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Im Niemandsland

Im Niemandsland

Titel: Im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Beherrschung und beginnender Raserei aus Eifersucht. In ihrem Gesicht unter dem Caer-Helm arbeitete es, ihre Gefühle spiegelten sich wider und brachen sich schließlich Bahn. »Du willst mich loswerden!« schrie sie.
    »Je kürzer unser Abschied ist«, sagte Mythor, und sein Tonfall sagte Lamir, Gapolo und sogar Buruna, dass er es unverrückbar ernst meinte, »desto leidenschaftlicher wird unser Wiedersehen werden! Ich finde euch, oder ihr werdet mich finden. Ich werde tun, was ich versprochen habe, so schwer es mir auch fällt. Ihr habt mich verstanden?«
    »Ich habe verstanden«, sagte Gapolo. Sie waren während der Unterhaltung immer weiter geritten, und da der Fluss mehrere Windungen machte, kürzten sie die Strecke ab. »Aber die Art, wie wir uns trennen, gefällt mir nicht.«
    »Harte Zeiten verlangen harte Entscheidungen. Wo willst du über die Lorana? Die Caer werden euch sicher keine Passage anbieten.«
    »Weiter flussaufwärts.«
    An diesem Tag herrschte Nebel. Die Sonne schwamm als riesiger Lichtkreis im Westen darin. Noch besaßen die Pferde genügend Kraft, um ihre Reiter langsam nach Osten und flussaufwärts zu tragen. An einigen Stellen waren Caer an Land gegangen und hatten große Flächen verbranntes Gras zurückgelassen. Das Gerüst eines Schiffes war an einer anderen Stelle zu sehen, es moderte halb im Unkraut verborgen.
    In wenigen Stunden würde es wieder Nacht sein. Die Zeit verstrich rasend schnell. Die Scheibe des Mondes, auch tagsüber am Himmel und verschwunden nach dem letzten Drittel der Dunkelheit, rundete sich mehr und mehr von Nacht zu Nacht. Der Morgen der Schlacht stand vor den Menschen wie ein drohender schwarzer Wolkenturm.
    Im letzten Licht des Tages hielt Gapolo das Pferd an und deutete hinunter zum Ufer. »Halt. Hier trennen sich unsere Wege. Ihr seht den großen, flach gehenden Kahn. Er trägt uns und die Pferde. Mythor?«
    »Es muss wohl sein.«
    Sie glitten aus den Sätteln. Im Nu war jeder Spott verflogen. Selbst Buruna schwieg, denn sie wusste, dass Mythors Entschluss unverrückbar feststand. Mythor umarmte Lamir und sagte dem Barden, dass er beim Wiedersehen singen und spielen dürfe, soviel er wolle. Buruna hingegen flüsterte er alle nur denkbaren Dummheiten und Versprechungen ins Ohr, und schließlich wechselte er mit Gapolo einen langen Händedruck. »Sorge gut für sie, mein Freund«, sagte er leise. »Und sorge ebenso gut für dich. Ich will dich gesund wiedersehen. Und erfolgreich. Wir treffen uns früher, als wir denken! Und jetzt nütze das letzte Tageslicht aus!«
    »Ich trenne mich schweren Herzens von dir. Aber es ist wohl der richtige Entschluss. Sieh zu, dass du ein gutes Nachtlager findest!«
    »Ich finde es, und ich finde heraus, was diese verdammten Dämonenpriester planen. Und wenn ich es weiß, dann hat die Lichtwelt mehr Gewicht und wird siegen, hoffentlich.«
    »Richtig. Schneller Abschied. Viel Glück, Sohn des Kometen!« sagte Gapolo, drückte noch einmal Mythors Schulter und wartete geduldig, bis sich Mythor von Buruna getrennt hatte. Dann führten sie ihre Pferde den Hang hinunter und warteten, ehe sie das Fährboot benutzten, bis sich eine größere Lücke in der Kette der Caer-Schiffe zeigte.
    Mythor lehnte sich gegen den Sattel und sah zu. Das Pferd stand ruhig und rupfte die winzigen grünen Triebe von einem Strauch. Gapolo und Lamir brachten das Boot schnell über den ruhigen Fluss. Als die drei Reiter das gegenüberliegende Ufer erklommen, wandte sich Mythor ab und ritt weiter.
    *
    Schwarze Gedanken tobten in ihm, als er endlich sah, was die Caer unternahmen. Schlagartig rasten seine Erlebnisse seit der Vernichtung der Nomadenstadt Churkuuhl an ihm vorbei. Seine Überlegungen waren nicht klar. Zweifel peinigten ihn. Er hielt das Pferd an und blickte zwischen den dürren Bäumen den flachen Hang abwärts. Was bedeutete der trompetende Schrei, den er vor einer Stunde gehört hatte? Er war sicher, auch dieses Rätsel bald zu ergründen.
    Die Caer hatten die geschwungenen Bugsteven der Schiffe weit auf das flache Land hinaufgezogen. Taue und schräg hängende Balken waren auf den Decksplatten befestigt und drehten sich hierhin und dorthin. Seile wanden sich um Steinbrocken, deren Form Mythor genau kannte. Es waren jene Steinpfähle, die er entlang der Yarl-Linie gesehen hatte.
    Arbeitskommandos, von mürrisch dreinblickenden Soldaten beaufsichtigt, entluden zwei verschiedene Arten von steinernen Säulen oder Pfählen aus den Schiffen. Die Steine

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