Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)
Menschen die Wahrscheinlichkeit, in einen schweren Unfall verwickelt zu werden, um den Faktor zehn erhöht ist. Aber auch Ärzte geraten überproportional häufig in tödliche Unfälle, vermutlich, weil sie oft unter Zeitdruck stehen und übermüdet sind. Für den Fall, dass man mit einem persönlichkeitsgestörten Arzt (um drei Uhr am Sonntagmorgen) unterwegs ist, sollte man nicht auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, sondern hinten. Das mag unhöflich wirken, aber das Todesrisiko ist hier um 26 Prozent geringer.
Umgehen Sie sächsische Landstraßen weiträumig. Hochgeschwindigkeitsstrecken ohne Tempolimit und der hektische Stadtverkehr sind überraschenderweise weniger gefährlich als die einsamen Straßen in Richtung Nirgendwo. Landstraßen haben eine zweieinhalbmal so hohe Unfallopferrate wie alle anderen Straßentypen. Falls man doch einmal auf so eine Todesstrecke gerät, gilt es, vor allem in den Kurven besondere Vorsicht walten zu lassen: Landstraßenkurven sind sechsmal so gefährlich wie Autobahnkurven. In Sachsen-Anhalt und Brandenburg ist der Anteil der Toten an der Gesamtbevölkerung mehr als doppelt so hoch wie in Nordrhein-Westfalen.
Kaufen Sie einen alten Kleinwagen. In Geländewagen, SUVs und Pick-ups sterben mehr Menschen als in jeder anderen Fahrzeugart. Große Autos sind gefährlich, da sie oft von Männern gefahren werden (Alkohol, Risiko, das alte Lied). Fahrer von Kleinwagen hingegen achten statistisch gesehen auf den Abstand zum Vordermann und halten das Lenkrad mit höherer Wahrscheinlichkeit mit beiden Händen. Besitzer von Neuwagen fahren wesentlich riskanter als Besitzer älterer Modelle, vermutlich, weil sie sich zu sehr auf die beruhigenden Sicherheitsfeatures wie Airbag, ABS und den Mythos der Knautschzone verlassen.
Tragen Sie einen Helm. Während Opa zum Autofahren noch Lederhandschuhe mit Lochstanzung und einen Kaschmirschal trug, sind automobile Accessoires in den vergangenen Jahren etwas aus der Mode gekommen. Zu Unrecht! Ein feuerfester Anzug, wie ihn etwa Formel-1-Piloten tragen, könnte viele Leben retten. Viel wichtiger noch wäre aber ein stabiler Helm. Kopfverletzungen machen die Hälfte aller durch Verkehrsunfälle verursachten Behandlungskosten aus. Es ist kaum zu begründen, dass Autofahrer als einzige motorisierte Verkehrsteilnehmer keinen Helm tragen müssen. Eine Helmpflicht könnte etwa 25 Prozent aller tödlichen Verletzungen verhindern.
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39. Panikattacken NUR DIE RUHE
Die besten Strategien gegen Angstattacken beim Lesen der Bild-Zeitung oder dem Untergang eines Luxusdampfers.
Als im September 1994 die Estonia in der Ostsee versank, machten viele der Passagiere an Bord einfach – überhaupt nichts. Sie standen in Gruppen herum, unterhielten sich leise und fingen noch nicht einmal die Rettungswesten auf, die man ihnen zuwarf. Und als im Jahr 1977 bei einem Großbrand der Beverly Hills Supper Club abbrannte und 165 Menschen getötet wurden, bestellte sich einer der Gäste an der Bar noch einen Cocktail to go für den Fluchtweg. Entgegen dem Klischee verhalten sich Menschen in Todesangst fast nie egoistisch oder überlebensfanatisch, eher hetzen sie ein wenig ziellos hin und her: «Das eigentliche Problem ist aber, dass viele Menschen einfach einfrieren, sich überhaupt nicht mehr bewegen», sagt die Risikoexpertin Amanda Ripley. «Wir nennen das die ‹negative Panik›.» Orkan, Großbrand, Virenattacke – noch schlimmer und schädlicher als das eigentliche Unglück ist die falsche Reaktion der Betroffenen. Aber das muss nicht so sein. Amanda Ripley glaubt: «Wer versteht, wie sein Gehirn unter Stress arbeitet, kann seine Überlebenschancen massiv vergrößern.»
Die Techniken der Panikbekämpfung sind nicht nur für Vielflieger oder die Bewohner von Erdbebenregionen relevant. Allein in Deutschland leiden rund 2,5 Millionen Menschen an Angsterkrankungen (Phobien), fürchten sich vor Spinnen, Schlangen, Menschenmassen, sozialem Versagen, vor Flugzeugen, dem Büro, dem Alleinsein und, wenn sie dann doch mal jemanden gefunden haben sollten, auch vor dem Sex (Cypriphobie). Millionen von Zeitungslesern und TV-Konsumenten sind potenzielle Opfer von medieninduzierten Paniken, die von Reizwörtern wie «Dioxin, Al-Qaida, S-Bahn, Deutsche Bahn, Blitzeis und Zuwanderung» ausgelöst werden und eine kaum zu überschätzende Wirkung haben. So unterschiedlich die Ursachen auch sein mögen, so ähnlich sind die Symptome: Atemnot, Schwindel,
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