Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)
Therapievorschläge, die der Herr Doktor auf den Rezeptblock kritzelt, in Frage: «Auf Wikipedia habe ich das aber anders gelesen.» Der Fahrlehrer jedoch sitzt weiter auf dem Thron (Beifahrersitz mit Pelz- oder Holzperlenüberzug), er ist ein mobiler Gott, allwissend und allmächtig, der mit seinem Steuerrad- und Pedalen-Set jederzeit die Entscheidungen des Schülers überstimmen und ungeschehen machen kann. Alles, was wir über die Sicherheit im Straßenverkehr wissen, wissen wir aus der Fahrschule. Dass das zu wenig ist, zeigt ein Blick in die Verkehrsstatistik.
Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 4000 Menschen auf der Straße, dazu kommen noch einmal 10 000 lebensgefährlich Verletzte. Die Wahrscheinlichkeit, bei einer Autofahrt zu verunglücken, ist hundertmal höher als bei einer Bahnreise. Um wirklich sicher zu fahren, benötigen wir also nicht nur die banalen Tipps des Fahrlehrers («Grüner wird’s nicht!»), sondern müssen auch wissenschaftliche Erkenntnisse nutzen, die in den letzten Jahrzehnten in unzähligen Experimenten und statistischen Auswertungen gewonnen wurden. Hier sind sieben Lektionen, von denen Ihr Fahrlehrer garantiert noch nie gehört hat:
Lassen Sie das Auto bei gutem Wetter in der Garage stehen. Autokonzerne bewerben ihre Produkte gerne mit TV-Spots, in denen lächelnde Menschen mit Sonnenbrillen die Karren über makellose Hightech-Autobahnen oder sportlich anspruchsvolle Serpentinenstraßen ohne Gegenverkehr lenken. Und immer scheint die Sonne. Die Werbung sollte verboten werden, denn je schöner das Wetter ist, desto gefährlicher die Autofahrt. Zugegeben: Bei winterlichen Straßenbedingungen steigt die Unfallgefahr, gleichzeitig sinkt jedoch die Zahl der Todesopfer dramatisch. Eis und Schnee wirken als psychischer Bremseffekt bei den meisten Fahrern, sie fahren langsamer. Vierzig Prozent aller Toten im Straßenverkehr sind Opfer überhöhter Geschwindigkeit. Deswegen sind auch die bei ADAC-Ortsgruppen so unbeliebten Stoßzeiten zu empfehlen: Außerhalb der Hauptverkehrszeiten enden nämlich acht von tausend Kollisionen tödlich, während der Rushhour, im zähen Stop-and-go-Verkehr, sind es nur drei von tausend. Vielleicht ist das ein Trost für den nächsten Jahrhundert-Stau: Je unglücklicher ein Autofahrer ist, desto sicherer ist er auch.
Weichen Sie Alkoholikern aus. Bei zwölf Prozent aller tödlichen Unfälle spielt Alkohol eine Rolle. Jeder Mensch, der bei klarem Verstand ist, hat für sich selbst längst eine Null-Promille-Grenze eingeführt. Viel wichtiger ist aber, sicherzustellen, dass auch die anderen Fahrer, die einem mit 120 Stundenkilometer auf der Bundesstraße entgegenrasen, nüchtern sind. Es empfiehlt sich deshalb, Autofahrten eher am Morgen zu unternehmen anstatt am Abend, und an Feiertagen oder nach der Übertragung wichtiger Fußballspiele ein S-Bahn-Ticket zu lösen. Wer an einem Sonntag um drei Uhr morgens Auto fährt, hat dank der betrunkenen Disko-Besucher ein 134-mal höheres Risiko, ums Leben zu kommen als jemand, der am gleichen Tag um zehn Uhr zum Gottesdienst unterwegs ist.
Lassen Sie niemals einen geschiedenen Mann ans Steuer. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass Frauen nicht einparken können, sicher aber ist: Männer können nicht Auto fahren. Männer kommen wesentlich häufiger bei Verkehrsunfällen ums Leben – und das liegt nicht daran, dass Trucker, Schausteller und Gelber Engel noch immer reine Männerberufe sind. Pro 100 Millionen Fahrminuten, rechnen Statistiker aus, sterben Männer beinahe doppelt so oft wie Frauen. Das liegt daran, dass Männer öfter betrunken sind und auch riskanter fahren. Eine Scheidung oder Trennung erhöht das Risiko eines Verkehrsunfalls, an dem der Fahrer zumindest eine Mitschuld trägt, um das Vierfache. Wenn es sich schon nicht vermeiden lässt, dass der Mann auf dem Fahrersitz Platz nimmt, sollte man ihn wenigstens nicht allein im Auto lassen (auch wenn das etwas selbstmörderisch klingt). Die zusätzliche Masse, die ein Beifahrer mitbringt, kann bei einem Frontalzusammenstoß das Todesrisiko des Fahrers um 7,5 Prozent senken. Besonders Frauen auf dem Beifahrersitz bewirken, dass Männer vorsichtiger fahren. Diese Regel kehrt sich bei männlichen Fahranfängern allerdings um: Um ihre Beifahrerin zu beeindrucken, nehmen die Neulinge wesentlich höhere Risiken in Kauf.
Setzen Sie sich auf den ungeliebten Platz hinten in der Mitte. Es ist nicht besonders erstaunlich, dass bei persönlichkeitsgestörten
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