Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)
würden Sie sich wohl kaum in die Augen reiben. Wappnen Sie sich! Natürlich will man auch auf einer Demonstration gut aussehen (schon wegen der TV-Teams und der Kameramänner des Verfassungsschutzes), trotzdem sollte auf Make-up unbedingt verzichtet werden. Capsaicin, der Wirkstoff des Pfeffersprays, lagert sich auf Grund der unipolaren Molekülstruktur in fetthaltiger Schminke wie Kajalstift oder Lidschatten an und ist deshalb kaum zu entfernen. Für den Fall, dass ein Polizist Sie mit dem Tränengas tatsächlich im Gesicht trifft, sollten Sie auf die Wasserwaschung, die nur kurzzeitig Linderung verschafft, verzichten, und die betroffene Stelle stattdessen mit Öl oder Fett einreiben und erst dann mit Wasser abwaschen (die Wirkung wird verbessert, wenn Sie ein paar Tabletten gegen Sodbrennen im Wasser auflösen, da das Capsaicin so besonders effektiv gebunden wird). Da neuerdings so viele Unternehmensberater und Theaterleute demonstrieren, erhält folgende Information ein große Relevanz: Der Konsum von Kokain kann Sie unempfindlich gegen das Pfefferspray machen. Der Nachteil: Sollten Sie verhaftet werden, drohen gleich zwei Anzeigen.
Wasserwerfer: Im Jahr 1930 wurde der erste Wasserwerfer eingesetzt, um eine Demonstration der NSDAP gegen den Antikriegsfilm «Im Westen nichts Neues» aufzulösen. Heute gibt es in Deutschland 116 Mercedes-Fahrzeuge des Typs WaWe 9000, die mit einem Druck von 20 Bar (hundert Mal stärker als ein Gartenschlauch) mehr als 220 Badewannenfüllungen Wasser verschießen können. Der Polizist am WaWe-Joystick ist ein moderner Regengott, der frei entscheiden kann, ob er die Menschenmenge mit lästigen Niesel- und Regenschauern langsam entnervt oder mit einem konzentrierten Wasserstrahl besonders renitente Individuen zu Boden bringt. Gegen die Schauervariante helfen angemessene Outdoor-Kleidung sowie Folien oder Zeltplanen. Wenn Sie allerdings in das Fadenkreuz des Aqua-Geschützes geraten sollten, dann versuchen Sie besser gar nicht, dem enormen Wasserdruck zu widerstehen. Gehen Sie stattdessen in die Hocke, um Sturzverletzungen zu vermeiden, und rutschen Sie kontrolliert auf Hintern und Rücken mit dem Wasser mit. Lassen Sie sich treiben! Um Augenverletzungen zu vermeiden, sollten Sie auf jeden Fall das Gesicht vom Wasserwerfer abwenden. Schützen Sie mit den Händen weitere empfindliche Körperteile. Rappeln Sie sich sofort auf, wenn Sie merken, dass der Wasserdruck nachlässt, und begeben Sie sich außer Reichweite des Wales (65 Meter). Warten Sie dort, bis der Polizei das Wasser ausgeht. Bei einem Druck von 15 Bar kann der Wasserwerfer etwas mehr als vier Minuten Dauerfeuer geben.
Schlagstöcke: Deutsche Polizisten waren lange Zeit mit Säbeln bewaffnet und sorgten deshalb, wenn sie zu Streit und Schlägereien gerufen wurden, nicht nur für Ruhe, sondern oft auch für abgetrennte Gliedmaßen. Der Polizeireformer Franz-Friedrich Laufer setzte sich Anfang des 20. Jahrhunderts als Erster für den weitaus unblutigeren Gummiknüppel ein. Die Polizei verwendet heute meist den sogenannten Tonfa-Schlagstock als Standardknüppel, eine traditionelle Waffe der asiatischen Kampfkunst, die 50 Zentimeter lang ist und über einen charakteristischen Quergriff verfügt. Hält der Polizist den Tonfa am Quergriff, so wird er den Stock mit hoher Wahrscheinlichkeit als Stoßwaffe gegen Ihren Bauch oder Brustkorb einsetzen. Versuchen Sie, den Schlag mit angespannten Bauchmuskeln aufzufangen und während des Aufpralls auszuatmen ( → Jugendgewalt, S. 34). Hält der Polizist den Schlagstock wiederum am unteren Ende, setzt er ihn voraussichtlich als klassischen Knüppel gegen Schultern oder Kopf ein. Ducken Sie sich unter dem Schlag weg, und weichen Sie nach hinten aus. Schützen Sie vor allem Kopf und Gesicht. Helme sind auf Demonstrationen leider nach Paragraph 17a Versammlungsgesetz als «Schutzwaffe» verboten und werden mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr bestraft. Das gilt auch für Schienbeinschoner, Ellbogenschoner, Nierenschutz und weitere Artikel aus dem Eishockey-Fachgeschäft. Solange man die moderne Rüstung aber unter weiter Kleidung trägt, können die Polizisten nichts machen.
Hunde: Im Jahr 1901 führte der bereits erwähnte Polizeikommissar Franz-Friedrich Laufer, der wegen seiner Kreativität auch der «Jules Verne des deutschen Polizeiwesens» genannt wurde, den ersten Polizeihund im Städtchen Schwelm ein. Die Dogge Cäsar vertrieb störende Voyeure bei einem Hausbrand.
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