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Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)

Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)

Titel: Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Moorstedt , Jakob Schrenk
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und ihrer Vektortiere begünstigen. Die Rötelmaus hatte im Jahr 2009 zunächst von einer ungewöhnlich guten Bucheckern-Ernte profitiert. Im darauf folgenden Winter schützte die geschlossene Schneedecke die Maus vor Frost und Fressfeinden, sodass sie sich ab Frühjahr 2010 verstärkt ihrem Nebenjob widmen konnte: der Verbreitung des Hanta-Virus, benannt nach einem koreanischen Fluss. Speichel, Kot und Urin des Tierchens sind infektiös, Menschen stecken sich an, indem sie von Rötelmäusen gebissen werden oder infizierten Staub einatmen. Patienten klagen über Fieber- und Kopfschmerzen, im schlimmsten Fall droht ein Nierenversagen. Es gibt weder Impfung noch antivirale Therapie; die effektivste Prävention ist, seine Umgebung von Mäusen freizuhalten.

    4. Westnil-Virus: Ein Tourist, der in die USA einreist, muss auf einem Formular angeben, ob er im NS-Regime aktiv war und in nächster Zeit einen Anschlag plane. Die angebrachtere Frage auf dem grünen Papier wäre vielleicht: «Können Sie ausschließen, dass Sie gefährliche Viren transportieren?» Im Jahr 1999, höchstwahrscheinlich an Bord eines Flugzeugs von Tel Aviv nach New York, enterte eine mit dem Westnil-Virus infizierte Mücke die amerikanische Hemisphäre. Das erste Zeichen, dass die Krankheit nun auch in den USA ausgebrochen war, entdeckten die Jogger im Central Park. Die Vögel fielen tot von den Bäumen. Innerhalb kurzer Zeit eroberte das Virus 40 amerikanische Bundesstaaten, seitdem starben weit über 1000 Menschen. Eine Infektion führt zu sehr hohem Fieber und extrem starken Kopf- und Augenschmerzen. Normalerweise ist das Schlimmste nach drei bis fünf Tagen vorbei, bei etwa einem Prozent der Patienten kommt es jedoch zu Komplikationen wie einer Hirnhautentzündung. Die Hauptwirte, also jene Tiere, in denen das Virus dauerhaft vorkommt, sind Krähen und Tauben. Die Mücken stecken sich an, indem sie Blut bei infizierten Tieren saugen. Einen Menschen kann eine Mücke nur anstecken, wenn sich das Virus in der Speicheldrüse des Tieres tausendfach vermehrt, was wiederum nur an heißen Tagen möglich ist, an denen es auch nachts nicht kälter als 20 Grad wird. Das ist in Deutschland im 21. Jahrhundert während einiger hitziger Sommerwochen durchaus möglich. Das Westnil-Virus kommt langsam näher. In Frankreich gab es 2010 die ersten Infektionen.

    5. Dengue-Fieber: Vor der Krankheit, bisweilen auch Knochenbrecher-Fieber genannt, wurde man bisher nur in Reiseführern für Brasilien oder Südostasien gewarnt. Dass jährlich 50 bis 100 Millionen Menschen an der Infektion erkranken, davon mehrere zehntausend tödlich, stand dort gleich neben den Informationen über regionale Speisen und den Übersetzungen von «Guten Tag», «Bitte» und «Das ist zu teuer». Ein landestypisches Problem also, nichts, worum man sich sorgen musste. 2010 aber wurden in Deutschland 500 Dengue-Infektionen gemeldet, und zum ersten Mal hat sich ein deutscher Tourist innerhalb von Europa, in Kroatien, angesteckt. Auch in Südfrankreich erkrankten zwei Personen, die ihr Land nicht verlassen hatten. Der Überträger ist eine alte Bekannte, die Asiatische Tigermücke. Die Krankheit beginnt wie eine normale Grippe mit Fieber-, Kopf- und Gliederschmerzen, ein hämorrhagischer Verlauf mit inneren Blutungen bis zum Organversagen ist möglich. Es gibt weder Medikamente noch Impfungen, die Schmerzen lassen sich durch Paracetamol lindern, um Dehydrierung zu vermeiden, sollte man den Patienten an eine Infusion anschließen. Außer Moskitonetzen und geschlossener Kleidung könnte es schon bald nur noch einen Schutz vor der Tigermücke geben: einen Umzug nach Nordnorwegen.

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    13. Briefbombe NACHRICHT AUS DER HÖLLE
    Sprengstoff oder Anthrax: So schützt man sich vor aggressiven Postwurfsendungen.

    Das beste Mittel gegen Weltschmerz und Depression ist ein Blick in den Briefkasten. Ein Mensch, der unter der eigenen Bedeutungslosigkeit leidet oder gerade das Gefühl hat, dass sich die Welt nicht für ihn interessiert, wird von dem täglich neu entstehenden Kuvertberg eines Besseren belehrt. Strandpostkarten, Mahnungen, Werbeflyer oder ein Päckchen unbekannten Inhalts – die Botschaft ist immer die gleiche: «Jemand hat an dich gedacht, du bist nicht egal, wir brauchen dich.»
    Ein Brief von München nach Hamburg braucht nicht einmal 24 Stunden, ein Paket von Berlin nach New York ist gerade einmal drei Tage unterwegs. Jahrzehnte vor der Erfindung des Internets legte

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