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Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)

Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition)

Titel: Im Notfall Buch aufschlagen: Tipps für alle möglichen Katastrophen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Moorstedt , Jakob Schrenk
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Inhaltsübersicht]
    56. Al-Qaida DER BLICK DES BODYGUARD
    Die Körpersprache verrät Terroristen und Selbstmordattentäter. Wir müssen lernen, den Body Talk des Dschihad zu entziffern.
    Früher war alles einfacher, selbst der Krieg. In den Konflikten des 20. Jahrhunderts konnten Soldaten den Feind und Gegner einfach anhand seiner Uniform, Kopfbedeckung oder Fahne identifizieren. In den asymmetrischen Kriegen des 21. Jahrhunderts, die keine Fronten mehr kennen, keine Grenzen und keine Regeln, tarnt sich der sogenannte «feindliche Kombattant» jedoch als Berufspendler, Tourist oder Geschäftsreisender. Er trägt seine Waffe auch nicht länger bedrohlich wie ein Bajonett oder Schwert vor sich her, sondern versteckt das Mordwerkzeug unter der Kleidung, im Schuh oder an noch intimerer Stelle wie der sogenannte «Unterwäsche-Bomber» Umar Farouk, der am 25. Dezember 2009 in letzter Sekunde daran gehindert werden konnte, einen Airbus A 330 im Landeanflug auf Detroit in die Luft zu sprengen. Der «neue Krieg» kennt lange Strecken der Stille und plötzliche Eruptionen und produziert so für Soldaten und Zivilisten ein Gefühl von Unsicherheit und Angst. Einzelpersonen und Sicherheitsbehörden wünschen sich deshalb gleichermaßen eine neue Überwachungstechnologie, eine Art psychologischen Radarschirm, der die Kontrolle über die unübersichtliche Terror-Topographie garantiert und mit dessen Hilfe man erkennen kann, ob der Passant, Nachbar oder Sitznachbar nun ein harmloser Familienvater oder Geschäftsmann ist und nicht doch ein Gesandter Osama bin Ladens.
    In Deutschland soll es etwa tausend gewaltbereite Terroristen und sogenannte Gefährder geben, die sich, wie man sagt, «unter uns befinden». Die Behörden fordern die Bürger deshalb regelmäßig zur Mithilfe auf. Im «Krieg gegen den Terror» muss jeder Bürger zu einer Art Privatermittler werden – wie Miss Marple, die nach einem Mordfall auf einem englischen Landsitz eintrifft, alle Verdächtigen im Kaminzimmer versammelt und ihre Aussagen und das Verhalten so lange analysiert, bis Motiv und Täter ermittelt sind. Das Problem ist nur: Die Fußgängerzone ist nicht so übersichtlich wie Plot und Personal eines Krimis. Und: Das Verbrechen ist noch gar nicht passiert.
    Täterbeschreibung und Fahndungsmeldung, die die Experten liefern, lassen ebenfalls zu wünschen übrig. «Wenn wir in der Nachbarschaft irgendetwas wahrnehmen», sprach der Berliner Innensenator Ehrhart Körting, «dass da plötzlich drei etwas seltsam aussehende Menschen eingezogen sind, die sich nie blicken lassen oder so ähnlich, und die nur Arabisch oder eine Fremdsprache sprechen, die wir nicht verstehen, dann sollte man, glaube ich, schon mal gucken, dass man die Behörden unterrichtet, was da los ist.» Die unübersichtliche Lage hat Sprache und Geist des obersten Berliner Verbrechensbekämpfers offenbar durcheinander gebracht. Ein wenig klarer äußert sich Elmar Theveßen, der Stellvertretende Chefredakteur und Terrorismus-Experte des ZDF, der empfiehlt, die Polizei einzuschalten, wenn der Nachbar im großen Stil Chemikalien kauft, Waffenlieferungen empfängt oder überstürzt abreist. Ob man im Wohnblock auch Stichproben in Briefkasten und Hausmüll durchführen soll, sagen die beiden Herren nicht.
    In Israel und den USA ist man ein wenig weiter. Um den Feind zu enttarnen, setzen die Geheimdienste und Sicherheitskräfte vor allem auf ein umfassendes Verständnis der Körpersprache. Ein Terrorist, so die Arbeitshypothese, hat sich vorbereitet, er hat seine Waffe versteckt und sich als gewöhnlicher Reisender getarnt, hat sich ordentlich rasiert, trägt Aktenkoffer und iPod und hat die Laufwege und Verhaltenscodes in Flughäfen und U-Bahn-Stationen einstudiert. Nur eine einzige Variable kann der Attentäter nicht kontrollieren: die Sprache seines Körpers, die vom Unbewussten gesteuert wird. Seit dem 11. September 2001 trainieren Agenten und Grenzbeamte daher die Fähigkeit, versteckte Zeichen von Angst, Anspannung, Nervosität, Hass oder Verachtung zu erkennen: eine zitternde Hand, ein unruhiger Blick, Schweiß auf der Stirn, der Body Talk des Dschihad.
    Das Standardwerk zum Thema, Menschen lesen , hat der langjährige FBI-Agent Joe Navarro verfasst, der in unzähligen Verhören seinen Blick für die unbewussten Signale des Körpers geschärft hat. Als besonders verräterisch betrachtet Joe Navarro vor allem jene «Beruhigungsgesten», mit denen Menschen in Stresssituationen versuchen,

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