Im Niemandsland
anderen Reiter folgten und versuchten, Einzelheiten des Geländes zu erkennen. Sie brauchten einen einigermaßen sicheren Platz für die Nacht.
Vor ihnen erstreckten sich Felsen, zwischen denen einzelne Bäume in skurrilen Formen wuchsen. In der Nacht verwandelten sie sich in drohende Fabelwesen. Runde kleine Hügel, wie die Rücken eingegrabener Tiere, erstreckten sich zwischen den Steinbrocken. Wolken trieben darüber hinweg, ab und zu blinkte ein Stern, und die unvollkommene Scheibe des Mondes schien durch die schwarzen Wolkenfelder dahinzujagen wie der Nächtliche Schütze.
»Ich meine, dass dort zwischen den Felsen ein guter Platz wäre«, entschied Gapolo nach einer Weile. »Wir werden wohl nicht so leichtsinnig sein und ein Feuer machen?«
»Ganz sicher nicht«, antwortete Mythor und lenkte langsam sein Pferd an die bezeichnete Stelle. Die Hufe, knirschten auf fauligem Laub. »Hinter uns höre ich Hufschlag«, rief Lamir unterdrückt und drängte sich an Mythors Seite.
Buruna stieß ein verzweifeltes Stöhnen aus und sagte ärgerlich: »Entweder ist es Meystral mit seinen Männern, oder es sind die Caer.«
»Warten wir es im Versteck ab!« sagte der Sohn des Kometen, glitt zu Boden und führte sein Pferd am kurzgefassten Zügel zwischen den Felsen hindurch auf einen freien Platz. Es war eine kleine, runde Fläche, umgeben von glatten Felswänden, mit nur einem Eingang. Die Pferde wurden hereingebracht, und Gapolo sagte, wobei er den Tieren die Trensen aus den Mäulern nahm und die Sattelgurte lockerte: »Der Hohlweg, den wir passierten, ist offensichtlich eine Art Pass. Jeder, der in die Richtung des Lagers von Cannon Boll will, reitet hier hindurch.«
Er und Mythor gingen wieder ins Freie hinaus und horchten in die Richtung des Hohlweges. Tatsächlich! Durch den Trichter, der die Geräusche verstärkte wie der Schlund einer Fanfare, drangen eindeutige Laute an ihre Ohren.
»Also wohl auch Herzog Krude«, murmelte Mythor.
»Und jetzt ein Mann mit einer Fackel, gefolgt von anderen Reitern...«
Sie kauerten sich hinter einen kleineren Felswall und spähten hinüber. Immer wieder wechselten Mondlicht und völlige Dunkelheit mit dem winzigen Lichtschein, den man indirekt erkennen konnte.
Der erste Reiter, der mit einem holprigen Galopp ins Freie hinausstob, schwenkte die Fackel und rief mit dunkler Stimme: »Mythor! Gapolo ze Chianez! Ihr müsst irgendwo hier sein.«
Mythor sprang auf, schwenkte sein schwach leuchtendes Schwert und rief zurück: »Ich erkenne deine Stimme, Meystral. Wir sind hier versteckt, rechts von dir.«
Einige Augenblicke später versammelten sich zehn Reiter um die Kundschafter. Der Anführer berichtete, dass sie die Caer überrumpelt hatten. Mit einiger Beute war es ihnen gelungen, den Zeichen zu folgen. Die andere Hälfte der Kundschaftertruppe befand sich am anderen Ende des Hohlweges und legte dort einen Hinterhalt für die Caer.
»Aber wir sind sicher, dass sie uns in dieser Nacht nicht verfolgen. Habt ihr ein Feuer? Gibt es Wein?«
Mythor lachte kurz und antwortete: »Wein gibt es nur wenig. Feuer zu machen wäre zu riskant. Aber unser Versteck ist gut.«
Abermals hatten sie einen Tag überlebt. Nur einige Risse in der Kleidung, einige Prellungen und viel Schmutz waren die Zeichen des erschöpfenden Rittes. Als der Anführer den Kriegern bestätigte, dass weit und breit der Hohlweg und einige andere passähnliche Unterbrechungen vor ihnen die einzigen Wege durch das Land seien, wussten sie, dass sie Herzog Krude treffen würden. Die Nacht verging ohne jeden Zwischenfall, und Mythor hatte die letzte Wache.
Burunas Kopf lag in seinem Schoß. Mythor saß auf dem Schild und hatte sich in seinen Mantel gehüllt. Alton steckte nahe seiner Rechten im Boden. Obwohl das Licht des Morgengrauens die Schreckenslandschaft der Nacht verwandelte und harmlos erscheinen ließ, waren seine Gedanken finster und voller Sorgen. Er vermisste seine Tiere, er dachte an Fronja und seinen Auftrag, und er fürchtete, dass die Niederlage der Lichtwelt nicht fern sei.
*
»Caer! Überall sind Caer! Woher kommt diese Menge von Soldaten?« stöhnte Meystral und scheuchte seine Leute mit einer zornigen Handbewegung zurück in das Versteck.
»Ihr wollt mir noch immer nicht glauben, wie?« brummte Mythor. »Caer ist mächtig und gefährlich.«
»Ich und zwei Männer reiten mit euch. Ich kenne den Weg durch die Schlucht, den Krude nehmen muss.«
»Einverstanden.«
Das erste Tageslicht hatte ihnen
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