Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)
eingeschränkt. Beteiligen Sie sich deshalb an der Brandschutzübung in Ihrem Büro, prägen Sie sich die Position von Treppen und Feuerleitern ein, damit Sie diese Information im Notfall auch abrufbar haben (nur ein Drittel der Beschäftigten des World Trade Center kannten am 11. September 2001 die Lage der Treppenhäuser). Springen Sie an einem Wintertag in den vereisten Baggersee und härten Sie sich gegen den Kälteschock ab. Suchen Sie sich einen leeren, vereisten Parkplatz und bringen Sie Ihr Auto immer wieder gezielt ins Schleudern, bis die Brems- und Gegenlenkaktionen automatisiert ablaufen. Programmieren Sie Ihr Gehirn zu einem Krisencomputer, der auf alle Situationen blitzschnell die richtige Handlung errechnet und ausführt.
«Der Zustand vor der Katastrophe ist wichtiger als die Katastrophe selbst», glaubt die Risikoforscherin Amanda Ripley. Gesunde und fitte Menschen lassen sich weniger leicht verunsichern und haben deshalb höhere Chancen, ein Unglück zu überstehen. Und noch etwas kann hilfreich sein: «Menschen mit übermäßigem Selbstvertrauen kommen spektakulär häufig heil davon.» Wer sich als Herr seines eigenen Schicksals sieht, wer nicht an Vorbestimmung und andere Verschwörungstheorien glaubt und auch in der Katastrophe noch wie der Regisseur des eigenen Lebens agiert, gerät nicht in Panik und handelt mutig, entschlossen und ruhig. Größenwahn ist besser als Angst.
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40. Roboter MASCHINENFRÜHLING
Spätestens im Jahr 2040 übernehmen Computer die Macht: Abwehrstrategien im Kampf gegen allzu intelligente Künstliche Intelligenz.
Im April 2009 hatte Staatsanwalt Leif Johansson einen mysteriösen Fall zu bearbeiten. Ein Arbeiter wurde in einer Fabrik im schwedischen Ort Bålsta angegriffen. Johansson hatte es mit schwerer Körperverletzung oder gar versuchtem Totschlag zu tun. Das Problem: Der einzige Verdächtige war ein Industrieroboter. Der Arbeiter hatte sich der scheinbar ausgeschalteten Maschine, die im Arbeitsalltag dazu verwendet wird, schwere Steine zu heben und zu zerkleinern, genähert, um eine Routinewartung durchzuführen. Plötzlich erwachte der Roboter zum Leben, ergriff den Kopf des Mannes mit, nun ja, eiserner Hand und ließ nicht mehr los. Der Arbeiter hatte großes Glück, kam mit Platzwunden und vier gebrochenen Rippen davon. Der Jurist Leif Johansson aber musste nun beurteilen, ob er den Roboter in ein Gefängnis stecken oder auf den Schrottplatz schicken sollte. Es war ein beispielloser Fall, der viele Fragen aufwarf. Wie befragt man eine Maschine über ihre Motive und Handlungen? Und: Fällt ein fabrikneuer Roboter nicht unter das Jugendschutzrecht? Johansson entschied sich dafür, die Fragen zu ignorieren, schob die Schuld auf die Betreiber der Maschine und belegte die Fabrik wegen Verletzung des Arbeitsschutzrechts mit einer Strafe von 3000 Euro. Der Fall war abgeschlossen.
Die Vorstellung und Furcht, dass die Menschheit eines Tages von Maschinen angegriffen wird, die ein eigenes Bewusstsein entwickelt haben und ihrem Schöpfer körperlich und geistig überlegen sind, plagt unsere Rasse schon seit Beginn der Industrialisierung. Karel Čapek, der Erfinder des Wortes Roboter, schrieb bereits im Jahr 1921 einen Roman, in dem er schilderte, wie sich eine Sklavenarmee superintelligenter Maschinen gegen die menschlichen Unterdrücker erhebt – Spartakus Reloaded . In der Terminator -Reihe wehrt sich der Maschinengeist Skynet mit Robotern, Kampfflugzeugen und computergesteuertem Atom-Erstschlag gegen die Menschen, die ihn offline schalten wollen. Maschinen und Roboter sind schon in der Gegenwart keine gehirnlosen Gesellen. Computer schlagen die Menschen regelmäßig beim Schach und Online-Poker, und im Februar 2011 demütigte der IBM-Großrechner «Watson» die humanen Quiz-Champions bei einer Runde Jeopardy. Wissenschaftler arbeiten an Computern, die unabhängig von Eingabebefehlen mit der Welt experimentieren und aus ihren Fehlern lernen können, und in der Schweiz wurde eine Roboter-Rasse gezüchtet, die so programmiert ist, dass sie sich auf eigene Faust eine Energiequelle/Steckdose sucht und diese Information auch mit Artgenossen teilt.«Singularität» nennt man in der Hightech-Szene im Silicon Valley und an europäischen Elite-Universitäten den elektro-mystischen Moment, in dem die technologische Entwicklung so rasant abläuft, dass Menschen nicht mehr mithalten können und, wie es der US-Professor Ray Kurzweil nennt, «aus dem System
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