Im Niemandsland
mitnehmen müssen?« knurrte der Anführer.
»Sie ist mit ihren Fingernägeln fürchterlicher als einer deiner Männer mit dem Dolch! Glaub mir!« antwortete Mythor.
Der Pfad, nichts anderes als ein etwas größerer Abstand zwischen den Baumriesen, wurde um einige Handbreit breiter. Jetzt fanden zwei Pferde nebeneinander Platz. Sofort drängten sich die Reiter aneinander. Sie fühlten in der Nähe der Kameraden mehr Schutz. Mythor ritt neben Buruna, Lamir sprach mit Gapolo und blickte unsicher in alle Richtungen.
Eine Lichtung lag vor den Reitern. Obwohl sie von Bäumen umsäumt war, schien es dort mehr Helligkeit zu geben. Einige Bäume lagen kreuz und quer am Ende des Weges. Sie waren nicht vermodert, und die Reiter an der Spitze des Zuges ritten um sie herum.
Mythor musterte jeden Winkel der Lichtung. Zwischen dem Holz am anderen Ende blinkte ein heller Schimmer. Augenblicklich erwachte sein Misstrauen. Sein Pferd machte einen Satz, hob sich auf die Hinterläufe und galoppierte in die Mitte der freien Fläche. Dort, woher das Blitzen gekommen war, erscholl ein leiser Fluch, gleichzeitig wieherte ein Pferd grell auf.
Einer der Rebellen schrie wütend: »Dort sind Caer!«
Hinter Mythor brachen Buruna, Gapolo, Lamir und Meystral durch die krachenden Büsche. Schwerter pfiffen durch die Luft. Plötzlich standen etwa zwanzig Männer wie hingezaubert zwischen den Stämmen. Auch sie waren bewaffnet und wachsam. Sie schienen die andere Gruppe erkannt zu haben. Caer standen gegen Caer.
Eine Stimme schrie: »Wer seid ihr? Woher kommt ihr?« Geräusche und Bewegungen bewiesen, dass der Wald vor den Rebellen voller Krieger war. Nun roch Mythor auch schwach den Rauch eines Lagerfeuers.
Die Rebellen drängten auf die Lichtung hinaus. Einige Pfeile heulten über die Sträucher und bohrten sich krachend in die Stämme. Jemand rief unterdrückt: »Diese verdammten Caer! Ich reite sie nieder.«
Meystral drehte sich im Sattel um, versetzte dem Reiter einen Schlag und knurrte: »Maul halten! Du verrätst uns!«
Mythor und seine drei Begleiter rissen ihre Pferde herum und galoppierten nach links. Dorthin, wo keine Gegner zu sehen waren. Schräg hinter ihnen prallten die ersten Schwertschläge auf die gegnerischen Schilde. Wilde Flüche erschollen. Die echten Caer waren misstrauisch geworden. Mit einem harten Schlag traf ein Pfeil des unsichtbaren Schützen auf die Klinge des Gläsernen Schwertes und surrte davon. Die Pferde fanden eine schmale Lücke in dem eng stehenden Gehölz und warfen sich in panischer Flucht in den schmalen Korridor. Mythor bückte sich und wich einem Ast aus, der hart seinen Rücken streifte.
Hinter ihm keuchte Lamir: »Wir fliehen? Warum kämpfen wir nicht?«
»Weil wir nicht wissen, ob ein Dutzend oder fünfhundert Caer im Wald versteckt sind«, gab Mythor zurück, blickte wild um sich und erkannte die Glut eines Feuers und einen Pfad, der dadurch entstanden war, dass die Caer Bäume und Sträucher geschlagen hatten. Er ritt darauf zu und hoffte, auf dem richtigen Weg zu sein.
Vor dem Feuer taumelten zwei Soldaten auf die Beine und hoben die Schilde in die Höhe. Mythor zwang sein Reittier geradeaus. Das Schwert stieß klagende Laute aus, als er es nach rechts und links schwang und einen Schild zur Seite schlug. Die Hufe des Pferdes, das sich wiehernd aufstellte, schmetterten den zweiten Soldaten zu Boden.
»Weiter!«
Zwanzig, dreißig Sprünge ging es ungehindert geradeaus. Flammen und Funken stoben aus dem Feuer, als Mythors Begleiter folgten. Der Barde schlug wild mit seinem kurzen Schwert um sich, aber er traf nur Geäst und zerfetzte einige Schlingpflanzen.
Hinter sich ließen sie die Geräusche eines wilden Kampfes in der beginnenden Dunkelheit zurück. Meystral und seine Leute beabsichtigten wohl, die Caer niederzukämpfen. Es schienen nicht mehr als drei Dutzend zu sein, denn entlang dem Weg standen nur wenige angepflockte Pferde. Seile waren gespannt worden, über die Zeltleinwand herunterhing. Gapolo und Mythor ritten nach rechts und links auseinander, lösten die Knoten an den Zügeln der Pferde und zerrten die auskeilenden Tiere hinter sich her. Schnüre und Tauwerk rissen. Eine Fackel fiel um und setzte ein Zelt in Brand.
Mythor zügelte sein Pferd und schrie in die Richtung der kämpfenden Gruppen: »Feuer! Die Zelte verbrennen! Helft uns!«
Sein Kampfgenosse verstand augenblicklich und handelte richtig. Mit umschlagender Stimme kreischte er: »Sie stehlen unsere Pferde! Die
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