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Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)

Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)

Titel: Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Moorstedt , Jakob Schrenk
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Vorteil, denn so wird es dem grobmotorischen Zombie schwer bis unmöglich gemacht, das Opfer festzuhalten und zu sich heranzuziehen.
    Nicht jeder Zombie ist ein schlechter Mensch. Schließlich ließ Jesus Christus die Jünger von seinem Blut trinken, erhob sich von den Toten, entwickelte aber weder großen Appetit auf die Gehirne seiner Jünger, noch nahm er seinen Aufruf zu Mitgefühl und sozialem Engagement zurück. Diese schmale Wertebasis, die das christliche Abendland mit den Zombies teilt, wird uns im Falle einer Zombie-Invasion nichts nutzen. Die Fachliteratur ist sich einig: Die bevorzugten Mittel der Vereinten Nationen und der Gutmenschen-Fraktion – die Bereitschaft zu Verhandlungen und Kompromiss, das Anerkennen kleinerer kultureller Differenzen – werden bei der Auseinandersetzung mit dem Zombie versagen. Die Untoten setzen sich nicht an den runden Tisch und sind auch nicht mit Geldkoffer oder einem Bordellbesuch milde zu stimmen. Das einzige Ziel der Zombies ist es, eine maximal hohe Zahl von Lebenden in Untote zu verwandeln.
    Zombies vermehren sich nicht dadurch, dass sie sich paaren oder Eier legen, sondern indem sie ihre Opfer per Biss mit einem Virus infizieren, der diese in torkelnde Trottel verwandelt. Die Expansion der Zombies ist also durchaus vergleichbar mit Epidemien wie der Schweinegrippe oder SARS. Philip Munz von der School of Mathematics and Statistics an der Carleton University im kanadischen Ottawa hat im Jahr 2010 mit epidemiologischen Modellen eine Zombie-Attacke analysiert und in seinem Buch Infectious Disease Modelling Research Progress vorgestellt: «Eine Zombieplage unterscheidet sich in vielen Belangen nicht von einer sich rapide verbreitenden, tödlichen Epidemie», sagt Munz, der zu einem erschreckenden Ergebnis kommt: «Im Fall des Falles wären wir so gut wie erledigt. Fast jedes Szenario, das wir durchgerechnet haben, endete in der Ausrottung der menschlichen Rasse.» Und der Prozess geht rasend schnell vonstatten. In einer 500 000-Einwohner-Stadt, hat Munz berechnet, wären die Untoten nach drei Tagen in der Überzahl.
    Im Fall einer Zombie-Attacke sollte man deshalb möglichst schnell die Stadt und Region verlassen, denn es erscheint unwahrscheinlich, dass die Masse an Monstern komplett eliminiert werden kann. Munz empfiehlt mit dem nüchternen Blick des Naturwissenschaftlers, die befallenen Städte sofort unter Quarantäne zu stellen und komplett abzuriegeln. Die Menschen in den zombifizierten Regionen müssten gegebenenfalls geopfert werden. Munz bezeichnet sich als Pazifisten, sagt aber auch: «Krieg ist leider die einzige Lösung. Nur ein konzentrierter Gegenschlag aller Streitkräfte in den ersten Tagen des Ausbruchs kann die Epidemie wirkungsvoll bekämpfen.» Als Prävention rät Munz zum intensiven Studium einschlägiger Genrefilme: «Das hilft die Zeichen der Zeit zu erkennen. Man muss die Fernsehnachrichten deuten lernen. Wenn das Chaos heruntergespielt wird, würde ich misstrauisch werden. Und sobald die Sender das Programm einstellen, heißt es: ab in den Bunker!»

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    29. Historisches Unglück (II) VOLKSHOCHSCHULE DER VERGANGENHEIT II
    Was wollen uns die größten Katastrophen kommunizieren? Haltet die Augen offen! (II)

    Der 26. April 1986 war ein ganz normaler Arbeitstag im Leben des Ingenieurs Anatoli Stepanowitsch Djatlow. Der erfahrene Techniker arbeitete als Schichtleiter im Block 4 des sowjetischen Atomkraftwerks Tschernobyl. An diesem Tag bereitete er einen Versuch vor, mit dem getestet werden sollte, ob der Reaktor auf einen Stromausfall vorbereitet ist. (Um realistische Bedingungen zu schaffen, ließ Djatlow auch Notprogramme und Havarieschutz ausschalten – eine fast schon geniale Versuchsanordnung: Die Simulation wurde zum Worst-Case-Szenario.) Das Experiment lief nicht wie geplant, ein paar Arbeiter fehlten wegen Krankheit, es wurde spät und langsam dunkel. Das Personal der Nachtschicht musste schließlich übernehmen. Die Männer waren jedoch nicht auf die Aufgabe vorbereitet und erschöpft von den vorherigen Nachtschichten. Vielleicht spürte Djatlow da auch selbst bereits die ersten Anzeichen der Müdigkeit, die Verspannung der Nackenmuskulatur oder das gesteigerte Blinzeln der Augenlider. Aber er führte das Experiment fort, auch als erste Messwerte und Signale nahelegten, dass die Ingenieure die Kontrolle über den Reaktor verloren. Djatlow zögerte, wartete, überlegte und ordnete erst um 1 Uhr 23 den Abbruch des

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