfühlte und die Tasten, wenn sie darüber strich, und tippte:
    Versprochen
    »Was machst du da?« Pyschka stand im Türrahmen. Ihre Stimme hörte sich kratzig und verwaschen an, dafür strahlte ihr Gesicht mit dem künstlichen Glanz eines aufgehenden Pop-Sternchens. Die Locken dagegen bauschten sich verwahrlost auf, als wäre die alternde Diva Pugatschowa im Bett von einer Horde Paparazzi überfallen worden.
    »Nichts.« Zum Glück musste sie nur die Hände senken, um das Telefon unter der Bettdecke verschwinden zu lassen.
    Pyschka rieb sich die Augen, ungeachtet des frisch aufgetragenen Lidschattens. Anscheinend hatte sie auch mit der Bleichcreme experimentiert, mit eher fragwürdigem Ergebnis. »Na dann. Ich hole uns Frühstück.«
    »Weißt du was?« Sie kämpfte gegen den Kloß in ihrem Hals an. »Ich hätte Lust, mit Paschik und dir irgendwo zu frühstücken. Was denkst du? Schaffen wir es, ihn aus seinem Büro zu locken?«
    Allein beim Gedanken daran, neben Pawel zu sitzen, verging ihr der Appetit. Bist du dir sicher, dass du weißt, was du tust? , murrte ihr Verstand. Nein, höchstwahrscheinlich nicht.
    »Okay, Süße!«, flötete Pyschka gestochen hoch, auf ihre leicht überdrehte Art. »Es ist eine Schande, so einen Mann wie Pawel fortzustoßen. Komm, wir fragen ihn, na komm schon! Ach, ich freue mich so!«
    »Meinst du, ich sollte mich zuerst ein bisschen hübsch machen? Ich brauche nicht lange.«
    »Klar.« Pyschka grinste verschwörerisch und steckte sich ein paar pinkfarbene Haarspangen ins Haar, die ihre wasserstoffblonde Mähne etwas bändigten.
    Das Telefon in der Hand verborgen, schlüpfte Juna ins Bad und ließ sich auf den Boden gleiten. Zu was für einem Irrsinn hast du Nick da nur überredet?
    Pawel war nicht dumm. Was ist, wenn er dahinterkam, hatte sie ihm bisher doch stets kalte Schulter gezeigt. Jetzt mach dir nicht gleich in dein hübsches Höschen. Ihr Kampfgeist hatte anscheinend nicht vor, klein beizugeben. Sie musste das alles beenden, denn noch länger hielt sie es in diesem Zimmer einfach nicht aus, ohne ihren Verstand zu verlieren.
    Sie betrachtete das Telefon in ihrer Hand. Der karminrote Rock, der heute für sie bereitlag, hatte keine Taschen. Er fiel in einem luftigen, schrägen Volant um ihre Beine, der Po dagegen war

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