Im Ozean der Venus
großen Saales. Jetzt kamen Männer in Druckanzügen und mit zurückgeklappten Helmen herein. Man konnte einen Teil ihrer Unterhaltung hören.
»... höchstens noch dreitausend Leute. Wir haben jetzt die Zwischenschleusen ...«
»... nicht so hindurch. Alles versucht. Seine Frau ist jetzt am Radio und redet ihm zu ...«
»Verdammt, er hat den Hebel in der Hand. Er braucht nur daran zu ziehen und dann ...«
Turner schien sich das alles anzuhören, als ginge es ihn nichts an. Er blieb reglos in der Ecke stehen. Dann zündete er sich wieder eine Zigarette an und trat sie nach zwei Zügen aus.
Plötzlich machte sich seine Erregung Luft. »Sehen Sie sich nur diese Menschen dort draußen an! Für die ist das ein Schauspiel. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich sage Ihnen, ich weiß es nicht.«
Wieder zog er an dem Schulterriemen und drückte das schwarze Kästchen an sich.
»Was ist das?« fragte Lucky.
Turner blickte auf das Kästchen herunter, als sähe er es zum erstenmal, und sagte dann: »Das ist mein Elektronenrechner, ein tragbares Modell, das ich selbst entworfen habe.« Einen Augenblick gewann der Stolz in seiner Stimme die Oberhand über seine Besorgnis. »So etwas gibt es in der ganzen Galaxis nicht noch einmal. Ich trage ihn immer bei mir. Daher weiß ich auch ...« Und dann verstummte er wieder.
»Also, Turner, was wissen Sie?« herrschte Lucky ihn an. »Reden Sie! Los jetzt!«
Die Hand des jungen Mannes legte sich auf die Schulter des Ingenieurs.
Turner blickte verblüfft auf.
»Wie war Ihr Name noch einmal?« fragte er.
»Ich heiße David Starr.«
Turners Augen leuchteten auf. »Der Mann, den man ›Lucky Starr‹ nennt?«
»Stimmt.«
»Dann will ich es Ihnen sagen, aber ich darf nicht laut sprechen, es ist gefährlich.«
Er begann zu flüstern, und Lucky beugte den Kopf zu ihm herunter. Die geschäftig herumlaufenden Männer, die den Saal betraten und verließen, achteten nicht auf sie.
»Die Wände der Stadtkuppel sind doppelt, wissen Sie«, sagte Turner. »Jede Wand besteht aus Glassit, das ist das zäheste, stärkste Silikonplastik-Material, das die Wissenschaft kennt. Sie werden mit Kraftfeldstrahlen verstärkt. Das hält einen ungeheuren Druck aus. Glassit ist in nichts lösbar. Es ist chemisch unangreifbar, und keine Substanz im venusianischen Meerwasser kann es beschädigen. Zwischen den beiden Doppelwänden befindet sich komprimiertes Kohlendioxyd. Das soll die Schockwellen brechen für den Fall, daß die Außenwand bricht. Die innere Wand ist aber stark genug, um ganz allein den Wasserdruck auszuhalten. Schließlich gibt es noch ein Netz von einzelnen Abteilungen zwischen den Wänden, so daß nur ein geringer Teil der Kuppelwand überflutet würde, falls ein Bruch auftreten sollte.«
»Das ist ein raffiniert ausgeklügeltes System«, sagte Lucky.
»Viel zu raffiniert«, sagte Turner verbittert. »Ein Venusbeben könnte die Kuppel in zwei Hälften spalten, aber sonst kann ihr nichts etwas anhaben, und auf diesem Teil des Planeten gibt es keine Beben.« Er hielt inne, um sich wieder eine Zigarette anzuzünden. Seine Hände zitterten.
»Und darüber hinaus sind an jedem Quadratfuß der Kuppel Drähte angebracht, die zu Instrumenten führen, die laufend die Feuchtigkeit zwischen den beiden Wänden messen. Der geringste Sprung irgendwo, und die Nadeln der Instrumente schlagen aus. Selbst wenn es nur ein mikroskopisch kleiner Riß sein sollte, zucken die Nadeln, und dann wird automatisch der Alarm ausgelöst.«
Er grinste schief. »Ich bin jetzt seit zehn Jahren hier in dieser Stellung, und in dieser Zeit haben die Instrumente nur fünfmal ausgeschlagen. In jedem Fall dauerten die Reparaturarbeiten weniger als eine Stunde. Man legt eine Taucherglocke an die beschädigte Wandstelle, pumpt das Wasser heraus, verschweißt das Glassit und läßt es abkühlen. Anschließend ist die Kuppel stärker denn je zuvor. Bis jetzt ist noch kein einziger Wassertropfen durchgekommen.«
»Ich verstehe«, nickte Lucky. »Und jetzt kommen Sie zur Sache.«
»Der ganze Fehler ist, daß wir zu sicher geworden sind, Mr. Starr. Wir haben immer nur damit gerechnet, daß die Außenwand langsam nachgibt, also ein kleines Leck bekommt. Das Wasser würde durchsickern, und wir wußten, daß wir immer genügend Zeit zu Gegenmaßnahmen haben würden. Niemals hat jemand daran gedacht, daß eines Tages eine Schleuse ganz geöffnet werden könnte. Das Wasser wird mit einer Geschwindigkeit von einer Meile pro
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