Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)

Verletzung ist nicht zu befürchten. Wenn Sie Glück haben, dann bricht sich Ihr Gegner die Finger und der Kampf ist vorbei.
Bleiben Sie mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen. Stehen Sie stabil und flexibel. Wie eine Weide im Wind, würden japanische Lehrmeister wie Mr.Miyagi aus Karate Kid wohl sagen. Beine schulterbreit auseinander. Knie leicht gebeugt. Wenn Sie am Boden liegen, sind Sie weiteren Angriffen wie Tritten gegen Rippen oder Kopf schutzlos ausgeliefert. Sollten Sie doch zu Boden gehen, schützen Sie Gesicht und Bauch, Weichteile und Schwachstellen, und rollen Sie sich schnell außerhalb der Reichweite des Angreifers (ca. zwei Meter).
Klar, Sie haben gerade keine Zeit, über Physik nachzudenken. Aber mit einer einfachen Formel können Sie den Schaden minimieren, den ein Schlag anrichtet: Je mehr Weg (W) die Faust des Gegners (g) zurücklegen muss, um die Energie (e) an ihren Körper (k) abzugeben, desto schwächer ist die Wirkung. Stehen Sie nicht starr vor Angst da, sondern fangen Sie eine Gerade auf, indem Sie mit Oberkörper und Kopf nach hinten ausweichen, drehen Sie bei einem Schwinger Ihren Kopf zur Seite. «Ride the power», nennen das die Boxer. Klingt fast so, als würde es Spaß machen.

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    06. Katastrophenfilm (I) LEKTIONEN DER LEINWAND (I)
    Was lernen wir im Klassenzimmer des Kinos und auf der Fernsehcouch-Schulbank? Suche die richtigen Freunde!

    Wenn die Erde bebt, mächtige Berge beginnen, Feuer zu spucken, oder die außerirdischen Monster zur Attacke schreiten, sollte man nicht den Fehler machen, mit dem Mobiltelefon die Hotline der Regierung anzurufen oder den muskulösen Feuerwehrkommandanten mit dem vollen Haar und den stahlgrauen Augen um Hilfe zu bitten. Halten Sie stattdessen Ausschau nach Typen mit Hornbrille, Hosenträgern und einem Haarschnitt, der entfernt an einen Wischmob erinnert. Denn: Geeks und Nerds, so lernt man in Hollywood-Filmen, sind bei Katastrophenalarm und im Ausnahmezustand einfach unbezahlbar. Die Computerfreaks haben neben einem abgeschlossenen Physikstudium auch das Heimwerkerdiplom und kennen neben den Naturgesetzen die Passwörter zu den Informationsnetzen der Welt.
    Helden sehen eben nicht so aus wie Achilles, James Bond und Brad Pitt, sondern eher wie der Schauspieler Jeff Goldblum, ein dürrer Schlacks mit dicker Brille, der in Hollywood ein exklusives Abonnement auf die Rolle des findigen Wissenschaftlers besitzt. In Independence Day spielt er Daniel Levinson, einen genialen Wissenschaftler und Looser, der von seiner Frau verlassen wurde und als Satellitentechniker bei einem privaten Fernsehsender arbeitet, in Jurassic Park den zynischen Mathematiker und Chaos-Theoretiker Ian Malcolm. Nerds haben das theoretische Wissen, die paranoide Intuition und auch die Hardware, um die Zeichen des Unheils zu deuten. Sie interpretieren die seismischen Signale, das Verhalten der Tiere und das Knistern der Funksphären. «Life can’t be stopped … Life finds a way», warnt Malcolm in Jurassic Park , und kurz darauf bricht der erste T-Rex durch den Elektrozaun. In Independence Day ist Levinson der erste Mensch, der die rätselhaften TV-Störungen als außerirdischen Countdown enttarnt. Es ist deshalb eine gute Idee, sich auf dem Uni-Campus oder in wissenschaftlichen Buchhandlungen herumzutreiben, dem natürlichen Lebensraum der Nerds, und so die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, eine Frühwarnung zu bekommen.
    Egal ob es sich um Vulkanausbrüche, Alien-Attacken oder die nächste Sintflut handelt: Der Regierung ist, glaubt man den Katastrophenfilmen, in jedem Fall nicht zu trauen. Statt auf den Nerd zu hören, der das Rätsel längst gelöst hat, sperren Uniformträger und Amtspersonen sowohl das individuelle Genie als auch den gesunden Menschenverstand aus den Kontrollräumen aus, folgen starr dem Protokoll und verschlimmern so oft noch die Situation. Die Behörden unterdrücken Informationen und lassen die Bürger im Unklaren, was angeblich der öffentlichen Ordnung dient, tatsächlich aber wohl eher dem Machterhalt und der nächsten Wahl (Wer will als Präsident in die Geschichte eingehen, der sich von Außerirdischen vorführen ließ?).
    Der Nerd, das ist unser Glück, lässt sich von so etwas nicht aufhalten. Er glaubt an die Freiheit von Informationen und totale Transparenz und ist getrieben von einer Mischung aus moralischem Pflichtbewusstsein und dem artspezifischen, übermenschlichen Durchhaltevermögen, das ihn auch zum