Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)
«Man hat keine Freunde. Es gibt nur den Markt.» Kennen Sie Ihre Freunde, und lernen Sie, dass man auf dem Markt nichts geschenkt bekommt. Vor allem nicht von den Bankberatern. Denn die 250 000 deutschen Banker und Finanzberater verdienen ihr Gehalt zunehmend mit Prämien und Provisionen. Eine Studie des deutschen Verbraucherministeriums aus dem Jahr 2008 fand heraus, dass Anleger pro Jahr 30 Milliarden Euro auf Grund von schlechter Beratung verlieren. Solange Sie Punkt 1 allerdings nicht beachtet und große Money-Muskeln aufgebaut haben, ist es auch keine Idee, ganz auf Beratung zu verzichten. Denn die Profis haben mehr Zeit und Wissen als Sie, um den Markt zu analysieren. Als Anleger kann man einen Söldner anheuern, der einen schützt: Honorarberater kosten 150 Euro die Stunde, kassieren keine Provision und haben vor allem das Interesse, dass Sie zufrieden sind.
Um sich vor Naturgewalten zu schützen, kann man die Mauern eines Hauses verstärken oder Vorräte anlegen. Ein Bauer, der sein ganzes Getreide auf das Feld als Saatgut ausbringt, um die Ernte zu maximieren, ist anfälliger für eine Flut oder ein Gewitter als der Nachbar, der ein paar Säcke in der Scheune gelassen hat und sich weiterhin Brot backen kann. Streuen, streuen, streuen, raten deshalb Fachleute. Wer nicht alles auf ein Pferd setzt, bleibt länger im Spiel. Teilen Sie Ihr Geld in drei Töpfe ein – Alltagsgeld, Altersgeld und Sonntagsgeld – von denen jeder einen Zweck und eine Anlageform hat. Mit dem Alltagsgeld (Tagesgeldkonto) werden tägliche Ausgaben gezahlt, das Altersgeld (Riester-Rente/Lebensversicherung) sichert den Lebensstandard nach der Pensionierung und das Sonntagsgeld (Depot/Pferderennbahn) ist zum Spielen da.
In der Bild -Zeitung finden sich neben den Crash-Prophezeiungen (Wie lange hat der Euro noch zu leben?) auch immer die Anzeigen der Gold-Vertriebe Gold24.de oder ProAurea, die ihren Umsatz in den Zeiten der Wirtschaftskrise vervielfacht haben. Das sollte Sie misstrauisch machen. Bewahren Sie Ruhe. Zwar sind Sachwerte wie Edelmetalle, Briefmarken oder Immobilien, die von Krisenberatern empfohlen werden, eine interessante Angelegenheit. Denken Sie aber auch immer daran, dass die Verkäufer von «absoluter Sicherheit» auch ein Eigeninteresse haben. In den USA gibt es zum Beispiel auf dem Kabelsender FoxNews den Showmaster Glenn Beck, der seine Zuschauer vor einer sozialistischen Revolution und dem Untergang Amerikas warnt und sie anfleht, sich für den Worst Case mit Edelmetallen zu versorgen. In der Werbepause tritt Beck dann als Werbeträger eines Goldvertriebs auf – ein geschlossener Kreislauf der Angst.
Die Deutschen reden nicht gerne über Geld. Das ist natürlich ein Problem, denn so kann man sich nicht darüber austauschen, welche Berater einen guten Job machen und welche eher in der Hafenstraße zwischen Hütchenspielern und Trickdieben ihren Platz haben. Vergessen Sie also Ihren Stolz, wenn Sie Verluste machen. Ziehen Sie Konsequenzen. Schlagen Sie zurück. Lästern Sie beim Nachbarn. Schreiben Sie Internetforen voll. Lassen Sie alle wissen, dass man Sie über den Tisch gezogen hat, und führen Sie zusammen mit anderen Kunden eine Abstimmung mit den Füßen durch.
Börsen und Finanzmärkte wirkten in den Boomjahren zwischen 1997 und 2000 bzw. 2006 und 2008 wie ein Goldesel, ein magisches Geldphänomen, das ohne Aufwand einen hohen Ertrag erbringt. Viele Leute haben sich von der Finanzpornographie von Börse Online oder Focus Money den Kopf verdrehen lassen, den fetten, glänzenden Pluszeichen, den Geldscheinstapeln und den breit gespreizten Mundwinkeln der Manager. Es waren aufregende Zeiten, aber wir fühlen uns nun auch ein wenig schmutzig. Der Nobelpreisträger Paul Krugman fordert: Banking muss wieder langweilig sein! Das gilt für die Banken selbst, die sich auf ihre Kernfunktion beschränken sollten, nämlich den Geldfluss in der Wirtschaft zu organisieren, anstatt als nichtstaatliche Aggressoren einen finanziellen Angriffskrieg gegen kleine EU-Mitglieder durchzuführen. Langeweile, so Krugman, ist aber auch das Programm für den Bankkunden. Begnügen Sie sich also mit 2 bis 4 Prozent Rendite, anstatt den Jackpot anzugreifen. So verpassen Sie zwar vielleicht den nächsten Börsenboom, können sich aber auch sicher sein, nicht alles zu verlieren. Und halten Sie, wenn Sie die Bank betreten, unbedingt Ausschau nach langweilig aussehenden Typen. Bestehen Sie auf einem Berater, der keine
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